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Walle feiert den Collagen-Tag Puzzeln für Fortgeschrittene

In Bremen-Walle wird der Collagen-Tag stilgerecht begangen: Christina Loock, eine Meisterin des Genres, lädt in ihre Galerie "Locko" ein. Ein Wochenende voller Kunst und Gemeinschaft erwartet die Besucher.
29.04.2024, 05:19 Uhr
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Von Anke Velten

Der zweite Sonnabend im Mai ist Internationaler Tag der Collage. Auch in Walle soll dieser Termin wieder stilgerecht begangen werden, denn im Stadtteil arbeitet schließlich eine Meisterin des Genres. Christina Loock hat Schere, Papier und zum zweiten Mal auch Planung und Organisation in die Hand genommen. Für Sonnabend, 11. Mai, lädt sie zur Vernissage in ihre Galerie „Locko“ an der Bremerhavener Straße. Dort werden zur Feier des Tages ihre neuesten Kunst-Stücke hängen. Hineingefeiert wird bereits am Vorabend beim „Collagen-Karaoke“ in der Waller Kneipe Helga. Beim Papierpuzzeln in geselliger Runde kann man sich dort vom künstlerischen Know-how etwas abschneiden.

Fürs „kollektive Kneipen-Kleben mit Chrissie“ – Loocks eigene Worte – trifft man sich am Freitagabend, 10. Mai, in der kleinen Kneipe an der Helgolander Straße. Vorkenntnisse, Anmeldungen oder Reservierungen sind nicht nötig. Der Eintritt umfasst eine gute Papierschere pro Person sowie ein Modemagazin mit vielen Fotografien, die von zu Hause mitgebracht werden. Für alles Übrige und für den spielerischen Ablauf sorgt die Gastgeberin. Am Ende des Abends, gegen 21 Uhr, soll ein Mosaik aus Collagen entstanden sein, das in der Kneipe ausgestellt wird.

Ein Plätzchen freihalten

Dafür muss im Helga ein Plätzchen freigelassen werden, denn bereits ab dem 4. Mai (bis 4. Juni) werden an den Wänden viele Frauenporträts im charakteristischen Locko-Stil selbstbewusst auf die Betrachter herunterblicken. Seit mehr als zehn Jahren fertigt Loock ihre exzentrischen Porträt-Collagen, die Proportionen und Perspektiven auf den Kopf stellen, Sehgewohnheiten irritieren und Klischees von Weiblichkeit und Schönheit hinterfragen.

Ihr Material findet die Künstlerin in mitunter jahrzehntealten Hochglanzmagazinen. Dort dient die Makellosigkeit der Modelle als Vehikel, um teure Designermode zu verkaufen. In Loocks Collagen richtet sich der Blick gezielt auf ihre Gesichter, und die künstlerischen Eingriffe geben ihnen Charakter und Individualität zurück. Nicht selten muss die Künstlerin erklären, dass ihre Arbeiten keine Produkte aus dem Computer sind, erzählt sie. „Dabei ist jedes Fitzelchen mit Hand ausgeschnitten und aufgeklebt“.

Die Collage ist ein vergleichsweise junges Genre in der Bildenden Kunst. Als Urväter gelten Picasso und Georges Braque, die Anfang des 20. Jahrhunderts damit begannen, Tapetenstücke, Notenblätter und Zeitungsausschnitte auf ihre Gemälde zu kleben. Für die Dadaisten und Surrealisten wurden Collagen zur wichtigen Ausdrucksform, als Pionierin der Fotocollage gilt die deutsche Künstlerin Hannah Höch.

Erfolgreiche Premiere

Das gemeinnützige „Kolaj Institute“ mit Sitz in den USA hat es sich zur Aufgabe gemacht, zeitgenössische Collage-Kunst zu fördern, zu erforschen und bekannter zu machen und ruft seit 2018 zum „World Collage Day“ auf. Ziel sei es, „die künstlerische Gemeinschaft in einem Kontext von Abschottung über die Grenzen hinweg zu verbinden“, erklärt Verleger Ric Kasini Kadour.

Im vergangenen Jahr wurde der Tag der Collage erstmals auch in Bremen gefeiert. Christina Loock und ihre Künstlerkollegin Katrin Adler alias „Just Yay“ stellten die eigenen, komplett verschiedenen Arbeiten aus und leiteten einen Collage-Workshop. „Es lief super“, erinnert sich Loock. „Ausstellung und Workshop waren proppenvoll, es kamen Leute aus der ganzen Stadt.“ Die Beteiligung am internationalen Event hatte nachhaltige Folgen, erzählt sie: Die Verbindung mit dem internationalen Netzwerk brachte ihr selbst zahlreiche neue Follower ein. „Und unser kleines Walle wurde weltweit gesehen.“

Eine runde Sache

Über ihre aktuelle Ausstellung in der Waller Locko-Galerie kann schon einmal so viel verraten werden: Es wird eine runde Sache. Die Arbeiten sind exklusiv für den World Collage Day entstanden und werden in diesem Rahmen auch zum ersten Mal gezeigt. Als Leinwände dienen transparente Drum-Felle, gesammelt im musikalischen Freundeskreis, sowie CD-Hüllen, die niemand mehr braucht. Im Kontrast zur ursprünglichen Funktion der akustischen Medien trägt die neue Werkserie in runden Formaten den Titel „Mute“ – stumm. Denn, so Loock: „Manchmal ist es auch gut, leise zu sein.“

Info

Das „Collagen-Karaoke“ im Helga, Helgolander Straße 22, beginnt am Freitag, 10. Mai, um 19 Uhr. Die Ausstellung „Mute“ wird am Sonnabend, 11. Mai, um 15 Uhr in der Locko-Galerie, Bremerhavener Straße 40, eröffnet. Es ist gleichzeitig die vorerst letzte Gelegenheit, im „Locko-Kiosk“ zu stöbern. Dort bietet Christina Loock Kunst und Design an, die im eigenen Atelier entstanden ist – darunter die neuen Bremer Stadtmusikanten zum Zusammenstecken. Außerdem ist im Locko-Kiosk Raum für Schmuck, Wohnaccessoires, Textilien, Keramik und Geschenkartikeln von befreundeten lokalen Designern und Kunsthandwerkern. Weitere Informationen dazu im Internet auf www.lockokiosk.com.
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