Die Bäume im Hilde-Adolf-Park sind größtenteils geschädigt ‒ so stark, dass der Grünzug in der Überseestadt in den kommenden Jahren komplett neu hergerichtet werden muss. Entsprechende Informationen des WESER-KURIER hat die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), die für die Infrastruktur in Bremens größtem Stadtentwicklungsquartier zuständig ist, auf Anfrage bestätigt.
Der Park war 2009 für rund zwei Millionen Euro fertiggestellt worden. Rund 400 Bäume verteilen sich auf dem Areal, das sich von der Einmündung Lloydstraße / Auf der Muggenburg bis kurz vor den Kopf des Europahafens erstreckt. Nach Darstellung von WFB-Sprecherin Andrea Bischoff haben Probleme mit dem Untergrund zu dem Öko-Desaster geführt.
Der Park wurde größtenteils auf einem Geländestreifen angelegt, der früher Hafenbecken war, denn der Europahafen hatte vor Jahrzehnten noch eine größere Ausdehnung. „Der Boden dort ist sehr sandig, nährstoffarm und im Untergrund sehr wasserdurchlässig“, so Bischoff. Er kann also kaum Feuchtigkeit speichern, Niederschlag rauscht in tiefere Schichten durch.
Bei der Anlage des Parks hätten Fachleute diese ungünstigen Verhältnisse zwar berücksichtigt, etwa durch das Einbringen von Substratgemisch in den Untergrund. Gleichwohl sei ein Teil der Bäume inzwischen abgestorben, ein anderer deutlich sichtbar erkrankt. Ein von der WFB hinzugezogener Gutachter sei zu der Feststellung gelangt, dass sich die geschädigten Teile nicht „gesund pflegen“ ließen.
Zu möglichen Fehlern bei der Pflege des Grünzugs äußert sich die WFB nicht. Der WESER-KURIER sprach darüber mit einem Fachmann eines Bremer Garten- und Landschaftsbaubetriebs. Der Experte möchte allerdings nicht namentlich in Erscheinung treten, weil er keine Nachteile bei möglichen künftigen Geschäften mit der Stadt riskieren will.
Grundsätzlich, so der Landschaftsbauer, sei es durchaus möglich, einen Park auch auf ungünstigem Boden wie in der Überseestadt anzulegen. „Man darf ihn dann allerdings nicht sich selbst überlassen“, stellt der Fachmann klar. Es könne beispielsweise notwendig sein, den Baumbestand häufiger künstlich zu bewässern. Das sei nicht passiert, möglicherweise auch wegen mangelnder fachlicher Kompetenz bei der WFB.
Gerodet und neu gestaltet
Gärtnerische Kompetenz ist in der Bremer Verwaltung beim städtischen Eigenbetrieb UBB (Umweltbetrieb Bremen) gebündelt. Die Überseestadt gehört aber ausdrücklich nicht zum Zuständigkeitsbereich des UBB. Die offizielle Diagnose zum Zustand des Hilde-Adolf-Parks teilt der Fachmann. „Wenn ein Baum einen gewissen Schädigungsgrad erreicht hat, dann tut sich da nichts mehr“, sagt er. Und das sei bei einem großen Teil der vorhandenen Bepflanzung leider Fall.
Die Grünanlage muss also über kurz oder lang gerodet und neu gestaltet werden. Das wird frisches Geld kosten, doch die Wirtschaftsförderung kann dem Vorgang zumindest eine positive Seite abgewinnen, und das hat etwas mit der städtebaulichen Entwicklung der Überseestadt zu tun. Denn rings um den Hilde-Adolf-Park bahnen sich neue Projekte an.
Da ist zum einen die geplante Bebauung des Hafenkopfbereichs. Dort plant der Investor Kurt Zech einen Wohnungs- und Bürokomplex. Für rund 100 Millionen Euro wird eine Fläche von etwa zwei Hektar ein völlig neues Gepräge erhalten. In der kommenden Woche startet eine Ausschreibung für ein weiteres Immobilienprojekt, ebenfalls mit neuen Wohnungen, parallel beginnt die Einwicklung des ehemaligen Kellogg-Geländes zur „Überseeinsel“.
Auch dort soll gewohnt werden. All diese zusätzlichen Wohnquartiere verlangen nach Darstellung von WFB-Sprecherin Bischoff nach einer anderen Art von Grünanlage, als sie der Hilde-Adolf-Park in seiner ursprünglichen Konzeption darstellt. „Die war ja eher auf Leute ausgerichtet, die in der Überseestadt arbeiten und vielleicht eine kurze Pause im Grünen verbringen wollen“, so Bischoff. Eine neu gestaltete Anlage würde einen höheren Nutzwert insbesondere für Kinder aus den künftig angrenzenden Wohnbereichen haben.
Fürs Erste sollen Teile des Hilde-Adolf-Parks als logistische Flächen für die Bauunternehmen dienen. So wird Kurt Zech das obere Drittel des Parks Richtung Europahafenkopf für die Lagerung von Gerätschaften, Material sowie für Bauarbeiterunterkünfte nutzen. Im östlichen Teil des Parks ist jetzt schon eine solche Fläche für die Aktivitäten des Immobilienunternehmens Justus Grosse eingerichtet.
Die Abgaben, die die Firmen für die Inanspruchnahme der Flächen zahlen, sollen in die spätere Neugestaltung des Hilde-Adolf-Parks fließen. Mit ihr soll „in zwei bis drei Jahren“ begonnen werden, kündigt Andrea Bischoff an. Die WFB werde dabei insbesondere den steigenden Bedarf an Spielflächen berücksichtigen und sich dabei am Vorbild Überseepark orientieren. Bischoff: „Mit Beteiligung der Investoren werden wir eine qualitativ hochwertige Lösung für die kommenden Bewohner schaffen.“