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Überseestadt Kaffee-Hag-Quartier Bremen: Lösung für Kulturzentrum in Sicht

Noch im Juni könnte es einen Schritt vorangehen in Richtung Kulturzentrum auf dem Kaffee-Hag-Gelände: Hafenwirtschaft und Kulturverein sind im Begriff, sich zu einigen.
09.06.2022, 09:00 Uhr
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Kaffee-Hag-Quartier Bremen: Lösung für Kulturzentrum in Sicht
Von Anne Gerling

Nachdem fast zwei Jahre lang nichts zu hören war, könnte nun offenbar bald der Weg für das im Hag-Quartier geplante Kulturzentrum frei sein: Nach verschiedenen Gesprächen zwischen Mitgliedern des Vereins Zentrum für Kollektivkultur (ZfK), Heiner Heseler von der Initiative Stadtbremischer Häfen (ISH) und den beiden Staatsrätinnen Gabriele Nießen (Bau) und Carmen Emigholz (Kultur) sieht es ganz danach aus, dass es tatsächlich zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Mitte Juni wollen sich alle beteiligten Akteure mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Bürgermeisterin Maike Schaefer (Grüne) auf dem Areal treffen.

Wie der WESER-KURIER kürzlich berichtete, hatte die ansässige Hafenwirtschaft über die ISH vor allem Bedenken angemeldet, was Großveranstaltungen auf dem Areal betrifft. Diese seien nach Auffassung der ISH in einem Industriegebiet auch nicht zulässig, unterstrich kürzlich ISH-Geschäftsführer Heiner Heseler gegenüber dem Kulturausschuss des Waller Beirats. Bei der ISH sei man sich jedoch der Bedeutung des Hag-Quartiers bewusst und auch daran interessiert, den Hag-Gewerbepark in einem harmonischen Miteinander aller Beteiligten zu entwickeln.

Vorschlag auf dem Tisch

Tatsächlich liegt nun ein Vorschlag der Staatsrätinnen auf dem Tisch, für den sich die Unternehmen Heseler zufolge erwärmen könnten. Demnach würden Senat, ISH und ZfK einen auf drei Jahre befristeten Vertrag abschließen, der pro Kalenderjahr 18 Veranstaltungen mit bis zu 450 Besucherinnen und Besuchern auf dem Areal erlaubt. „Und dann sehen wir weiter“, so Heseler. „Dies ist aus meiner Sicht ein sehr weites Entgegenkommen unserer Mitglieder, das ich schon nicht mehr für möglich gehalten hätte. Eines muss dabei allerdings ganz klar sein: Dieses ist dann die einzige Aktivität mit Großveranstaltungen auf dem Hag-Gelände. Wir müssen verhindern, dass die Cuxhavener Straße zu einer Partymeile wird. Denn dann ist sie keine Industriestraße mehr.“

Wir wollen das absolute Gegenteil von Partymeile.
Sam Illguth, Verein ZfK

Das ZfK habe Verkehrszählungen durchführen lassen und Einschätzungen verschiedener Ämter zu dem geplanten Kulturzentrum eingeholt, so Vereinsmitglied Carl Meinheit: „Die letzten Wochen haben uns zuversichtlicher gestimmt, dass die Arbeit der letzten Jahre nicht umsonst war.“ Von Großveranstaltungen spreche man per Definition ab 1000 Besuchern: „Das wollen wir gar nicht.“ Auch dem Verein sei die Erhaltung des Hafengebiets wichtig und eine Herzensangelegenheit – auch deshalb, weil man in Industriegebieten auch einmal laut sein könne, ohne Anwohner zu stören. Es gebe einen gesicherten Zugang aufs Gelände und einen Zaun, unterstrich Meinheit außerdem: „So besteht keine Gefahr, dass sich Personen anderswo aufhalten werden.“ „Wir wollen das absolute Gegenteil von Partymeile“, ergänzte Sam Illguth vom Verein ZfK: „Um finanziell tragfähig zu sein, müssen wir aber auch Kulturveranstaltungen in einem größeren Rahmen machen.“

Ortspolitiker für Zentrum

Die Waller Ortspolitik unterstützt das Vorhaben. Beirat und Kulturausschuss hätten ein sehr großes Interesse daran, dass auf dem Hag-Areal ein soziokulturelles Zentrum entstehe, unterstrich die stellvertretende Ausschusssprecherin Adelarisa Kedenburg (SPD): „Wir hoffen, dass es bald nach der Begehung am 17. Juni losgeht!“

„Niemand hat die Absicht, in der Cuxhavener Straße eine Partymeile aufzubauen“, unterstrich außerdem Kedenburgs Fraktionskollege Udo Schmidt: „Wir als Beirat stehen hinter unserem Industriestandort.“ Karsten Seidel (Grüne) verwies auf eine 2006 von ihm mit erarbeitete Studie zu Veränderungsprozessen in den europäischen Hafenstädten Southampton, Bremen, Cherbourg, Taranto, Triest, Patras, Gijon, Bilbao und Kaliningrad. Die Studie habe gezeigt: „Städte haben davon profitiert, dass es einen Mix gegeben hat.“

Zur Sache

Die Akteure: ZfK und ISH

Der Verein ZfK wurde im Herbst 2020 von Akteuren der Bremer subkulturellen Szene gegründet, die schon lange auf der Suche nach einem festen Ort ist. Im Blick hat der Verein die drei nebeneinander stehenden Backsteingebäude (Häuser 7, 8 und 9) entlang der Cuxhavener Straße, in denen sich einst die Entwicklungsabteilung von Kaffee Hag sowie Werkstätten und Wohnungen für Betriebshandwerker befanden. In den rund 1770 Quadratmetern bespielbarer Fläche sollen Werkstätten, Ateliers, Probe- , Veranstaltungs- und Ausstellungsräume für Kultur jenseits des Mainstream eingerichtet werden.

Die 2004 gegründete Initiative Stadtbremische Häfen (ISH) vertritt die Interessen von 50 Unternehmen der Hafenwirtschaft, etwa die Hälfte davon sitzt am Holz- und Fabrikenhafen. In der Vergangenheit habe man die meisten Probleme einvernehmlich lösen können, unterstreicht Geschäftsführer Heiner Heseler. Nur einmal griff die ISH zu juristischen Mitteln: Vor mehr als zehn Jahren zog sie gegen ein am Holz- und Fabriken-Hafen geplantes Bürogebäude mit Gastronomie vor Gericht und bekam recht. Eine Klage gegen die Stadt und deren Pläne für den Strandpark Waller Sand zog sie 2017 zurück.

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