An der Martinsheide, etwas versteckt zwischen Kfz-Prüfstelle und Kunsthandwerkerbedarf, steht seit Anfang 2021 ein kleiner Foodtruck, der den Namen Wrap King trägt. Er gehört der Familie Obeida, die dort täglich hausgemachte Wraps rollt. Die Rezepte der gefüllten Fladen basieren auf der libanesischen Küche, in der die Obeidas heimisch sind, lassen aber auch andere Einflüsse erkennen. Neben Varianten mit Fleisch gibt es vegane Optionen, doch generell spielt frisches Gemüse in jedem Gericht eine zentrale Rolle. Mit diesem Konzept konnte die mobile Gastronomie auch ohne Eins-a-Lage und Start in der Corona-Zeit einen wachsenden Kundenstamm gewinnen. Darunter auch prominente Namen.
„Was wir hier machen, unterscheidet sich nicht von dem, was wir zu Hause essen“, erklärt Ahmed Obeida. Gemeinsam mit seinem Vater Mustapha steht er hinter dem mobilen Tresen und füllt dünne Teigfladen mit Rindersteak, Hähnchenbrustfilet oder Falafel. Letztgenannte sind der besondere Stolz des Unternehmens. Mit ihnen fing alles an. „Mein Opa hat im Libanon in einem bekannten Laden Falafel gemacht. Meine Mutter durfte als Einzige mit in die Küche und hat sich einiges abgeschaut. Das Wissen hat dann auch mein Vater mitbekommen“, berichtet Obeida. Nachdem er nach Deutschland gekommen war, hegte sein Großvater den Wunsch, sich mit seinen Falafeln etwas Eigenes aufzubauen. „Er hat es aber nie gemacht“, so Obeida. Die Idee blieb dennoch in der Familie verhaftet, solange bis Ahmed Obeida entschied, sie zu verwirklichen.
„Ich war früher viel unterwegs und fand die Auswahl von dem, was man draußen essen kann, nicht gut“, erklärt der Nordbremer. Er wollte eine Alternative zu Döner, Pizza und Co. und entwickelte ein Angebot, das auf drei Säulen steht: Rindfleisch, Hühnchen und vegane Varianten. Letztgenannte umfassen auch Großvaters Falafel. „Gerichte ohne Fleisch sind in der arabischen Küche nicht ungewöhnlich“, so Obeida. „Die Menschen hatten früher nicht jeden Tag Fleisch oder Fisch auf dem Tisch, dafür viel Gemüse und Hülsenfrüchte.“ Das sei auch eine Kostenfrage gewesen. Dass er sich für Wraps entschied, hatte laut Obeida einen simplen Grund: „Man kann sie gut auf die Hand nehmen. Ich war ein sehr aktives Kind und immer auf dem Sprung. Meine Mutter hat mein Essen deshalb immer eingerollt oder zwischen Brot gepackt und mir mitgegeben.“
Wrap King möchte Bremen-Nord treu bleiben
Nicht nur die heimischen Kochtöpfe inspirieren Ahmed und Mustapha Obeida. Auch Erlebnisse aus dem Umfeld fließen in die Rezepte ein. So entstanden Fajita-Wraps, die Nudeln beinhalten. „Es gibt viele Menschen, die wenig Geld haben. Dort geht es beim Essen vor allem darum, satt zu werden. Dann werden auch mal Nudeln auf Brot gegessen“, berichtet Ahmed Obeida. Diese ungewöhnliche Kombination nahm er als Basis, variierte sie mit Gemüse, Kräutersauce und weiteren Zutaten.
Während der Takt am Heimatstandort vergleichsweise entspannt ist, stehen die Obeidas auf Veranstaltungen unter Hochdruck. Ob Festival, Hafengeburtstag, Geburtstags- oder Firmenfeier: Das Feedback ist stets groß. Zu dritt arbeitet das Team im Wagen, während zu Hause für Nachschub gesorgt wird. Bis zu vier Personen schnibbeln Fleisch und Gemüse, bereiten Soßen und mehr vor. „Wir halten immer nur kleine Portionen vor. Natürlich könnte man Kompromisse eingehen und zum Beispiel die Falafel in größeren Mengen vorbereiten. Aber das würde man merken. Frisch schmecken sie anders“, erklärt Obeida.
Von der Martinsheide aus versorgt der Wrap King nicht nur Kunden aus der direkten Umgebung. Dank der Zusammenarbeit mit einem Lieferdienst kommen auch Bestellungen aus dem Umkreis herein. „Wir haben zwei Mitarbeiter, die uns bei der Auslieferung oder auf dem Wagen unterstützen“, berichtet Ahmed Obeida. Viele Kunden kommen aber auch persönlich vorbei, darunter solche aus der Innenstadt, aus Schwanewede oder Nordenham. Einige hätten den Wrap King auf Veranstaltungen kennengelernt oder im Internet entdeckt, erzählt Mustapha Obeida. Die Überraschung über den Standort sei dann oft groß. Deshalb habe es bereits Angebote für gut gelegene Stellplätze in Richtung Innenstadt gegeben. „Wir möchten Bremen-Nord aber treu bleiben“, so Ahmed Obeida. Einen Umzug an eine Straße mit mehr Laufkundschaft innerhalb des Bremer Nordens kann er sich für die Zukunft jedoch vorstellen.
Dieses Engagement für den Norden wird sicher auch Werder-Stürmer Niclas Füllkrug begrüßen. Er bestellt nach Firmenangaben regelmäßig bei den Aumundern und zwar nicht nur für sich und seine Familie, sondern auch für weitere Werder-Spieler. „Wir haben schon festgestellt, dass es für Werder immer dann gut läuft, wenn er vorher bei uns gegessen hat“, erklärt Ahmed Obeida augenzwinkernd.