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Gemüsewerft und Grundschule kooperieren Da wächst etwas heran

Die Gemüsewerft und die Grundschule Überseestadt sind seit fünf Monaten Nachbarn - und Partner im Pflanzbeet. Nun ist die erste Ernte eingefahren, und es gab ein Fest mit den Bremer Philharmonikern.
22.09.2021, 14:23 Uhr
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Von Anke Velten

Mit jungem Gemüse kennt man sich auf der Gemüsewerft bestens aus. Doch diese Sorte ist völlig neu: Im Juni bekam die „Stadtwirtschaft“ auf dem ehemaligen Kellogg-Areal Zuwachs durch die Kinder aus der neuen Grundschule Überseestadt. Eine Saison lang kümmerten sich die Erstklässler um ihre selbst gesäten und gesetzten Pflanzen, hegten und pflegten Kartoffeln, Fenchel, Rote Beete und Küchenkräuter, und sahen ihnen beim Wachsen zu.

Die Ernte der fruchtbaren Kooperation wurde mit einem großen Fest gefeiert. Den Eltern und allen Beteiligten wurden ein Platzkonzert und eine selbst gekochte Gemüsesuppe aus eigenem Anbau serviert. Unter der strahlenden Spätsommersonne gab es dazu musikalische Kostproben der ausgewachsenen Bremer Philharmoniker. Über das harmonische Zusammenspiel von Schule, Gemüsegarten und Musik freute sich auch Bremens Bildungssenatorin Sascha ­Aulepp (SPD).

„Jetzt haben wir richtige Nachbarn“, erklärte zur Begrüßung Michael Scheer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Integrative Beschäftigung (Gib) und oberster Entwicklungshelfer der drei Gemüsewerft-Standorte in Gröpelingen und der Überseestadt. Vor fünf Monaten habe das Zusammenwachsen von Schule und Gemüsewerft begonnen. Zweimal pro Woche seien die Kinder vorbeigekommen, um in ihren Beeten nach dem Rechten zu sehen. Die Bilanz: „Keine Pflanze ist verkümmert“, lobte der Gastgeber. „Hier wächst gerade sehr viel heran“, bestätigte Senatorin Aulepp: „Ein Ort der Begegnung für Schule und Pflanzen.“

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„Düngemittel“ in Form finanzieller Zuwendung lieferte die swb-Bildungsinitiative, die sehr gerne Projekte unterstütze, die Bildung mit Kreativität und Spaß verbinden, sagte Unternehmensvertreter Felix Mahn. „Dieses hier war wie eine Packung Wildblumensaat, bei der man vorher nicht genau weiß, was dabei herauskommt.“ Den künstlerischen Nachwuchs der Stadt wiederum verpflegt die Bremer Start-Jugend-Kunst-Stiftung, vertreten durch den Vorsitzenden Ralf Perplies. Denn parallel lief ja auch noch das Projekt „Gemüsewerft meets Musikwerkstatt“, initiiert und gefördert vom Freundeskreis Prophil der Bremer Philharmoniker.

Die Beziehung zwischen Musik und Essen lag für Intendant Christian Kötter-Lixfeld nahe: Man müsse nur an den Komponisten Gioacchino Rossini denken, der ein leidenschaftlicher Koch und Gourmet gewesen sei, und an die vielen Musikstücke, die sich der Gärtnerei widmen – einige davon hatte das „Quartetto con Brio“ der Bremer Philharmoniker für sein Konzert ausgesucht. Mit der Gemüsewerft pflegt Bremens renommiertes Orchester bereits seit einem Jahr eine gute Beziehung. Die Überseestadt-Kinder hatten mit Schlagwerker Matthias Entrup unter anderem einen lautstarken Gießkannen-Rap einstudiert.
Seit zwei Jahren wird auf dem 2000 Quadratmeter großen ehemaligen Lkw-Parkplatz Gemüse und viel Hopfen angebaut. Im vergangenen Jahr wurde der Gemüsewerft-Biergarten eröffnet. Betreiber ist die Gib, die Menschen mit psychischen Erkrankungen, seelischen und geistigen Behinderungen Arbeit gibt, die sie stolz und selbstbewusst macht. Gerade dieses Umfeld biete einen „super Humus“ für die gesellschaftliche Inklusion, sagt Scheer: „Soziale Kontakte entwickeln sich hier ganz von selbst.“

Die Gäste sollen ruhig sehen, wie langsam und mühevoll der Anbau natürlicher Lebensmittel ist, so der Stadtwirt: „Wer das kapiert, wird nicht mehr so viel in den Müll schmeißen.“  Die Kinder haben es verstanden. Ihre gerappte Aufforderung lautete: „Bevor ihr mit Gemüse werft, kommt doch zur Gemüsewerft!“

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