Vegesack. Holger Bischoff sitzt fast täglich nach der Arbeit im Eiscafé Eleganza, erzählt Pastor Volker Keller. Dort erhole er sich nicht von seinem Tag, sondern komme mit Menschen ins Gespräch. "Ob Bekannte oder nicht, er hat für jeden ein offenes Ohr", sagt Keller. Und gerade das zeichne ihn aus. "Er hat das Café zu einem informellen Ort der Seelsorge gemacht. Jeder der Probleme, Sorgen oder Gesprächsbedarf hat, kann sich zu ihm setzen und mit ihm reden", sagt Keller. Aus diesem Grund entschied sich der Pastor dazu, Bischoff zum Mitmenschen des Jahres 2023 zu machen.
Jedes Jahr ehrt Keller während des Silvester-Popgottesdienstes jemanden aus Bremen-Nord. "Das sind Menschen, die andere fördern, die helfen, Einsamkeit zu überwinden und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen", erzählt der Pastor.
Die Auszeichnung kam für den 61-jährigen Holger Bischoff überraschend und ist ihm vor allem eins: "unangenehm". Er stehe nicht gerne im Mittelpunkt, "nehme sie aber mit Demut entgegen", sagt er.
Als Laienprediger in den Gemeinden in Bremen-Nord präsent
Bekannt sei Bischoff dem Pastor aus dem kirchlichen Hauskreis. "Dort ist er ein wichtiges Mitglied", erzählt Keller. Zudem engagiere er sich als Laienprediger. "Er springt ein, wenn ein Pastor ausfällt, hält Hochzeiten und Beerdigungen ab." Kirchgängern in Bremen Nord sei er deswegen bekannt.
Daneben helfe Bischoff in unterschiedlichen Vereinen aus. Er ist Gründungsmitglied des Hauses der Zukunft in Lüssum, einer Begegnungsstätte im Blumenthaler Ortsteil. "Mittlerweile handelt es sich um ein Mehrgenerationenhaus. Wir bieten Sprachkurse an, kochen zusammen", erzählt Bischoff.
Zudem habe er sich lange Zeit im Verein "Arbeit und Zukunft" engagiert. Zuletzt war er dort stellvertretender Vorsitzender. Der Verein wurde zur Beratung arbeitsloser Werftarbeiter gegründet, nachdem die Vulkan-Werft insolvent ging. Die letzten Jahre half der Verein alleinstehenden Frauen und vergab die Auszeichnung die Trommel. Diesen Preis verlieh der Verein Betrieben, Institutionen und Personen, die sich für Menschen einsetzen, die von Beeinträchtigungen und Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt betroffen sind. Nachdem die letzten Projekte ausliefen, löste sich der Verein auf. Die Trommel vergibt nun der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA).
Bischoff engagiert sich zudem politisch. Seit vergangenem Jahr sitzt er für die SPD im Vegesacker Beirat. 2017 trat er der Partei bei. "Bischoff ist wie ein bunter Hund", sagt Keller, "überall vertreten und in Bremen-Nord bekannt."
Dem Glauben verbunden
Wenn Bischoff zurückblickt, stellt der 61-Jährige fest, dass er sich mittlerweile seit 45 Jahren ehrenamtlich engagiert. "Das liegt an meinem christlichen Glauben", sagt er. Er sei quasi in der Kirche aufgewachsen. Und aus der Kirche nahm er mit, dass er, "die Hände nicht niederlegen darf". Darum widme er seine freie Zeit dem weltpolitischen Engagement, wie er es nennt. Bischoff: "Das habe ich so gelernt und die vergangenen 45 Jahre gelebt."