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Die schönsten Zimmer der Stadt Eine Suite über den Dächern der Stadt

Ein Hotelzimmer mit Aussicht: Die "Toorn Stuuv" im "John & Will" bietet einen spektakulären Blick über Bremen und Luxus in 45 Metern Höhe.
01.02.2025, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Wer hier einkehrt, kann von oben herabblicken. Die „Toorn Stuuv“ im „John & Will“ ist das höchstgelegene Hotelzimmer der Stadt, und in einem Haus, das an sich schon einmalig ist, der absolute Höhepunkt. Aus 45 Metern Höhe hat man hier ganz Bremen im Blick. Das Panorama ist selbst an einem grauen Wintertag spektakulär. „Ist das nicht cool?“, fragt Babette. Und wenn wir erst mal sehen könnten, wie toll es hier sei, wenn nach Sonnenuntergang die Lichter der Stadt leuchten.

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Babette Kierchhoff ist die Direktorin des Hotels auf der Überseeinsel, und man darf sie – wie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - beim Vornamen nennen. Sie erzählt, dass sie mehr als 40 Jahre lang die Uniformen der klassischen Hotellerie trug. Im Foyer empfängt sie uns in Jeans, weißem T-Shirt und pastellfarbenem Strickpulli. Auf konventionelle Förmlichkeit legt man hier keinen Wert. „Wir sind ein entspanntes Hotel“, sagt sie. „Bei uns soll man sich wohlfühlen.“ Auch die Gäste würden nur auf Wunsch gesiezt. Doch sie könne sich nicht daran erinnern, dass das schon einmal gewünscht wurde.

Ins schönste Zimmer führt ein versteckter separater Fahrstuhl. Was hier unprätentiös und plattdeutsch die „Turmstube“ genannt wird, war einst ein Konferenzzimmer, in dem wichtige Verträge unterzeichnet wurden, erklärt die Direktorin. Die Kellogg´s-Manager würden allerdings Bauklötze staunen. Die Tür öffnet sich zu einer wohnlichen 45-Quadratmeter-Suite, die durch die raumhohen Fenster noch weitläufiger wirkt. An der Nordseite: das blütenweiß bezogene Zwei-Meter-Himmelbett. Daneben eine freistehende Badewanne, davor ein Knautschsofa aus curryfarbenem Leder.

Von den Armlehnstühlen in der kleinen Sitzecke aus massivem Holz kann der Blick übers Wasser und die Stadtteile jenseits der Weser schweifen. Ein mannshoher Sprossenspiegel reflektiert das Tageslicht und das großformatige Kunstwerk von Hauskünstler Johann Büsen. Auf der Außenterrasse kann man einmal rundherum laufen und im Sommer der Sonne nach. Für die nicht so gemütlichen Tage gibt es aber auch einen windgeschützten kleinen Wintergarten. Man darf sagen: Alles echt hygge hier, denn die Dänen haben nicht nur mit ihrem Sinn für zeitlos modernen Stil und gutes Handwerk ihre Handschrift hinterlassen.

„Wir haben für die Einrichtungen Materialien gewählt, die etwas aushalten und mit Zeit und Patina immer schöner werden“, erklärt die Hotelchefin. Nachhaltigkeit ist nicht nur im Hotel Programm, sondern auf der gesamten Überseeinsel, die irgendwann autark aus erneuerbaren Energien versorgt werden soll. Für Wärme sorgt in der Toorn Stuuv die Fußbodenheizung unter dem Vollholzboden – nicht aber der Kamin, der hier so gemütlich flackert: Die Flammen sind eine Illusion aus LED-Licht und Wasserdampf.

Auf Fernsehgeräte wurde im gesamten Hotel verzichtet, die Gäste bekommen dafür schnellstes Internet. Auch den Stromfresser Minibar wird man im Zimmer nicht finden. Auf dem Stahlrohr-Wandregal, das gleichzeitig als Kleiderschrank dient, stehen wiederverwendbare Wasserflaschen. Die Bohnen für den Kaffeebereiter werden auf der Überseeinsel geröstet, alles andere können die Gäste an der Bar im Erdgeschoss erhalten.

Auf das konsequent nachhaltige Konzept von Hotel und Quartier waren die Hoteliers von Guldsmeden aufmerksam geworden. Sie stiegen während der Bauzeit als Partner ein, und darum trägt das Haus den etwas sperrigen Namen „John & Will Silo-Hotel by Guldsmeden“. 1999 eröffnete das Hotelierspaar Sandra und Marc Weinert sein erstes Hotel im dänischen Aarhus, mittlerweile ist die Guldsmeden-Kleinfamilie auf elf Häuser gewachsen, von denen keines wie das andere ist. „Von Anfang an engagieren sich die beiden für Nachhaltigkeit in der Hotellerie“, erklärt Babette. Optisch und inhaltlich ist der dänische Einfluss im „John&Will“ zum Beispiel in den Badezimmern mit ihren Waschbecken aus Naturstein zu sehen, in der bio-zertifizierten Bettwäsche mit den bestickten Libellen und in der eigenen Linie an ökologischen Kosmetikprodukten, die müllsparend in großen Gebinden geliefert werden.

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Unten im Foyer hängen die typischen Guldsmeden-Kronleuchter mit den bunten gläsernen Fischen zwischen den alten Schütten der Siloröhren: Eine gleichberechtigte Partnerschaft, die die Individualität und die Geschichte des Hauses nicht versteckt. Die alten Betondecken wurden bewusst nackt und unverputzt belassen, zeigen selbstbewusst ihre Macken und Löcher.

Zum Preis ab 330 Euro pro Nacht ist die Toorn Stuuv kein Zimmer, in dem man einfach nur übernachten möchte. „Hierher kommen vor allem Gäste, die sich für einen speziellen persönlichen Anlass etwas Außergewöhnliches gönnen möchten“, erklärt Babette. Das „John & Will“ wurde im Sommer des vergangenen Jahres eröffnet, nach einer gut fünfjährigen Bauzeit. Ein überaus aufwendiges und anspruchsvolles Projekt, sagt die Direktorin – abreißen wäre wahrscheinlich günstiger und sicher unkomplizierter gewesen. „Aber die Projektentwickler wollten dieses emblematische Gebäude unbedingt erhalten.“

Nun haben die Bremer ein echtes Unikum, denn wer hatte je zuvor ein Hotel in ein Silo gesteckt? Genau: Niemand, nirgendwo, weiß die Hotelchefin. Zur Wohlfühlatmosphäre trage hier aber auch das knapp 30-köpfige Team bei, das für seine Herzlichkeit immer wieder gelobt werde, betont sie. Die gute Stimmung habe ihren Grund: „Wir alle sind unheimlich stolz auf dieses Hotel, weil es so cool ist.“



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