Im Stadtgarten ist häufiger Musik zu hören. Sei es beim Festival Maritim, von einzelnen Trommlern oder aus der Konserve von Menschen, die das Idyll in ihrer Freizeit nutzen. Nun gab es Musik an einem Ort, der ersteinmal unscheinbar daher kommt: Dem Plateau auf halber Höhe der langen Treppe zwischen Bernpohlstraße und Weserufer.
Dort hatte sich am Freitag eine zehnköpfige Herrengruppe zu Wein und Baguette, Livemusik von Regina Mudrich an der Geige und Martin Zemke an der Gitarre sowie inspirierenden Worten durch Pastor Volker Keller getroffen. Die Gruppe hatte sich vor etwa zwei Jahren ursprünglich als reiner Gesprächskreis in den Reihen der damaligen Christophorus-Gemeinde formiert. Sie erweiterte ihren Aktionsradius rasch und übernahm auf einen Aufruf des Stadtgartenfördervereins hin die Patenschaft mehrerer Rosenbeete. Durch die Pflege der Beete entdeckte die Gruppe die Umgebung des Stadtgartens stets aufs Neue.
Besonderes Augenmerk der Herren erregte dabei das Plateau auf halber Höhe der langen Treppe zwischen Bernpohlstraße und Weserufer. Dessen Lage auf Höhe der Baumwipfel lädt die Gruppenmitglieder häufig ein, nach getaner Beetpflege noch ein wenig zu verweilen und philosophieren – ein Erlebnis, dass die Herrengruppe gerne mit weiteren Menschen teilen möchte.
Aus diesem Grund erkoren die Herren eben dieses Plateau, um am Freitag erstmals eben dort zu einer kleinen, öffentlichen Veranstaltung „auf halber Höhe“ zu laden und ein wenig an einem Ort zu verweilen, der nach Meinung der Organisatoren und Ausrichter eher selten bewusst wahrgenommen werden dürfte: „Auf diesem Plateau hat glaube ich noch nie etwas stattgefunden. Die meisten Menschen gehen auf ihrem Weg treppauf oder treppab einmal drüber weg, das war's“, befindet Pastor Keller.
Gäste loben tolle Atmosphäre
Die etwa 30 bis 40 Gäste, welcher der Einladung zu einer der ersten öffentlichen Veranstaltungsaufrufe der Herrengruppe Folge leisteten, teilten jedoch schnell eben den Eindruck, der für die Veranstaltung überhaupt ausschlaggebend war und attestierten dem Plateau auf Höhe der Wipfel einen ganz eigenen, bisweilen sogar symbolträchtigen Charme.
„Sowas sollte öfter hier passieren. Es ist wunderschön, einfach eine tolle Atmosphäre hier und auch die Musik war wunderschön“, attestiert beispielsweise Besucherin Ulla Hollmann, die von der Veranstaltung aus der Zeitung erfuhr. Volker Keller betont in seinen Worten zudem den Symbolismus des Ortes: „Auch der Mensch lebt sozusagen auf halber Höhe zwischen Himmel und Erde. Die Erde und die Bewältigung des eigenen Lebens beschäftigen ihn täglich; aber er strebt auch um Himmel, zum Beispiel durch Religion, durch Philosophie, durch Kunst“. Die „halbe Höhe“ des Plateaus böte zudem eine Gelegenheit, die Natur des eigenen Stadtteils und auch das eigene Verhältnis zu dieser neu und reflektiert zu entdecken: „Nicht als Krone der Schöpfung, sondern als zugehöriger Teil dieser“, formuliert Keller.
Musik von Bach bis Led Zeppelin
Regina Mudrich und Martin Zemke, in der Region unter anderem durch ihre gemeinsame Arbeit im Rahmen der „Artgenossen“ bekannt, untermalten den Abend musikalisch mit einer ebenso atmosphärischen wie vielseitigen instrumentalen Musikmischung , bei der Johann Sebastian Bach ebenso zum Tragen kamen wie englische Folklore und sogar Led Zeppelin.
Ein Folgetermin ist zwar derzeit nicht konkret; angesichts der durchweg positiven Resonanz aller Besucher stellen Uwe Pelchen und Jürgen Wätjen von der ausrichtenden Herrengruppe eine Wiederholung beziehungsweise Fortsetzung des Formats in Aussicht. Zudem ist die Gruppe, die sich im Zweiwochenrhythmus jeweils dienstags um 17 Uhr in den Räumen der voramligen Christophorusgemeinde trifft, für Interessierte und potentielle Neumitglieder offen: „Wir sind eine lebensfrohe Runde im Alter zwischen 39 und 90 Jahren, die auch viel gemeinsam unternimmt. Wer sich uns anschließen möchte, kann ja einfach mal bei einem Treffen vorbei kommen und Hallo sagen“, bekräftigt Pelchen.