Vegesack. „Die Jahre in Bayreuth waren die schönsten, die ich gehabt habe“, sagt Karl-Heinz Matitschka, der im Jahre 2001 vom Bremer Theater in die Festspielstadt Bayreuth wechselte. Dorthin berief ihn der Opernregisseur, Bühnenbildner und Intendant Wolfgang Wagner, um als Technischer Direktor zu wirken.
Karl-Heinz Matitschka, 1950 in Bremen-Nord geboren, arbeitete sich vom Schreiner und Schlosser beim Bremer Vulkan über eine Ausbildung zum Ingenieur bis zum hochrangigen Leitungsposten in einem der berühmtesten Festspielhäuser der Welt hinauf – ein steiler Weg. Auf der Hochschule für Theatertechnik in Recklinghausen hatte er sich Kenntnisse über den Ablauf des Bühnenbetriebs angeeignet, dem folgte eine 20-jährige Zeit am Bremer Theater, wo er zunächst als Bühnentechniker und Werkstättenleiter und schließlich als Technischer Direktor tätig war. „In Bremen hatte ich es mit Oper, Tanz und Schauspiel zu tun, und meist ging der Job vom frühen Morgen bis spät in die Nacht“, sagt er.
Seine letzte Arbeit in Bremen war die Mitarbeit an der Inszenierung der „Letzten Tage der Menschheit“ nach Karl Kraus im Bunker Valentin unter der Leitung von Johann Kresnik. Dieser brachte das Drama, das aus zahllosen Originalzitaten collagiert ist, mit seinen satirischen, fantastischen und grausamen Szenen vor albtraumhafter Kulisse zur Aufführung und stellte für die technische Umsetzung ungewöhnliche Bedingungen: „So mussten wir zum Beispiel ein weißes Pferd auf die Bühne bringen, auf dem ein nackter SS-Offizier sitzt“, erinnert sich Karl-Heinz Matitschka. Auch in Bayreuth war er zeitweise in skandalträchtiger Zeit tätig, unter Intendanten, die oft im Umgang alles andere als einfach waren und vor ausgefallenen Ideen sprudelten: „Der Film- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief, der für seine Provokationen bekannt war, inszenierte den Parsifal, und die Proben mit dem polternden Regisseur gingen oft nicht ohne heftiges Türenknallen ab“, sagt Matitschka. „Ein anderer Regisseur wollte unbedingt, dass die Akteure auf der Bühne im Schlamm waten, aus dem 3000 Osterglocken sprießen sollten“, sagt er.
Die Bühne war eine Stadt
Als Technischer Direktor in Bayreuth nahm die Arbeit für Karl-Heinz Matitschka dann Formen von gigantischer Komplexität an – insgesamt rund 800 Personen wirkten dabei mit. Matitschka war für alle Auf- und Abbauten, Proben und Vorstellungen verantwortlich und für das gesamte Festspielhaus zuständig. „Die Bühne war wie eine kleine Stadt“, sagt er, „und auf ihr herrschte ein ständiger Wechsel von Leuten aus unterschiedlichsten Sparten.“
Mit 46 Festangestellten hatte Matitschka als Technischer Direktor eine Fülle von Aufgaben: „Zunächst wurden kleine Modelle des Bühnenbildes entworfen. Ich prüfte, ob das überhaupt umsetzbar war und nicht den Kostenrahmen überstieg. Aber ich kümmerte mich zum Beispiel auch um die Sichtverhältnisse aus dem Zuschauerraum – meine Arbeit reichte bis hin zu den Duschen, die wegen eventueller Bakterienkeime eine Woche vor Spielbeginn durch Wasserproben überprüft werden mussten“, sagt er.
So kräftezehrend sein Einsatz in Bayreuth war, verdienstvoll war er allemal: Für die Neuinszenierung des „Parsifal“ von Stefan Herheim im Jahre 2008 erhielt Karl-Heinz Matitschka den „Opus Deutscher Bühnenpreis“ in der Kategorie „Technische Realisation“ für die Umsetzung des Konzepts mit 27 offenen Verwandlungen. Für Aufsehen sorgte in Bayreuth „Der Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Frank Castorf aus dem Jahre 2013. „Er wollte unbedingt einen Mercedes-Benz W 111 auf der Bühne haben, und der musste extra aus Amerika importiert werden“, erinnert sich Karl-Heinz Matitschka.
Nach den extrem anstrengenden Festspielwochen gönnte sich Karl-Heinz Matitschka jedes Mal einen Urlaub auf Norderney, wo er noch heute viele Freunde hat, ebenso wie in Bayreuth, wohin es ihn immer wieder zieht.
Bis zum November 2015 blieb Karl-Heinz Matitschka bei den Bayreuther Festspielen tätig, und ab 2013 war er auch als Berater im Bereich Technik bei den Tiroler Festspielen Erl im Einsatz. Dort stand die 24-Stunden-Version des „Rings“ 2014 auf dem Programm. Als er im Jahre 2015 in den Ruhestand ging, wollte er nicht abrupt aufhören und blieb Senior Consultant bei den Tiroler Festspielen.
Im Sommer 2017 äußerte seine Frau während des Urlaubs auf Norderney den Wunsch, doch wieder in die alte Heimat zu ihrer Mutter, den zwei Schwestern und dem Bruder zurückzuziehen. So kam es am 1. Dezember 2018 zum Umzug von Bayreuth in die alte Heimat Bremen-Nord.
Doch wer so lange im Bereich Kultur gewirkt hat, kann nicht so einfach aufhören. In Zukunft möchte Karl-Heinz Matitschka das kulturelle Leben in Bremen-Nord beleben und Neues anstoßen, seine profunden Kenntnisse könnte er dabei in zahlreichen Feldern einbringen: „Zum Beispiel könnte man doch Theaterstücke in kleiner Besetzung machen oder auch alte Filme für Kinder auf dem Sedanplatz zeigen“, regt er an. In Bremen-Nord gäbe es, was die Kultur betrifft, noch enorm viel Potenzial.