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Begegnungsstätte Haferkamp Rollatortraining in Utbremen

In Utbremen wird ein Rollatoren-Training für Senioren angeboten. Wie sieht das Training aus und welche Herausforderungen müssen die Teilnehmer meistern?
22.04.2024, 06:00 Uhr
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Von Silja Weißer

Rein in die Straßenbahn, raus, umsteigen, schnell den Bus erwischen und ab zum Ziel. Ganz normaler Alltag für die einen, eine Weltreise für Menschen, die im Straßenverkehr auf einen Rollator angewiesen sind. Unter der Überschrift „Übung macht den Meister“ hat sich das DRK-Begegnungs- und Bewegungszentrum in Walle Unterstützung der Bremer Verkehrswacht ins Haus geholt, um ein spezielles Rollatoren-Training anzubieten.

Tische und Stühle in dem großen Raum am Haferkamp 8 sind an die Seite geschoben. Sieben betagte Teilnehmer, fünf Frauen und zwei Männer, sitzen am Rand vor ihren Rollatoren und blicken gespannt in die Raummitte. Der Parcours wird sie die nächsten zwei Stunden herausfordern. Ein Fußabtreter aus Kokosfaser, eine Noppenmatte, ein Reifen und Verkehrskegel sind Teile der kurzen Strecke, die sie mit der mobilen Gehhilfe meistern sollen. Am Ende erwartet sie die Königsdisziplin: eine Palette als Tritthilfe für ein Podest. Auf diesem sind Klötze angeordnet, die eine Fläche von einem Quadratmeter markieren. Hier gilt es, den Rollator auf engstem Raum zu wenden.

Die richtige Einstellung

Doch bevor es an den Start geht, begutachten Gerhard Thielbar, Vorsitzender der Verkehrswacht, und Übungsleiterin Heidi Müller der Reihe nach die Gefährte. Dankbar lässt Elisabethe Flunkert ihren Rollator richtig einstellen. Sie hat ihr Hilfsmittel vor einer Woche von einer Nachbarin geschenkt bekommen. Irgendetwas passt da nicht, ist sich die 84-Jährige sicher. Mit einem Blick erkennt Müller das Problem. Auf diversen speziellen Rollator-Schulungen hat die ehrenamtliche Helferin ein Auge für Details bekommen. Der rechte Handgriff ist höher als der andere eingestellt. Schnell ist die Schraube gelöst, das Gestänge herausgezogen und die optimale Höhe eingestellt.

Während Müller und Thielbar sich jedem Teilnehmer intensiv widmen, kommen die anderen bei Kaffee und Keksen ins Gespräch. Auch Roland Wolff stärkt sich. Der Osterholzer hat mit Bus und Bahn eine der längsten Anreisen hinter sich. Mit seinen 62 Jahren ist er der jüngste Teilnehmer. Bei ihm beschränken sich die Probleme nicht nur aufs Laufen. Auf einem Auge kann er nur noch hell und dunkel unterscheiden, das andere Auge hat nur noch zwölf Prozent Sehkraft. Dass er dennoch einen großen Bewegungsradius hat, verdankt er der Unterstützung durch den Rollator. Sein Handy und die Sprachfunktion des Online-Kartendienstes Google-Maps weisen ihm die Wege. „Auf dem Hinweg musste ich nur einmal fragen“, erzählt Wolff und lächelt.

Unterstützung erwünscht

Fremde Leute um Hilfe zu bitten, koste immer Überwindung weiß Else Fricke. Sie ist deshalb dankbar für spontane Unterstützung. Neulich etwa sei ein junger Mann in der Bahn gleich aufgesprungen, um sie zu einem Platz zu führen, an dem sie ihren Rollator vor sich parken konnte. Vor dem Ruck, mit dem die Straßenbahn anfährt, hätten sie die größte Angst, sind sich die Teilnehmer einig.
„Seit ich auf den Rollator angewiesen bin, sieht man auch erst, wie schlecht die Straßen sind“, erzählt Fricke. Problematisch werde es bei Kopfsteinpflaster, zu hohen Bordsteinkanten oder fehlende Rampen, wo man sie eigentlich erwarte, listet die 89-Jährige auf. Das offene Treppenhaus ohne Fahrstuhl bei ihrem Hals-Nasen-Ohrenarzt zum Beispiel sei für sie ein Graus. Auch wenn die rüstige Dame die Stufen noch irgendwie erklimmen kann, mag sie ihren Rollator nicht einfach stehen lassen.

Viel Schnickschnack

Sie hat ihr Gefährt nach dem ersten Kursus zur Inspektion gebracht und aufgerüstet. Der Rückengurt als Lehne gibt ihr beim Sitzen nun mehr Halt. „Es ist ja unglaublich, was es da noch alles für einen Schnickschnack gibt“, freut sich die Seniorin und weist auf ihren Schirmständer an der Seite. Auch dass die Gehhilfe zwei Bremshebel hat, wusste sie bis zu ihrem ersten Rollator-Kursus nicht. Durch gleichzeitiges Ziehen wird die so genannte Feststellbremse betätigt. Sie verhindert das Wegrollen. Müller lächelt: „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie viel Erleichterung kleine Hinweise verschaffen. Das motiviert mich jedes Mal aufs Neue weiterzumachen.“ Müller gibt Rollator-Trainingsstunden in ganz Bremen.

Auch Angelika Hofrichter, Leiterin des DRK-Begegnungszentrums, ist begeistert. „Die Unterstützung der Verkehrswacht ist großartig.“ Der Termin für den nächsten Kursus steht bereits. An diesem Montag, 22. April, von 14 bis 16 Uhr, haben Teilnehmer wieder die Möglichkeit, sich Tipps für den Alltag mit dem Rollator abzuholen und den Parcours unter Anleitung zu meistern. Eine Anmeldung unter 2 40 51 99 ist erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich. Das Training ist kostenlos.

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