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Überseeinsel Rickmers Reismühle in Bremen: Specht-Gruppe stellt Rahmenplan vor

Auf dem Gelände der Rickmers Reismühle sollen in einigen Jahren Wohnungen entstehen. Der Rahmenplan dafür ist kürzlich im Ortsamt vorgestellt worden.
23.10.2022, 08:00 Uhr
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Rickmers Reismühle in Bremen: Specht-Gruppe stellt Rahmenplan vor
Von Anne Gerling

„Für mich ist es eines der schönsten Grundstücke an der Weser“: Wenn es um das Areal der Rickmers Reismühle geht, kommt Rolf Specht, geschäftsführender Gesellschafter der 1988 gegründeten Specht Gruppe, schnell ins Schwärmen, wie sich kürzlich mal wieder zeigte: Gemeinsam mit Architekt Michael Frenz besuchte der Immobilienentwickler den Fachausschuss Überseestadt des Waller Beirats, um dort die neuesten Ideen für das Grundstück vorzustellen.

Specht hat das etwa 32.000 Quadratmeter große Areal an der westlichen Spitze der Überseeinsel mit rund 400 Metern Weserufer vor gut zwei Jahren erworben. Schon länger ist bekannt, dass er dort Wohnungen bauen möchte. Es geht um 29.000 bis 30.000 Quadratmeter Wohnraum, wie nun zu hören war: Geplant sind circa 290 Wohnungen, 30 Prozent davon sollen geförderter Wohnraum sein, also besonders günstige Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. „Es soll ein durchmischtes Quartier werden.“

Schwerpunkt Seniorenwohnungen

Der Schwerpunkt: Seniorenwohnen – aber kein Pflegeheim, sondern eher etwas in Richtung Wohnen mit Service, dazu Schwimmbad, Sauna und Wellnessbereich und im Erdgeschoss Gastronomie, Gewerbe und eine Kita. Eine ältere Dame habe ihn auf diese Idee gebracht, schilderte Specht den Waller Ortspolitikern: „Sie hatte mich angeschrieben und gefragt, ob ich nicht auch mal am Wasser etwas für Senioren machen könnte.“ Die Nachfrage ist da, ist der Unternehmer überzeugt: „Es haben sich schon viele gemeldet, die in Weyhe oder Achim gebaut haben und nun, nachdem die Kinder groß sind, wieder zurück in die Stadt und am Leben teilnehmen wollen.“

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Konkrete Entwürfe gibt es noch nicht, im kommenden Jahr ist ein Architektenwettbewerb geplant. Die Rahmenplanung dafür hat Architekt Michael Frenz mit zwei Büros entwickelt und dabei verschiedene Aspekte wie den Hochwasserschutz oder die Zuwegung berücksichtigt. „Die Durchlässigkeit war dabei das wichtigste Thema“, sagt Frenz.

Was Alteingesessene freuen wird: Die Werkhalle der früheren Adler-Werft und nach Möglichkeit auch das Verwaltungsgebäude sollen erhalten bleiben. Bei ihren Gedankenspielen zur zukünftigen Bebauung des Geländes haben sich die Planer Frenz zufolge von den Daltons – den vier Brüdern aus der Comic-Reihe Lucky Luke – inspirieren lassen. Vier verschieden hohe Gebäudekomplexe sollen demnach auf dem Grundstück gebaut werden – aber nicht etwa ordentlich nebeneinander, sondern gegeneinander versetzt und verdreht. Dabei gibt es zwei mögliche Varianten: mit und ohne das Verwaltungsgebäude, dessen Tragfähigkeit aktuell daraufhin geprüft wird, ob darauf aufgesetzt gebaut werden könnte. „Emotionale Orte“ wie das Wäldchen und die alten Helgen nordwestlich der Werkhalle sollen Frenz zufolge bleiben.

Alles steht und fällt mit Verkehrsanbindung

Der Rahmenplan ist im Austausch mit ihrem Haus entstanden, ergänzte Susanne Endrulat aus der Baubehörde: „Und wir sind sehr glücklich damit. Zum einen war uns wichtig, dass es eine Durchlässigkeit zur Weser hin gibt. Die Einbindung in den Freiraum ist ein großes Pfund, mit dem der Entwurf wuchert. Wir wollten nicht noch ein Quartier mit Blockrandbebauung. Die lose Anordnung ist an der Stelle das richtige Konzept.“

Was allen Beteiligten dabei klar ist: Die Entwicklung des Areals steht und fällt mit der Verkehrsanbindung. Also mit dem Ausbau der Kreuzung Hansator / Auf der Muggenburg / Stephanikirchenweide, mit einer Brücke über den Europahafen – die ziemlich genau in Höhe des Rickmers-Geländes auf der Überseeinsel anlanden würde – und mit der Entscheidung, ob eine Straßenbahnlinie über die Überseeinsel geführt wird.

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Karsten Seidel (Grüne), freut sich, dass die ehemalige Werkhalle erhalten werden soll und hofft, dass auch die Helgen bleiben: „Das ist ein emblematisches Gebäude und mit den Helgen ist es ein toller Eingang zur Stadt.“ Beiratssprecherin Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD) regt an, ein Restaurant und Arztpraxen mit einzuplanen. „Dass die Gebäude schräg stehen sollen und nicht nebeneinander, finde ich schonmal gut“, bedankte sie sich für die Präsentation.

Bis 2024 läuft der Betrieb bei Rickmers Reismühle noch weiter.? Bis Mitte kommenden Jahres hofft Frenz, belastbare Ergebnisse zu haben. Bei einer Bauzeit von etwa zwei Jahren könnte das Projekt 2025/26 demnach fertiggestellt werden.

Zur Sache

Die Adler-Werft

Noch heute erinnern die in die Weser ragenden Helgen an die Zeit des Schiffsbaus auf dem Gelände, auf dem seit den 1980er-Jahren die Rickmers Reismühle residiert: Ab 1952 wurden an der Weser oberhalb des Europahafens, gleich neben der Esso-Raffinerie, in elf Jahren nicht weniger als 26 Schiffe gebaut. Bis zu 550 Beschäftigte arbeiteten auf der Adler-Werft an der Weser; doch am 31. März 1963 war das Unternehmen zahlungsunfähig. Vom Besitzer, der Reederei Argo, wurde die Adler-Werft an den großen Gröpelinger Nachbarn verpachtet, als „AG Weser Süd“ weitergeführt und zehn Jahre später endgültig verkauft.

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