Trocken, sonnig, heiß: Dieser Sommer bekommt einen Platz ganz weit oben in den Schönwetter-Rekord-Listen. Was alle die freut, die ihr Auskommen nicht mit dem Verkaufen von Regenschirmen bestreiten, wird für die Pflanzen aber allmählich zum Problem. Der Osterdeich und die Rasenflächen im Bürgerpark und anderswo: kümmerliches Braun statt sattes Grün.
Das sieht nicht schön aus, lässt sich aber bei der momentanen Witterung nicht ändern, sagt Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen. „Das ist nicht dramatisch. Sobald es wieder mehr Feuchtigkeit gibt, wird das Gras schnell wieder grün.“ Sehr gut sehen kann man das entlang der Weser: Wo die Flut noch hinschwappt, sieht der Deich aus wie gewohnt, an den höher gelegenen Stellen darbt der Boden.
Viel härter trifft die Trockenheit die rund 2000 sogenannten Jungbäume, die im Stadtgebiet anwachsen sollen. Der Umweltbetrieb kommt mit dem Gießen nicht mehr hinterher, und deshalb rücken jetzt die 19 Freiwilligen Feuerwehren der Stadt im Wechsel aus, um den Durst der Bäume zu löschen. Rund 400 Liter Wasser pro Woche braucht so ein Baum, der übrigens auch dann noch als Jungbaum durchgeht, wenn er schon zehn oder mehr Jahre in einer Baumschule hinter sich gebracht hat. Entscheidend ist der Pflanzzeitpunkt an seinem neuen Standort, „jung“ ist er dann bis zu drei Jahre.
Die Hilfsaktion entstand auf dem kurzen Dienstweg. „Am Mittwoch gingen zwei, drei Mails hin und her“, sagt Doty. „Dann war alles geregelt. Ich finde es hervorragend, wie unkompliziert das gelaufen ist.“ Das Umweltressort fragte die Hilfe an, die Brandschützer waren schnell, nun ja, entflammt für die Idee und die SWB steuert kostenlos das Wasser bei, das die Löschzüge an den Hydranten abzapfen können.
Am Donnerstagnachmittag startete die Freiwillige Feuerwehr Neustadt mit drei Wagen am Niedersachsendamm und auf dem Stadtwerder: Gießwasser marsch! Das letzte Mal, das die Wehren den Bäumen zu Hilfe eilten, gab es 2012. Die Bremer können auch helfen: Wer einen jungen Baum vor der Haustür stehen hat, darf gerne mitwässern, der Umweltbetrieb empfiehlt als Erste-Hilfe-Maßnahme zwei bis drei Gießkannen voll. Im Bürgerpark muss die Mannschaft selbst ran. Parkdirektor Tim Großmann: „Die lange Trockenheit ist für uns unerquicklich, arbeitstechnisch ist sie eine Herausforderung.“
Keine erhöhte Alarmbereitschaft bei der Feuerwehr Bremen
Weil eben viele andere Arbeiten liegen bleiben, wenn die Gärtnerteams jetzt vor allem die etwa 150 nach den Stürmen im vergangenen Herbst gepflanzten Bäume und Flachwurzler wie die Rhododendren bewässern müssen. Der ältere Baumbestand, das gilt auch für die Exemplare in der Stadt, bekommt kein zusätzliches Wasser.
„Die Alten müssen sich selbst helfen, das schaffen die. Allerdings wachsen sie dann auch weniger“, sagt Großmann, der aber insgesamt doch „sehr dankbar für einen schönen Landregen“ wäre. Extreme Trockenheit bedeutet normalerweise auch extreme Brandgefahr. Erhöhte Alarmbereitschaft herrscht allerdings bei der Feuerwehr Bremen nicht.
„Bremen hat keine großen Waldflächen. Und wenn irgendwo ein Gebüsch brennt, erreichen wir das zügig“, sagt Sprecher Harald Meyer. Außerdem appelliere man an den gesunden Verstand der Bremer, soll heißen: Grills zum Beispiel am Werdersee nicht unbeaufsichtigt lassen, keine brennenden Zigaretten auf trockenes Gras werfen und wenn man sieht, dass es irgendwo brennt, 112 wählen.
Was die eigene Wasserversorgung angeht, muss sich kein Bremer Sorgen machen, bald auf dem Trockenen zu sitzen. Aus vier Einspeisestellen wird rund um die Uhr Trinkwasser nach Bremen gepumpt, das aus Tiefen gefördert wird, auf die das Wetter keinen Einfluss hat. SWB-Sprecherin Angela Dittmer verweist auf den ebenfalls sehr trockenen Mai. Am 25. Mai gab es bislang für dieses Jahr den Spitzen-Abnahmewert von 10,03 Millionen Litern Wasser. „Das erreichen wir jetzt lange nicht, auch, weil Ferien sind.“
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