Herr Schoof, in Ungarn und der Slowakei findet zurzeit die Handball-Europameisterschaft statt. Verfolgen Sie die Spiele der deutschen Nationalmannschaft?
Jens Schoof: Ja, natürlich vor allem die der deutschen Mannschaft. Auch sehe ich mir mit meiner Frau besonders gerne Spiele auf Eurosport an, weil sie unter der Co-Moderation von Pascal Hens besonders unterhaltsam sind.
Wie stehen Sie zur Durchführung eines solchen Events während der Pandemie?
Diese Veranstaltung hat wie so manch andere bislang gezeigt, dass eine Durchführung trotz der Pandemie funktioniert. Die Voraussetzungen sind zwar dieses Mal durch die Omikron-Variante noch schwieriger geworden, trotzdem muss es ja irgendwann auch einmal weitergehen. Eventuell müssen wir mit solchen Situationen ja auch leben lernen.
Das Coronavirus wirbelt nicht nur den Kader der deutschen Mannschaft durcheinander, es trifft seit bald zwei Jahren vor allem die Sportvereine besonders hart. Wieviele Mitglieder hat die Pandemie bislang dem BHV gekostet?
Für Bremen liegen mir zurzeit keine speziellen Zahlen vor, da wir spieltechisch dem Handball-Verband Niedersachsen angeschlossen sind, wurden dort die Zahlen gemeinsam erhoben. Niedersachsen spricht von rund 4500 verlorenen Mitglieder, der Deutsche Handballbund von über 20 000. Das Gros davon ist 14 Jahre und jünger. Es ist aber zumindest eine Altersgruppe, die man zum Teil wieder zurückgewinnen kann, wenn natürlich auch nicht alle.
Inwieweit kann Ihr Sport vom aktuellen EM-Auftritt der Nationalmannschaft profitieren?
Dass die Spiele in der so genannten Primetime stattfinden, ist natürlich gut. Und da sich unsere Nationalmannschaft unter den gegebenen Umständen bislang gut verkauft hat, kann uns das nur helfen.
Auf Verbandsebene wurde nach einer rund sechswöchigen Pause vor kurzem wieder der Punktspielbetrieb aufgenommen. Was sprach dafür?
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hat die Politik den Kontaktsport dieses Mal nicht verboten. Wir hatten den Spielbetrieb nur deshalb unterbrochen, weil es nicht genügend Testmöglichkeiten gab. Diese sind ja mittlerweile wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wir haben immer kommuniziert, dass wir so schnell wie möglich wieder in den Spielbetrieb zurück wollten. Und es gab auf der Leistungsebene genug Rückmeldungen an uns, dass es weitergehen soll.
Trotzdem gab es für die Wiederaufnahme von den Mannschaften auch einiges an Kritik…
Es wird immer Kritiker geben, egal, welche Entscheidung wir in dieser Lage treffen. Was leider zu selten erwähnt wird, das sind diejenigen Mannschaften, die diese Entscheidung begrüßen. Warum sollen wir denjenigen, die spielen wollen, das verbieten, wenn es doch sogar politisch erlaubt ist? Wer nicht spielen möchte, der kann die Spiele problemlos und kostenfrei absagen. Dafür haben wir ja extra diese unbürokratische Möglichkeit geschaffen.
Unter der Hand wird beklagt, dass dennoch ein gewisser Spieldruck erzeugt wird. Denn wenn sich die Vereine nach der Verlegung nicht auf einen neuen Termin einigen können, dann werden dem Antragsteller die Punkte abgezogen. Außerdem werden die möglichen Reservetermine von Absage zu Absage immer knapper.
Wir müssen vor allem in dieser Ausnahmesituation mehr zusammenrücken denn je. Von uns Spieltechnikern und Staffelleitern wird ein Maximum an Flexibilität verlangt, da erwarte ich von den Vereinen, dass auch sie maximale Kreativität zeigen und sich entgegenkommen.
Wenn sich schon die Handball-Nationalspieler in ihrer Blase unter nahezu optimalen Bedingungen infizieren, wie vereinbart sich da denn ein Punktspielbetrieb im Amateursport unter dem Gesichtspunkt des Infektions-Risikos?
Ich finde es nicht richtig, sich nur den DHB herauszupicken. Die anderen Teams sind während des Turniers offenbar weniger von Infektionen betroffen, ein Wettbewerb ist also möglich. Durch unsere 2G-plus-Regelung, bei der sich die Spieler und Offiziellen ohne Ausnahme zusätzlich testen müssen, schaffen wir die zurzeit maximal mögliche Sicherheit. Es sind auch schon einige positive Testfälle aufgefallen, deshalb sollten sich die Mannschaften idealerweise vor der Anreise testen.
Am vergangenen Wochenende fanden bei den Männern und Frauen von der Oberliga bis zur Landesliga, also in fünf Ligen mit ihren insgesamt 19 Staffeln, nur rund 35 Spiele statt. Stimmen die Vereine da gerade mit den Füßen gegen die Spielmöglichkeit ab?
Wir sprechen im Spielausschuss inklusive Präsident und Geschäftsführer wöchentlich über die jeweils aktuelle Situation, die Beurteilung der pandemische Lage mit eingeschlossen. Wir haben uns dazu entschlossen, noch das nächste Wochenende abzuwarten und die die Lage dann neu zu bewerten. Danach ist es durchaus möglich, dass einige Ligen pausieren und andere nicht.
Denken Sie, dass Sie in dieser Saison nun auch eine sportliche Wertung hinbekommen werden?
Wir Spieltechniker sind guter Dinge, dass sich die Lage bessert. Ein Spieljahr geht bis zum 30. Juni, bis dahin könnten wir im notfalls zumindest die Hinrunde spielen. Möglich wäre auch eine spätere Auf- und Abstiegsrunde oder solange zu spielen, wie es geht, und die Platzierungen dann anhand der Quotientenregelung zu ermitteln.
Mögen Sie überhaupt noch ans Telefon gehen oder E-Mails und WhatsApp-Nachrichten lesen?
Man kommt im Ehrenamt an seine Grenzen. Früher waren wir nur der Ansprechpartner für eine feste Personengruppe, da war der Informationsfluss klar geregelt und hat in der Regel gut funktioniert. Heutzutage sind die Kontaktdaten von nahezu jedem gut zu finden, sodass sich die direkten Anfragen um ein Vielfaches erhöht haben. Viele Telefonate und Mails ließen sich vermeiden, wenn unsere zur Verfügung gestellten Informationen auch innerhalb des jeweiligen Vereins weitergereicht würden. Da verläuft die Weitergabe leider des Öfteren schleppend.