Vegesack. Mitten zwischen Wohnhäusern befindet sich das Geschäft von Claudia und Reinhard Ose. Dort entstehen sowohl Schmuckstücke aus Gold und Silber als auch Brunnen, Skulpturen und andere Kunstwerke aus Bronze. Jedes Stück wird in Handarbeit gefertigt und ist ein Unikat. Seit 20 Jahren haben die beiden Kunsthandwerker ihr Domizil am Wilmannsberg. Es ist ein eher ungewöhnlicher Standort – abseits der Vegesacker Fußgängerzone. Während dort täglich zahlreiche Menschen an den Schaufenstern vorüberziehen, ist es in der Wohnstraße auch an schönen Tagen eher ruhig.
Laufkundschaft gibt es kaum, was für die Goldschmiedin und den Metallgestalter jedoch kein Problem ist. Im Gegenteil: Die Adresse wurde bewusst gewählt: „In der Fußgängerzone wären wir zwar zentraler, hätten wohl mehr Kunden, aber auch höhere Kosten und deutlich weniger Platz“, erklärt Reinhard Ose. „Aber wir können es uns leisten, etwas abseits zu sein, denn unser Kundenkreis ist breit gestreut, und man kennt uns“. Zu den Kunden des kleinen Handwerksbetriebs gehören hauptsächliche Privatpersonen, die zum Teil über ganz Deutschland verteilt sind. Einige kommen sogar aus der Schweiz.
Ein weiterer Grund, warum man sich lieber etwas abseits hält, hängt mit dem Selbstverständnis als Künstler zusammen. „Als Künstler ist dein Ziel nicht Gewinnerzielung, sondern dass du deine Ideen umsetzt“, erklärt Claudia Ose. Das Unternehmen ist zwar als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisiert, und beide Inhaber leben von dem, was sie mit dem Verkauf ihrer Stücke verdienen, doch steht der künstlerische Aspekt im Fokus. „Wir wollen nicht wachsen oder eine Marke werden“, so Claudia Ose.
Auch in der Rolle des Chefs sehen sich beide nicht. „Würden wir zentraler liegen, müssten wir jemanden einstellen, der sich um den Laden kümmert“, sagt Reinhard Ose. Seine Frau ergänzt, dass man dann auch nicht darum herumkomme, industrielle Ware anzubieten. Etwas, was sie sich überhaupt nicht vorstellen könne. So setzten die Künstler auf ihren Bekanntheitsgrad sowie auf neue Kunden durch Empfehlungen. Außerdem zeigen sie ihre Arbeiten regelmäßig bei den Ausstellungen des Vereins „Angewandte Kunst Bremen“, in dem sie Mitglied sind.
Warum Platz ein so wichtiger Aspekt für die Wahl des Standorts war, zeigt sich, wenn man das Geschäft betritt. Neben den Tischen für die filigranen Gold- und Silberarbeiten von Claudia Ose im hinteren Teil des Ausstellungsraums gibt es auf der Rückseite des Hauses eine Werkstatt für deutlich größere Projekte. Dort entstehen die Brunnen, Lampen und Skulpturen aus Kupfer, die die Spezialität von Reinhard Ose sind.
Die Figuren tragen Namen wie Zorro, Anubis oder „Wiesel“ und wirken wie Mischungen aus Tieren und Fabelwesen. Wer genau was darstellt, will und kann ihr Erschaffer nicht sagen. „Wenn ich anfange zu modellieren, wird es mal elefantös, mal fischig, mal etwas ganz anderes. Die Figur entsteht einfach“. Reinhard Ose möchte den Betrachter dazu anhalten, selbst zu interpretieren.
Neben den großen Brunnen und auffälligen Skulpturen baut Ose auch Lampen. Außerdem fertigt er winzige Figuren, die zuerst in Wachs modelliert und dann in Bronze gegossen werden. Einige dieser Winzlinge gibt es auch aus Silber. Manche sitzen auf Ringen oder dienen als Kettenanhänger. Einige dieser Schmuckstücke entstehen in Zusammenarbeit der beiden Künstler, das Gros des Schmucks stammt jedoch von Claudia Ose allein. Die gelernte Goldschmiedin und Diplomdesignerin fertigt Ringe, Ketten, Armreifen und Ohrschmuck – zumeist aus Silber, hin und wieder auch aus Gold.
Geometrische Formen
Während ihr Mann eher aufs Figürliche setzt, zeichnet sich das, was Claudia Ose erschafft, durch Schlichtheit und geometrische Formen aus. Hinzu kommen besondere Ideen, die die Künstlerin selbst entwickelt. Dazu gehört zum Beispiel ein spezieller Verschluss für hängende Ohrringe, der das Schmuckstück sichert und gleichzeitig zu der ungewöhnlichen Optik beträgt. Auch probiert die Kunsthandwerkerin gerne Techniken aus, die nur noch selten angewendet werden. Dazu gehört das Ziselieren von Silber, bei dem Reliefs entstehen, die dann als Brosche oder Kettenanhänger getragen werden können. Zudem kann sie Fingerabdrücke auf Gold und Silber bannen. Neben dem Anfertigen von Stücken nach eigenen Entwürfen gehört das Reparieren und Umarbeiten von Schmuck zum Arbeitsalltag der Goldschmiedin. „Kunden kommen zum Beispiel mit Erbstücken zu mir, die ich passend mache oder auf Wunsch umgestalte“.
Außerdem können bei „Ose Metall“ Goldschmiedekurse gebucht werden. Dafür haben die beiden Inhaber vor fünf Jahren extra einen runden Arbeitstisch eingerichtet, an dem bis zu fünf Personen Platz finden. Während der zweieinhalbstündigen Kurse können die Teilnehmer unter Anleitung eigene Ideen für Schmuckstücke entwickeln und umsetzen. Anstoß für dieses Angebot war die große Nachfrage von Kunden, die selbst einmal das Handwerk ausprobieren wollten. Die Kurse haben sich schnell etabliert und sind sehr gefragt. „Und das, obwohl wir in der ganzen Zeit nur zweimal Werbung dafür gemacht haben“, berichtet Claudia Ose.
Regelmäßig treffen sich die Teilnehmer abends am Wilmannsberg und probieren sich in der Bearbeitung von Silber aus. „Manche kommen nur ein paar Mal, andere fuchsen sich rein und wollen immer mehr ausprobieren“, erklärt Ose. Manche haben keine handwerkliche Erfahrung, andere zumindest ein Grundwissen. Spaß mache es jedoch allen. „Die Leute kommen gestresst von der Arbeit und gehen ganz entspannt wieder“, erklärt Reinhard Ose. Am Arbeitstisch entstünden manchmal auch Freundschaften.
Insgesamt habe das Geschäft auch einen sozialen Aspekt, so Claudia Ose. Immer wieder kämen Kunden vorbei, die länger bleiben und sich umschauen. Gespräche entspinnen sich, und aus dem kurzen Besuch, um etwas zu kaufen oder abzuholen, wird eine Galerieführung samt Klönschnack. Auch Freunde schauen ab und zu vorbei.
Die Freiheit, solche Unterbrechungen mitzunehmen, gehöre ebenso zu ihrer Arbeit, wie die Pflicht, abends oder am Wochenende auch mal länger in der Werkstatt zu bleiben. „Ich möchte auch nicht mit 65 auf dem Sofa sitzen und nichts tun“, erklärt Reinhard Ose. „Das hier ist nicht nur Arbeit, sondern auch immer noch ein Hobby – und wir machen das solange weiter, wie es Spaß macht.“
Das Unternehmen in Zahlen
Die Inhaber Claudia und Reinhard Ose stammen gebürtig aus Gera und leben seit mehr als 30 Jahren in Vegesack. Claudia Ose ist gelernte Goldschmiedin und Diplom-Schmuckdesignerin. Reinhard Ose ist Silberschmied und Metallgestaltermeister (ehemals Korpusgürtler). Gemeinsam mit Claus Hößelbarth baute Reinhard Ose Ende der 80er-Jahre die Glas- und Metallwerkstatt im Kito in der Alten Hafenstraße auf. 1989 begann die Geschichte der Schmuck- und Metallwerkstatt gemeinsam mit Claudia Ose. Zehn Jahre später zogen sie gemeinsam an den Wilmannsberg. Ose Metall, Wilmannsberg 37, Telefon: 04 21/66 77 11, E-mail: info@ose-metall.de. Weitere Informationen unter www.osemetall.de.