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Das Porträt Funker aus Leidenschaft

Dieter Lensch ist seit mittlerweile 73 Jahren Funker – 70 davon beim Deutschen Amateur-Radio-Club. Dafür hat der Ortsverband Vegesack ihn nun geehrt.
29.04.2023, 08:00 Uhr
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Funker aus Leidenschaft
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wann immer er Lust hat, verzieht sich Dieter Lensch in sein Arbeitszimmer und greift zum Funkgerät. So kann er von seiner Wohnung in Schwachhausen aus mit der ganzen Welt kommunizieren. Oder mit seinen Funkkollegen in Vegesack. Dort gehört er dem Ortsverband des Deutschen Amateur Radio Clubs an. Der hat ihn nun für 70 Mitgliedsjahre im Verein geehrt. Funker ist Lensch aber noch länger: 73 Jahre.

"Vor allem im sogenannten Überseefunk habe ich viel gemacht", sagt der 91-Jährige. Hin und wieder hat er dabei auch Persönlichkeiten wie den spanischen König Juan Carlos und den König von Jordanien, Hussein bin Talal, erreicht. Mit ihnen hat er die gleichen Themen erörtert wie mit anderen Amateurfunkern. "Primär sprechen wir über das Funken", erzählt er. "Wenn ich aber zum Beispiel mit jemandem aus Brasilien spreche, interessiert mich natürlich auch, was der Andere beruflich macht und wie die Lebensumstände sind." Gesprochen wird dabei in der Regel englisch.

Die Liebe zum Amateurfunk ist bei ihm so groß, dass er selbst im Urlaub nicht darauf verzichten kann. "Wo immer wir uns einquartiert haben, musste ich zunächst schauen, wo ich die Antenne aufstellen kann", berichtet er. Auf Malta war das allerdings nicht so ohne Weiteres möglich. Deshalb suchte er zunächst die zuständige Behörde auf, um eine entsprechende Genehmigung zu beantragen.

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Ähnlich war es auch vor 73 Jahren, als Detlef Lensch mit dem Funken begann. "Bevor ich starten konnte, musste ich zunächst eine Prüfung bei der Oberpostdirektion ablegen", erzählt er. Zu der Zeit bekam der damals 18-Jährige auch sein erstes Funkgerät. Das kaufte er allerdings nicht in einem Geschäft, sondern baute es selbst. "Das war zur Nachkriegszeit, als auf dem Markt viel abgelegtes Wehrmachtsfunkgut lag", erinnert er sich. Dort fand er einen Empfänger, der zuvor in Flugzeugen eingesetzt wurde. Daraus bastelte der Schwachhauser sein erstes Funkgerät.

Seine Leidenschaft hat er Richard Schönborn zu verdanken, einem passionierten Funker aus Wilhelmshaven, der vor mehr als 70 Jahren in seiner Nachbarschaft wohnte. "Das war mein Mentor", erzählt er. Durch ihn ist er nicht nur zum Funken gekommen, sondern auch zur Reparatur von Radios. "In der Nachkriegszeit gehörte so etwas zum Überlebenstraining", sagt er. "Wer Radios reparieren konnte, bekam auch etwas zu essen."

Nicht nur deshalb war Dieter Lensch regelmäßig bei Schönborn zu Besuch. "Ich kam in eine kleine Dachstube und dachte, das muss die Vorstufe zum Paradies sein", erinnert sich Lensch. "In dem Raum fand sich alles, was mit Funk zu tun hat." Auch wenn sein Mentor gut 30 Jahre älter war als er, entstand eine enge Freundschaft zwischen den beiden.

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Geprägt von diesem Kontakt wollte er eigentlich Rundfunkmechaniker werden. "Zu der Zeit gab es in Wilhelmshaven allerdings nur ein paar Lehrstellen in der Branche, die allesamt an die Söhne von Mitarbeitern vergeben wurden", berichtet der Jubilar. Also ließ er sich notgedrungen zum Elektroinstallateur ausbilden, um später ein Ingenieurstudium in Wuppertal anzuschließen.

Von dort verschlug es ihn von Berufswegen nach Bad Homburg. In der hessischen Kleinstadt schloss er sich dem Deutschen Amateur-Radio-Club an und lernte so auch Elmar Schmidt kennen, der aus Vegesack stammt. Er war es auch, der Dieter Lensch letztlich zum Ortsverband Vegesack führte. "Als es mich beruflich von Bad Homburg nach Bremen verschlagen hat, hat Elmar Schmidt mich angeworben", erinnert er sich.

Aus Altersgründen ist Detlef Lensch heute nur noch selten in Vegesack. Über Funk ist er aber trotzdem regelmäßig mit seinen Vereinskollegen in Kontakt. Dafür nutzt er das Gerät in seinem Arbeitszimmer. Regelmäßig in eine neue Anlage investieren, muss er aber nicht. "Technisch sind die Grenzen erreicht, sodass sich an den Geräten nicht mehr so viel verbessern lässt", erzählt er. Deshalb nutzt er seit gut 15 Jahren das gleiche Funkgerät. Und wird es auch in Zukunft tun.

Zur Sache

Der Deutsche Amateur-Radio-Club

Funkamateure nutzen die Technik nicht nur für Kontakte mit Gleichgesinnten, sondern beteiligen sich auch an Notfunkkonzepten. "In manchen Städten, in Bremen nicht, stehen Funkamateure mit dem Katastrophenschutz in Verbindung", sagt der stellvertretende Vegesacker Ortsverbandsvorsitzende Matthias Renken. "Wenn die Kommunikationsinfrastruktur nicht mehr funktioniert, wie das zum Beispiel nach der Flut im Ahrtal der Fall war, dann können wir aus dem Stand heraus mit unseren Geräten Kommunikationsnetze aufbauen." Außerdem hätten die Funkamateure ein eigenes Internet errichtet, das losgelöst von der herkömmlichen Verbindung funktioniere.

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