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Krötenwanderung in Walle Der Weg zum Laichplatz bleibt gefährlich

Frühlingserwachen mit tödlichem Ausgang: In Bremen-Walle riskieren Kröten ihr Leben auf dem Weg zum Laichplatz. Eine Bürgerinitiative kämpft für mehr Schutzmaßnahmen.
14.03.2024, 09:00 Uhr
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Von Anke Velten

Der Frühling steht vor der Tür und die Kröten, Frösche und Molche sind aus ihrer Winterruhe erwacht – auch an manchen Orten im Bremer Westen. Zurzeit machen sie sich auf den Weg aus ihren Winterquartieren zurück in ihre angestammten Laichgebiete, in die Teiche, Fleete, Gräben der Stadt. Doch Jahr für Jahr wird die Wanderung zum Todesmarsch. Tierschützer appellieren daher an alle Stadtmenschen, denen etwas an der Natur liegt, in diesen Wochen besonders achtsam zu sein. Das gilt vor allem für Autofahrer. Eine Waller Bürger­initiative setzt sich seit Jahren für nächtliche Sperrungen des Waller Fleets während der Wochen der Krötenwanderungen ein. Auch der Bremer Tierschutzverein fordert Maßnahmen, um die Amphibien vor dem Straßenverkehr zu schützen.

Seit fünf Jahren trifft sich im zeitigen Frühjahr eine Gruppe aktiver Bürgerinnen und Bürger am Waller Fleet, um dort nach Sonnenuntergang Tieren, soweit möglich, beim Überqueren der Straße zu helfen. Doch am ersten Märzsonntag kamen sie zu spät. „Es war ein Schock“, berichtet Katrin Haselbach, eine der Gründerinnen der Waller „Initiative Amphibienschutz“. Die Tiere – etwa 40 an der Zahl – waren von Autos überfahren worden, von denen es am Waller Fleet mittlerweile viel zu viele gebe, so Haselbach. „Der Weg hat sich in den vergangenen Jahren zum Autobahnzubringer entwickelt. Er ist als Abkürzung kein Geheimtipp mehr.“

Auch andere Bereiche betroffen

Dasselbe Problem kenne man aber auch aus vielen anderen Gebieten im Bremer Westen in Wassernähe, weiß Gaby Schwab, Sprecherin des Bremer Tierschutzvereins. „Sogar direkt vor dem Tierheim war es in diesem Jahr wieder extrem schlimm“, so Schwab. Die Vereinsvorsitzende Brigitte Wohner-Mäurer spricht von den „Tragödien entlang der Straßen“ und von einer „jährlich wiederkehrenden Katastrophe“. Das Massensterben der Amphibien sei ein „schwerwiegender Schlag für diese Tiere, deren Bestände bereits durch Habitatverlust, Umweltverschmutzung und den Klimawandel bedroht sind“, sagt Wohner-Mäurer.

Die Wanderungen sind ein Naturphänomen, das jährlich zwischen Ende Februar und Mitte April beobachtet werden kann. Ausschlaggebend sei nicht das Datum, sondern die innere Uhr der Tiere, erklärt Haselbach. „Sobald die Temperaturen fünf Grad erreichen, erwachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre – und die Wanderung beginnt. Sie orientieren sich dabei am Erdmagnetfeld und an Geländepunkten.“

Tiere sind kaum zu sehen

Am liebsten mögen es die Tiere, wenn es windstill ist und regnerisch, weiß die Wallerin. „Ist das Wetter perfekt, laufen sie zum Sonnenuntergang los und sind dann die ganze Nacht in Schüben unterwegs.“ Diejenigen, die es heil in ihr Gewässer schaffen, können dann dort für Nachwuchs sorgen.
Doch oft kommt es nicht so weit. Das Problem: Die Amphibien laufen in der Dunkelheit, wenn sie vom Verkehr schlecht zu sehen sind, und manche lassen sich Zeit. „Grasfrösche sind recht agil, aber vor allem die Erdkröten haben die gefährliche Angewohnheit, sich auf dem Asphalt erst einmal aufzuwärmen“, so die Naturfreundin, die auch naturkundliche und ornithologische Führungen anbietet. Gegen Autos haben sie keine Chance.

Vor drei Jahren wurde die Initiative daher vor dem Waller Beirat vorstellig, um die Problematik zu schildern. Der Beirat trug dem Umweltressort auf, mögliche Schutzmaßnahmen zu prüfen. Resultat war ein Warnschild, das den Autoverkehr auf die Amphibienwanderungen aufmerksam machen soll. „Gut und schön“, sagt Haselbach, „hat aber wenig Effekt.“ Die Initiative hätte ein besseres Angebot, das man auch dem Beirat sowie den Ressorts für Verkehr und Umwelt vorgelegt hat: „Wir fordern eine Absperrung in den Stunden zwischen 19 Uhr abends und morgens 7 Uhr, und wären auch bereit, das Öffnen und Schließen selbst zu übernehmen“, erklärt Haselbach. „Für uns wäre das immer noch weniger zeitaufwendig als Abend für Abend das Fleet abzulaufen.“

So einfach ist das allerdings nicht, wie René Möller, Sprecher der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, erklärt: „Die Straßenverkehrsordnung gestattet nicht, dass Privatpersonen öffentliche Verkehrsflächen der Allgemeinheit per Schranke entziehen.“ Rund ein Dutzend Wallerinnen und Waller werden vorerst weiter Abend für Abend losziehen. Auch wenn das Engagement nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sei: „Wir können nicht nichts tun“, sagt Haselbach. „Diese Aktion ist kein schräges Hobby, sondern eine dringende Notwendigkeit.“

Info

Wer die Arbeit der Waller Initiative Amphibienschutz unterstützen möchte, kann Kontakt über folgende Emailadresse aufnehmen: chrysantheme12@gmx.de
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