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Meine Woche: Glück im Unglück

Guido Flierbaum ist Mitglied der Zweitliga-Luftgewehr-Freihand-Aktiven der Sportschützen Bremen. Der Kraftwerker arbeitet im Leitstand als Schichtspringer und blickt auf eine erfolgreiche Woche zurück
11.01.2022, 13:31 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Mittwoch, 5. Januar: Aufgrund meines Urlaubs kann ich den Tag entspannt angehen und genieße es, auszuschlafen – was ich aufgrund meiner Schichtarbeit über die Feiertage nicht konnte. Nachdem ich meine Lea, eine kleine dreijährige Jack-Russell-Dame bei meinen Eltern abgegeben habe, fahre ich zur Baustelle nach Neuenkirchen, wo seit zwei Monaten meine Doppelhaushälfte gebaut wird. Durch mein handwerkliches Geschick bringe ich einiges an Eigenleistung ein und bin gerade dabei, die Vorarbeiten für die Elektroinstallation vorzunehmen. Dazu gehört es unter anderem, Leerrohre zu verlegen und Unterputzdosen einzubauen. Später kommt noch mein Vater Wilfried Flierbaum hinzu, um mich zu unterstützen. Auch am Abend habe ich noch keinen Feierabend, sondern sitze an meinen PC, um meine Küchen- und Badplanung voranzubringen. Immer wieder tauchen neue Ideen auf, die ich versuche mit einzubringen.

Donnerstag, 6. Januar: Da ich gestern meine Arbeiten größtenteils abgeschlossen habe, räume ich die Baustelle nur noch auf. Unterstützung erhalte ich hierbei von Lea, die eigentlich lieber spielen möchte und mir ihren Ball immer wieder zwischen die Beine legt. Kurzerhand entschließe ich mich dazu, die Baustelle abzuschließen und mit Lea an die Weser zu gehen, um dort eine große Gassi-Runde zu machen. Nachmittags bin ich mit meinem Teamkollegen Philipp Koschinsky und mit Anneliese Neugebauer vom Blumenthaler SV zum Training auf der Blumenthaler Anlage verabredet, weshalb ich Lea im Anschluss schnell nach Hause bringe und meine Trainingssachen hole. Auf dem Weg halte ich bei der Teststation des Reisediensts von Rahden in Schwanewede an, um einen Corona-Schnelltest zu machen. Ich bin überrascht, was sich Unternehmen alles einfallen lassen, um Teststationen aufzubauen, wie in diesem Fall in einem Reisebus. Mir fällt es schwer, mich auf das Schießen zu konzentrieren, da meine Gedanken immer wieder zu Planungen für den Neubau abschweifen. Ich hoffe, dass dies Sonntag im Wettkampf gegen den SSV Kassau anders sein wird. Trotz allem bin ich mit meiner Leistung von 388 Ringen zufrieden.

Freitag, 7. Januar: Heute geht es bei grauem Wetter von Farge nach Braunschweig, wo am Sonntag der letzte Wettkampf der diesjährigen Saison in der 2. Bundesliga Nord stattfinden wird. Damit sich der Weg lohnt und wir noch etwas Zeit haben, uns die Stadt anzuschauen, haben Jessica Lampe und ich beschlossen, schon einen Tag früher als unsere Mannschaftskameraden anzureisen. Jessica tritt für den SV Stuhr von 1912 an. Also schnell Tasche packen und Lea zu meinen Eltern bringen. Auf dem Weg zu Jessica mache ich noch schnell einen Coronatest, den man nun auch in Hotels braucht. Bei den ganzen Verordnungen kommt man langsam ins Schleudern, und es wird lästiger Alltag. Unterwegs träumen wir vom perfekten Stand, den man im Falle eines Lottogewinns bauen könnte. Nach dem Einchecken im Hotel bummeln wir entspannt durch die Braunschweiger Altstadt und kehren am Abend beim Griechen ein, was aufgrund der Tests kein Problem ist. Mit dem leckeren Essen und ein paar Cocktails lassen wir den Tag ausklingen.

Sonnabend, 8. Januar: Bei einem ordentlichen Frühstücksbuffet im Hotel entscheiden Jessica und ich uns aufgrund des guten Wetters kurzerhand, dem Braunschweiger Zoo einen Besuch abzustatten. Vorher aber müssen wir noch einen Schnelltest machen, den wir für den Wettkampftag benötigen. Im Zoo treffen wir auf unsere Mannschaft-Maskottchen, das Schaf und die Schildkröte. Wenn das kein Glück bringt. Im Hotel warten wir bei warmen Kakao auf unsere Teams. Zuerst kommt Nicklas Kildehoj mit seiner Freundin Sara aus Dänemark an. Als alle Zimmer bezogen sind, geht es zum Training auf den Wettkampfstand. Die Vorbereitung läuft recht vielversprechend mit zwei 98er Serien. Im Anschluss geht es mit der Mannschaft erst einmal zum Burger-Essen bei Peter Pane ganz in Hotel-Nähe. In einer Hotelbar treffen wir noch auf zwei weitere Mannschaften, die morgen am Wettkampf teilnehmen.

Sonntag, 9. Januar: Nach dem gemeinsamen Frühstück mit der Mannschaft geht es zum Schießstand. Die Stimmung ist angespannt, da jeder weiß, dass es um viel geht. Können wir uns aus eigener Kraft in die Relegation retten oder droht der direkte Abstieg in die Landesverbandsoberliga? Trotzdem versuchen wir, mit einem klaren Kopf in den Wettkampf zu gehen und den Druck auszublenden. Mir persönlich gelingt dies nicht so gut, denn seit dem Morgen habe ich eine leichte Magenverstimmung. Die Probe verläuft aber recht reibungslos. Nach der Probezeit ertönt das Wort Startr durch die Lautsprecher. Ohne, dass ich aufgeregt bin, schüttet mein Körper Adrenalin aus. Durch Atemübungen versuche ich, die Kontrolle zu gewinnen. Nach nur 9,9 Ringen im ersten Schuss ist die Verzweiflung groß. Mit 95 Ringen führe ich nach der ersten Serie um einen Ring im Duell mit meiner Gegnerin. Anschließend komme ich auf 96 und auf super 99 Ringe. Ich lege ab und mache eine kurze Pause. Dies ist keine gute Idee. Es folgt eine Schussbildverlagerung nach rechts. Daraus resultieren drei Neunen. Ich verzweifel angesichts von 92 Ringen, habe aber Glück im Unglück. Mit 382 Ringen hole ich um einen Ring meinen Punkt. Weil auch Niels Overgaard und Kevin Strandhartinger ihre Punkte einsammeln, herrscht großer Jubel über einen 3:2-Erfolg. Die Erleichterung ist groß. Ich nehme Zucker zu mir, um meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Wir sitzen noch etwas zusammen. Dann machen Jessica, die ihren Wettkampf auch mit 392 Ringen gewonnen hat, und ich uns auf den Heimweg.

Montag, 10. Januar: Da ich noch Urlaub habe, komme ich meiner Tätigkeit als Hallenwart im Schützenverein Neuenkirchen nach, in dem ich bereits seit 28 Jahren Mitglied bin. Auf meiner Baustelle sind die Mitarbeiter der Firma C. Mielke Bau auch schon fleißig im Gange. Ich überreiche ihnen nachträglich ein kleines Weihnachtspräsent, da die Arbeiten aufgrund des Wetters früher eingestellt werden mussten und ich sie vor den Feiertagen nicht mehr gesehen hatte.

Dienstag, 11. Januar: Ich setze mich mit möglichen Hygiene-Konzepten auseinander, die ich für mein Biker-Frühjahrstreffen benötige, das ich vor fünf Jahren ins Leben gerufen habe. Deshalb rufe ich auch gleich bei der Schlachterei Cammann an, um das Spanferkel zu bestellen. Abends geht es zum Griechen Athos nach Schwanewede, um einen Gabeltest für den Round Table 92 durchzuführen. Der Round Table ist eine Gemeinschaft, die durch verschiedene Aktionen wie zum Beispiel dem Weihnachtspäckchen-Konvoi oder Fluthilfe der Gemeinschaft hilft. Hier bin ich seit Ende des vergangenen Jahres Mitglied. KH

Roman Brier, der Kapitän des Beckedorfer TC II in der Tennis-Herren-Bezirksklasse, wird als Nächster über seine Woche berichten.

Zur Person

Guido Flierbaum (38)

ist Mitglied der Zweitliga-Luftgewehr-Freihand-Aktiven der Sportschützen Bremen. Der Kraftwerker arbeitet im Leitstand als Schichtspringer des Müllheizkraftwerks der swb in Findorff. Mit seinen zwölf Jahren im Verein gehört er zu den Gründungsmitgliedern.

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