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Kostüme und Bühnenbilder Roland Wehner: Ein Leben fürs Theater

Seit einem halben Jahrhundert arbeitet Roland Wehner als Bühnenbildner. „Ich wollte immer Theater machen“, sagt er. Eine Ausstellung im Vegesacker Geschichtenhaus erzählt nun von seinem Schaffen.
25.10.2023, 12:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Ein Leben zwischen Bühnenbildern und Kostümen. Ein Pendeln zwischen Opern- und Theaterhäusern – seit 50 Jahren ist das für Roland Wehner Ansporn und Herausforderung, Spannung und nicht zuletzt auch Glückseligkeit. „Es war mein Wunsch, Theater zu machen“, sagt der Bremer und blickt auf sein Studium zurück. Sie sind lange her, die fünf Jahre an der Kunsthochschule in Ost-Berlin. Ursprünglich hatte er damals Malerei studieren wollen, erzählt der heute 82-Jährige. Aber das sei selbst in der DDR brotlose Kunst gewesen. „Leben konnte man davon kaum.“ Als Künstler ging Roland Wehner dennoch durch die Welt.

Er wurde Diplom-Bühnenbildner, entwarf Kulissen und prächtige Kostüme. Und er wurde ein gefragter Mann. „Man hat mich immer geholt“, sagt Roland Wehner. „Ich musste nie um Aufträge betteln.“ Die Anrufe kamen von allein. Nächster Auftrag, nächste Stadt, nächstes Stück, in das der Bühnenbildner sich hineinknien konnte, um den Dialogen, dem dramatischen, dem komischen oder anrührenden Geschehen auf der Bühne den passenden Rahmen zu geben. Von all dem erzählt nun eine Ausstellung im Vegesacker Geschichtenhaus.

Unter dem Titel „Vorhang auf!“ sind ab Donnerstag, 26. Oktober, im Galerie-Café im Alten Speicher „beeindruckende Entwürfe zu Bühnenbildern und Kostümen“ zu sehen, wie Geschichtenhaus-Leiterin Helle Rothe ankündigt. „Die Entwürfe sind Kunstwerke und zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen.“ Die Vernissage beginnt um 18 Uhr. Der Künstler ist anwesend, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung dauert bis Weihnachten und kann mittwochs bis sonnabends von 11 bis 16 Uhr besucht werden.

Roland Wehner sei mit Bremen-Nord sehr verbunden, sagt Helle Rothe. Von ihm stammt die Kulisse im Vegesacker Geschichtenhaus, in der seit 2017 Stücke zur Geschichte Vegesacks gespielt werden. In diesem Jahr ist zudem ein großes Wandbild von ihm für den Eingangsbereich fertiggestellt worden. „Es ist nicht alltäglich, dass ein Bühnenbildner seine Arbeiten ausstellt“, sagt Roland Wehner. Aber ein halbes Jahrhundert Bühnenarbeit hat eine Fülle an Material hinterlassen. Mit über 150 Ausstattungen für Oper, Schauspiel, Operette und Musical habe er das Publikum begeistert, sagt Helle Rothe. Die Ausstellung eines Teils seiner handgemalten Entwürfe – darunter Exponate aus seiner Zusammenarbeit mit Andrew Lloyd Webber für das Musical „Aspects of Love“ oder Entwürfe zur Faust-Inszenierung am Bremer Waldau-Theater – wirft den Blick auf ein ebenso schaffensreiches wie vielseitiges Bühnenbildner-Leben.

Das begann in seinem Geburtsort Possendorf nahe Dresden und führte über den Studienort Berlin ans berühmte Theater in Dessau, das die Nationalsozialisten als „das Bayreuth des Nordens“ auserkoren hatten. In Dessau legte Roland Wehner mit Puccinis Oper „La Boheme“ sein Diplom ab. 1973 hatte er dafür das Bühnenbild und die Kostüme entworfen. „Dann begann meine Karriere“, erzählt Roland Wehner. Zunächst für zwei Jahre in Chemnitz. Danach ging es zurück ans „wunderbar große Theater“ in Dessau. 14 Jahre lang war er dort als Bühnenbildner angestellt. Es folgten Aufträge in Sofia und Budapest. Schon vor der Wende sei die Familie in den Westen gekommen. Roland Wehner arbeitete in Mannheim und in Stuttgart beim Fernsehen. Nach der Wende zog es den Bühnenbildner wieder nach Dresden, bevor schließlich Bremen sein Wirkungsort wurde. Wer sich noch an die Märchen im Waldau-Theater erinnert, wird dies mit Bildern verbinden, für die Roland Wehner verantwortlich war.

Er sei schon viel unterwegs gewesen im Land, erzählt der 82-Jährige rückblickend. „Zwei Autos habe ich im Lauf der Jahre kaputtgefahren.“ Es sei viel in Bewegung gewesen. Und das nicht nur bei all den Fahrten zu den Theater- und Opernhäusern. Erst mal dort angekommen, hörte die Bewegung nicht auf. Wenn feststand, welche Kostüme genäht werden und wie die Kulissen aussehen sollen, begann für den Bühnenbildner in den Theater und Opernhäusern das Hin-und-Herflitzen zwischen den einzelnen Werkstätten. „Ich habe die Produktion überwacht“, schildert Roland Wehner seine Arbeit. „Jede Schnalle, jeden Gürtel, jedes Fädchen.“ Davor lagen ein halbes Jahr Entwurfsarbeit, Treffen und Beratung mit Regisseur, Dramaturg, der technischen Abteilung, der Malerei und der Schlosserei. Alle hatten bei den Entwürfen mitzureden. „Und wenn es auf die Premiere zuging“, sagt der Bühnenbildner, „hatte ich oft schon das nächste Stück in Arbeit.“ Demnächst in Delmenhorst, wo Roland Wehner an der Komödie „Der nackte Wahnsinn“ arbeitet.

Er hat das geliebt und liebt es immer noch. Diese Arbeit vom ersten Lesen des Stückes bis zum Endergebnis, bis sich zum ersten Mal der Vorhang öffnet und den Blick auf seine Arbeit freigibt. „Ich habe bestimmt Tausende Personen in Kostüme gesteckt.“

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