Lesen, Lernen, Arbeiten oder einfach nur Verweilen in der Stadtbibliothek Vegesack? „Nein, das ist leider nicht möglich“, ist die Antwort auf eine aktuell häufig gestellte Frage. Angebote, die mit einem längeren Aufenthalt in der Bibliothek verbunden wären, kann das Team in Zeiten der Corona-Krise nicht anbieten. Dennoch, seit dem 4. Mai haben die Türen der Stadtbibliothek Vegesack – wenn auch mit eingeschränktem Angebot – wieder geöffnet, und die Menschen stehen Schlange. „Zumindest vor der Tür zur Öffnungszeit“, sagt Martin Renz. Der Leiter der Stadtbibliothek Vegesack präzisiert: „Es kommt unheimlich viel an Medien zurück.“
Die ersten Öffnungstage habe das Team um Martin Renz, „sieben Mitarbeiter und ein Azubi“, ordentlich zu tun gehabt. Von Kindermedien wie Bilderbücher, Tonies (kleine magnetische Figuren, die in Kombination mit der Tonie-Box Hörspiele abspielen), CDs bis hin zu aktuellen Bestsellern und Sachbüchern kamen zurück, und gingen auch gleich weiter an den nächsten Wissensdurstigen. „In Zahlen zu sagen, wie viel Menschen uns momentan mehr besuchen, ist schwierig. Allerdings haben wir derzeit erheblich mehr zu tun, als vor der Corona-Krise. Es sind gut frequentierte Tage“, lautet die Bilanz von Renz nach rund einer Woche Öffnungszeit.
Veränderte Öffnungszeiten
Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, ist in den Bibliotheken nur die Ausleihe und Rückgabe von Medien möglich. Auch das Wlan ist bis auf Weiteres deaktiviert, damit sich die Nutzer möglichst kurz in den Räumen der Bibliothek aufhalten. Alle Veranstaltungen sind bis zum 31. August abgesagt. Darüber hinaus darf zur Einhaltung der nötigen Abstandsregeln nur eine begrenzte Anzahl an Personen die Bibliotheken betreten. „13 Personen gleichzeitig“, macht Martin Renz für Vegesack klar, weshalb es auch vor der Tür zu Wartezeiten kommen kann. Und er betont: „Ohne Mund-Nasen-Schutz lassen wir niemanden herein.“
Zudem wurde der Medien-Abholservice mit Öffnung der Bibliotheken wieder eingestellt. Darüber hinaus gelten vorläufig abweichende Öffnungszeiten in allen städtischen Bibliotheken. So auch in Lesum. „Dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr“, sagt Laura Heller. Seit Dienstag, 5. Mai, ist nach gut sieben Wochen auch die Lesumer Bücherei wieder geöffnet. „Die Menschen sind froh, wieder persönlich vorbeikommen zu dürfen“, sagt Laura Heller. „Die ersten Tage herrschte ein so großer Andrang, dass die Menschen bis zur Straße runter standen.“
Die Leiterin der Lesumer Stadtbibliothek lobt das vorbildliche Verhalten der Bibliotheksbesucher. „Alle halten sich an die Vorkehrungen, sind mit entsprechendem Mund-Nasen-Schutz ausgerüstet, halten den notwendigen Abstand von mindestens 1,50 Meter ein und beschweren sich auch nicht über die daraus resultierenden Wartezeiten.“ Die geänderten Öffnungszeiten, das macht Laura Heller deutlich, sind ebenfalls ein Resultat der Sicherheitsvorkehrungen. „Wir Mitarbeiter, in Lesum sind es vier, sitzen hinter Plexiglas. Die Besucher können Medien zurückgeben, ausleihen, Vormerkungen und Kassengeschäfte tätigen, sich beraten lassen und sich anmelden. Wir müssen die zurückgegebenen Medien dann zwischendurch in die entsprechenden Regale einräumen.“
In die Stadtbibliothek Lesum dürfen acht Personen gleichzeitig eintreten. Ansonsten gilt zur Vermeidung eines unnötigen Aufenthaltes auch hier: keine Computer, keine Tageszeitungen, keine Bestellungen aus anderen Bibliotheken, kein Wlan, keine Begleitung der Mitarbeiter an die Regale, den Kopierer, keine Veranstaltungen, kein Verkauf von Flohmarktmedien, Taschen und weiteres. Kinder bis zwölf Jahren dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen in die Bibliothek. Auslandsreisen müssen länger als 14 Tage zurückliegen. Die allgemeinen Hygieneregeln sowie die Husten- und Niesetikette sollten beachtet werden, und die Besucher sollten vorzugsweise bargeldlos bezahlen.
Damit auch nicht gleich in den ersten Tagen jeder die Räume der Stadtbibliotheken stürmt, gilt außerdem, dass fällige Medien noch bis zum 30. Mai zurückgegeben werden können, ohne dass zusätzliche Versäumnisentgelte anfallen.
Medien online ausgeliehen
„Bevor sich jemand in diesen Zeiten bemüht, uns einen persönlichen Besuch abzustatten, ist es sinnvoll, vorher schon einmal online in unseren Katalog zu schauen, welche Medien überhaupt da sind. Sofern man die Möglichkeit hat“, sagt Martin Renz. „Viele Menschen haben sich während der Bibliotheksschließung durch die Corona-Pandemie ihre Medien über unseren ,Stabi to go'-Service bestellt. Das hat gut funktioniert“, erzählt Martin Renz.
Die umfangreichen digitalen Angebote der Stadtbibliothek stehen auch weiterhin zur Verfügung. So können beispielsweise mit der „Onleihe“ E-Books oder mit „Press Reader“ internationale Zeitungen gelesen werden. „Über Youtube gibt es sogar das Bilderbuchkino“, sagt Martin Renz.
Ab diesem Montag, 11. Mai, öffnen auch die Gemeindebüchereien in Schwanewede, Neuenkirchen und Aschwarden sowie in Lemwerder wieder. Auch hier gelten Abstands- und Hygienevorschriften. Um Warteschlangen zu vermeiden, bitten die Büchereien in Schwanewede und Neuenkirchen deshalb um eine Terminvereinbarung während der Öffnungszeit. In Lemwerder können Bücher telefonisch vorbestellt werden, montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, unter 04 21 / 67 39 48 oder gemeindebuecherei@lemwerder.de. Eine besondere Reglung gilt für die Bücher-Rückgabe. Die Bücher sind mit einem Namenszettel des Entleihers zu versehen und in eine Kiste am Eingang der Bücherei zu legen.
In Schwanewede öffnet die Gemeindebücherei montags von 14.30 bis 20 Uhr und mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr, die Gemeindebücherei in Neuenkirchen dienstags und donnerstags von 16 bis 18.30 Uhr und die Gemeindebücherei in Aschwarden donnerstags von 17 bis 18 Uhr. „Auf ausgeliehene Bücher, Medien oder Gesellschaftsspiele, deren Ausleihzeiten während der Corona-Schließung der Büchereien abgelaufen sind, wird keine Mahngebühr erhoben“, heißt es aus den Büchereien. Es sei für die Rückgabe daher nicht notwendig, gleich am Tag der Wiedereröffnung vorbeizukommen.
Weitere Informationen
Geöffnet sind die Stadtbibliotheken Vegesack (04 21 / 3 61 72 44) montags bis freitags (ausgenommen mittwochs) und Lesum (04 21 / 3 61 71 42) dienstags, donnerstags und freitags, jeweils von 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr.