Nachdem fast zwei Jahre lang nichts zu hören war, könnte nun offenbar bald der Weg für das im Hag-Quartier geplante Kulturzentrum frei sein: Nach verschiedenen Gesprächen zwischen Mitgliedern des Vereins Zentrum für Kollektivkultur (ZfK), Heiner Heseler von der Initiative Stadtbremischer Häfen (ISH) und den beiden Staatsrätinnen Gabriele Nießen (Bau) und Carmen Emigholz (Kultur) sieht es ganz danach aus, dass es tatsächlich zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Mitte Juni wollen sich alle beteiligten Akteure mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Bürgermeisterin Maike Schaefer (Grüne) auf dem Areal treffen.
Wie der WESER-KURIER kürzlich berichtete, hatte die ansässige Hafenwirtschaft über die ISH vor allem Bedenken angemeldet, was Großveranstaltungen auf dem Areal betrifft. Diese seien nach Auffassung der ISH in einem Industriegebiet auch nicht zulässig, unterstrich kürzlich ISH-Geschäftsführer Heiner Heseler gegenüber dem Kulturausschuss des Waller Beirats. Bei der ISH sei man sich jedoch der Bedeutung des Hag-Quartiers bewusst und auch daran interessiert, den Hag-Gewerbepark in einem harmonischen Miteinander aller Beteiligten zu entwickeln.
Vorschlag auf dem Tisch
Tatsächlich liegt nun ein Vorschlag der Staatsrätinnen auf dem Tisch, für den sich die Unternehmen Heseler zufolge erwärmen könnten. Demnach würden Senat, ISH und ZfK einen auf drei Jahre befristeten Vertrag abschließen, der pro Kalenderjahr 18 Veranstaltungen mit bis zu 450 Besucherinnen und Besuchern auf dem Areal erlaubt. „Und dann sehen wir weiter“, so Heseler. „Dies ist aus meiner Sicht ein sehr weites Entgegenkommen unserer Mitglieder, das ich schon nicht mehr für möglich gehalten hätte. Eines muss dabei allerdings ganz klar sein: Dieses ist dann die einzige Aktivität mit Großveranstaltungen auf dem Hag-Gelände. Wir müssen verhindern, dass die Cuxhavener Straße zu einer Partymeile wird. Denn dann ist sie keine Industriestraße mehr.“
Das ZfK habe Verkehrszählungen durchführen lassen und Einschätzungen verschiedener Ämter zu dem geplanten Kulturzentrum eingeholt, so Vereinsmitglied Carl Meinheit: „Die letzten Wochen haben uns zuversichtlicher gestimmt, dass die Arbeit der letzten Jahre nicht umsonst war.“ Von Großveranstaltungen spreche man per Definition ab 1000 Besuchern: „Das wollen wir gar nicht.“ Auch dem Verein sei die Erhaltung des Hafengebiets wichtig und eine Herzensangelegenheit – auch deshalb, weil man in Industriegebieten auch einmal laut sein könne, ohne Anwohner zu stören. Es gebe einen gesicherten Zugang aufs Gelände und einen Zaun, unterstrich Meinheit außerdem: „So besteht keine Gefahr, dass sich Personen anderswo aufhalten werden.“ „Wir wollen das absolute Gegenteil von Partymeile“, ergänzte Sam Illguth vom Verein ZfK: „Um finanziell tragfähig zu sein, müssen wir aber auch Kulturveranstaltungen in einem größeren Rahmen machen.“
Ortspolitiker für Zentrum
Die Waller Ortspolitik unterstützt das Vorhaben. Beirat und Kulturausschuss hätten ein sehr großes Interesse daran, dass auf dem Hag-Areal ein soziokulturelles Zentrum entstehe, unterstrich die stellvertretende Ausschusssprecherin Adelarisa Kedenburg (SPD): „Wir hoffen, dass es bald nach der Begehung am 17. Juni losgeht!“
„Niemand hat die Absicht, in der Cuxhavener Straße eine Partymeile aufzubauen“, unterstrich außerdem Kedenburgs Fraktionskollege Udo Schmidt: „Wir als Beirat stehen hinter unserem Industriestandort.“ Karsten Seidel (Grüne) verwies auf eine 2006 von ihm mit erarbeitete Studie zu Veränderungsprozessen in den europäischen Hafenstädten Southampton, Bremen, Cherbourg, Taranto, Triest, Patras, Gijon, Bilbao und Kaliningrad. Die Studie habe gezeigt: „Städte haben davon profitiert, dass es einen Mix gegeben hat.“