In Walle sollte es mehr öffentliche Orte geben, die Lust darauf machen, dort Zeit zu verbringen: Nachdem im Herbst 2019 Anwohner in zwei Workshops zum „Zukunftsbild Walle Central 2040“ diesen Wunsch artikuliert hatten, bereitet der Waller Beirat nun einen Workshop zum Thema „Plätze im Quartier“ vor, der – sofern Corona es zulässt – Ende September stattfinden soll.
Dafür können seit Mai Anwohner und Anwohnerinnen Ideen und Anregungen einreichen. Drei Vorschläge sind dort bereits eingegangen, die nun in einer Videokonferenz des Fachausschusses Quartiersentwicklung schon einmal kurz vorgestellt wurden.
Anwohnerin Conny Steinwede etwa hat eine Anregung von Walle-Central-Mitinitiator Karsten Seidel aus der Grünen-Fraktion aufgegriffen und diese weiterentwickelt. Es ging dabei um eine Sperrung der Elisabethstraße für den Autoverkehr im Abschnitt zwischen Bremerhavener Straße und Vegesacker Straße, um dort versuchsweise einen temporären Biergarten einzurichten.
Bei diesem Gedanken sei ihr zunächst gar nicht wohl gewesen, so die Wallerin: „Eine reine Gastro-Meile möchten wir hier nicht. Wir finden Außengastronomie zwar schön, das kann aber nur ein Teil sein. Eine Nutzung des Platzes muss auch möglich sein, ohne dort etwas zu konsumieren. Ein Platz für alle – das wäre gut!“ Solch ein Platz könnte mit Hochbeeten begrünt werden, schlägt Steinwede vor, die sich mittlerweile in der Nachbarschaft umgehört hat und möglichst viele Anwohner für die Idee gewinnen möchte. „Bei der Quartiersentwicklung sollte man lieber die dort lebenden Bewohner als den stehenden Autoverkehr in den Fokus nehmen“, findet sie und plädiert dafür, einen zukünftigen „Elisabethplatz“ auch für den Radverkehr zu sperren, damit sich dort dann auch kleine Kinder gefahrlos bewegen könnten.
„Das entspricht ziemlich genau den Ergebnissen von Walle Central“, ist Karsten Seidel überzeugt, der betont: „Der Platz dort soll keine zweite Schlachte werden.“ Die Anwohner hätten seiner Einschätzung nach auch keine finanziellen Nachteile durch eine Umgestaltung der Straße zu erwarten: „Wenn wir dort die Aufenthaltsqualität verbessern, dann wird das auch den Wert der Immobilien steigern.“
„Ich habe den Aufruf so verstanden, einfach mal darüber nachzudenken, was man hier besser machen kann“, sagt Anwohner Mark Wege, der gleich vier Orte ins Spiel bringen möchte, in denen seiner Meinung nach noch viel ungenutztes Potenzial schlummert: Das Areal im Bereich Walle-Center/Waller Bahnhof, das Rewe-Gelände an der Holsteiner Straße, die „X-Kreuzung“ Bremerhavener Straße/ Steffensweg sowie die Fläche bei den Kirchen Wilhadi und St. Marien an der Ecke Steffensweg/Sankt-Magnus-Straße, die aktuell hauptsächlich als Parkplatz dient. Tatsächlich denken beide Gemeinden seit längerem darüber nach, zwischen ihren Kirchen einen gemeinsamen „Platz der Ökumene“ herzurichten.
Ebenfalls zu der Videokonferenz zugeschaltet hatte sich der Landschaftsarchitekt und frühere Stadtgrün-Leiter Klaus Rautmann, der sich seit mehr als zwölf Jahren ehrenamtlich für den Hansegarten im Utbremer Grünzug engagiert. Gemeinsam mit Kindern aus der Kita Haferkamp hat er dort mehrfach Blumen gepflanzt und mit wechselnden Helfern regelmäßig Sträucher und Beete gepflegt. „Wäre es seinerzeit nach der ‚schwarzen Null’ gegangen, dann hätte die Stadt diesen Platz einfach eingeebnet und Rasen gesät“, sagt er – dies habe er aber unbedingt verhindern wollen. Denn der Staudengarten zu Füßen des Gewoba-Hochhauses sei Anfang der 1950er-Jahre sehr bewusst als ein Symbol konzipiert und angelegt worden: Mit seiner Blumenfülle sollte er der zerbombten „Todeszone“ im Bremer Westen ein Zeichen der Hoffnung entgegensetzen.
Immer wieder habe er staunenden Neu-Bremern mit Wurzeln in andern Ländern – auch Kriegsgebieten – den Staudengarten gezeigt und es seien dort regelmäßig unterschiedliche Gruppen anzutreffen, die sich ihre eigenen Ecken gesucht hätten, so Rautmann. Gerade in Pandemie-Zeiten gelte es solche Areale unbedingt für die Allgemeinheit zu erhalten, ist er überzeugt. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Albrecht Genzel würde Rautmann deshalb sehr gerne mehr Menschen dafür begeistern, den Blumengarten auch in Zukunft mit vereinten Kräften zu erhalten.
Noch bis 31. Juli können Interessierte Texte, Skizzen und Modelle per E-Mail an office@oawest.bremen.de senden.