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Theater in Osterfeuerberg Turbulenzen in der Dienstwohnung

Im Bremer Kriminal Theater geht es turbulent zu: Die Komödie "Alles in Butter" feiert Premiere. Ein ambitionierter Politiker, ein verlorener Koffer und eine heimliche Affäre sorgen für Unterhaltung.
07.10.2024, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Auf dem Brüsseler Polit-Parkett hat sich Sir Clive Partridge unter anderem mit seinem Engagement für das europäische Standard-Ei einen Namen gemacht. Seiner Berufung zum Präsidenten der Europäischen Kommission dürfte daher nichts im Wege stehen – sollte man jedenfalls denken. Doch zum Vergnügen der Zuschauer verläuft die Dienstreise nach Paris ganz anders als geplant und erhofft: Den ambitionierten Funktionär erwarten dort jede Menge Turbulenzen, Kalamitäten und Fettnäpfchen.

Es ist also keineswegs „Alles in Butter“, wie der Titel der Komödie von Edward Taylor vermuten lässt. Das Ensemble des Union-Theaters kann seinem Publikum im Bremer Kriminal Theater jedenfalls zehn tempo- und ereignisreiche Abende und jede Menge Amüsement versprechen.

Koffer weg

Alles in Butter wäre wohl gewesen, wäre dem seriösen Diplomaten (in der Hauptrolle: André Fritsch) nicht schon auf dem Hinflug der Koffer abhandengekommen, und müsste nicht Gattin Gillian (Anni Bulcke) unbedingt vor dem Zusammentreffen mit der heimlichen Affäre Astrid (Eva Gätjen) bewahrt werden. Die Klinken der Dienstwohnung in die Hände geben sich zudem noch zwei ebenso beflissene wie überforderte Botschaftsmitarbeiter (Hendrik Eylers und Ole Danckert), Sarah Murray in der Rolle der Eigentümerin des abgehalfterten Appartements sowie ein französischer Kollege im glamourösen Ballkleid (Werner Logemann). Kurz gesagt: In der rasanten Komödie geht so viel drunter und drüber, dass man schon als Zuschauer den Überblick verlieren kann – und nicht anders ergeht es den Protagonisten.

Gunnar Haberland musste den Überblick jederzeit behalten. Das Ensemble hat den Schauspieler, Sprecher und Schauspiellehrer auserkoren, das Stück auf die Waller Bühne zu bringen. „Ich bin ganz begeistert von der Energie und dem Engagement“, sagt der gebürtige Hamburger, Jahrgang 1978, über die Truppe, mit der er seit Mitte Juli mehrmals wöchentlich arbeitet. „Man merkt, dass alle viel Erfahrung und vor allem Spielfreude mitbringen.“

Auch der Profi hat Spaß

Haberland, der schon auf vielen deutschen Bühnen engagiert war, könnte Theatergängern aus seinen Zeiten als Mitglied der Bremer Shakespeare Company in den Jahren 2008 bis 2011 in Erinnerung geblieben sein, oder aus diversen Film- und Fernsehrollen bekannt vorkommen. Vor sechs Jahren hat er seinen privaten und beruflichen Lebensmittelpunkt nach Bremen verlegt und ist seither überwiegend als Schauspiel-Coach und Business-Trainer tätig. Im Rahmen eines seiner Schauspiel-Workshops sei auch der Kontakt mit einem Ensemblemitglied entstanden und das Angebot für die Regiearbeit, erzählt der Profi: „Es macht eine Riesen-Freude.“

Einen Heidenspaß machte die Probenarbeit sichtlich auch dem Ensemble. Edward Taylors EU-Farce ist seit fast 30 Jahren ein zeitloser Dauerbrenner auf den Boulevard-Bühnen – auch, wenn Briten zurzeit keine Positionen in der EU-Kommission anstreben. Über den britischen Autor, Jahrgang 1931, ist hierzulande nicht allzu viel bekannt. In seiner Heimat machte er sich einen Namen als überaus produktiver und erfolgreicher Script-Schreiber und Produzent von Radio-Unterhaltungsshows, -serien und -komödien für den britischen Sender BBC.

„Theaterliebe“ – so der Titel einer älteren Chronik des Union-Theaters – hält die Crew des nach eigenen Angaben ältesten Amateurtheaters in Deutschland seit nunmehr 132 Jahren auf Kurs. Für sämtliche Vereinsmitglieder ist das Theater die pure Liebhaberei. Die Akteurinnen und Akteure kommen aus allen Himmelsrichtungen der Stadt, und arbeiten in ihrem Alltag in den unterschiedlichsten Branchen und Berufen.

Zufällige Namensgleichheit

Die Amateurtheatertruppe entstand 1892 als „Dramatische Abteilung der Union von 1801“, Bremens ältestem kaufmännischen Verein. Die Gründerväter waren respektable Bremer Kaufleute und Bankdirektoren. Frauen wurden erst ab 1938 auf die Bühne gelassen. Zur Tradition des Hauses gehört, dass für die Regie ausgewiesene Profis engagiert werden. Im Laufe der Zeit zog das Theater durch diverse Spielstätten. In den vergangenen 50 Jahren waren der Festsaal des Gymnasiums Waller Ring, die Kammerspiele an der Böttcherstraße, das Packhaustheater, das Alte Postamt und das Theatrium die Hausbühnen. Vor acht Jahren fand das Ensemble beim Bremer Kriminal Theater in der Union-Brauerei seinen Heimathafen – die Namensgleichheit ist schöner Zufall.

Junge Talente sind im Theater nach wie vor willkommen, betont Stefan Lüers, der diesmal die Regieassistenz übernommen hat: Über die Website www.uniontheater.de lädt das Ensemble „Rampensäue“ ein, bei einem Workshop Bühnenluft zu schnuppern.

Info

Premiere für „Alles in Butter“ ist am Donnerstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr, im Bremer Kriminal Theater in der Union Brauerei, Theodorstraße 13a. Weitere neun Abend- und Nachmittagsvorstellungen folgen bis einschließlich Sonntag, 20. Oktober. Tickets ab 21 Euro, ermäßigt 13 Euro, sind im Pressehaus Martinistraße, an den Vorverkaufsstellen von Nordwestticket, per Mail an info@uniontheater.de oder telefonisch unter 01 76 / 42 99 85 11 erhältlich.
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