Eine Quartiersmeisterei für Findorff – wäre so etwas sinnvoll und machbar? Der Findorffer Wirtschaftsausschuss holte sich das Waller Team ins Haus, um zu sehen, ob man sich von den Nachbarn etwas abschauen könnte. Fazit: Mit ihrem integrativen Charakter und ihrer Ausrichtung, die neben wirtschaftsfördernden Zielsetzungen auch soziale Faktoren umfasst, könnte die Waller Quartiersmeisterei durchaus als Vorbild dienen. Dies zu prüfen wird eine der Aufgaben des demnächst frisch gewählten neuen Ausschusses sein.
Im Sommer des vergangenen Jahres war die Quartiersmeisterei an der Bremerhavener Straße eröffnet worden – nach jahrelanger Vorbereitungszeit, die Karsten Seidel, Sprecher des Waller Quartiersausschusses, den Findorffer Kolleginnen und Kollegen bei seinem Sitzungsbesuch im vergangenen Jahr geschildert hatte. Unter dem Titel „Walle Central 2040” hatte die Waller Ortspolitik ab dem Herbst 2019 zu mehreren sehr gut besuchten Workshops eingeladen, um abstrakte Ziele der Quartiersentwicklung mit Leben und konkreten Ideen zu füllen. Eine Förderung der Bremer Wirtschaftssenatorin in Höhe von 240.000 Euro machte es möglich, die Aufgaben in professionelle Hände zu übergeben. Die Trägerschaft hat das Kulturhaus Walle übernommen. Mit Evin Oettingshausen und Janine Bäker wurde ein Duo gefunden, das sich mit seinen Kompetenzen ergänzt.
Ziele der Quartiersmeisterei in Trägerschaft des Kulturhaus Walle sind es, die lokale Wirtschaft in Walle zu stärken, die Mobilität nachhaltig zu gestalten, Aufenthaltsqualität, soziale Gerechtigkeit und Wohnqualität im Stadtteil zu verbessern. Netzwerkarbeit sei „die Grundlage von allem”, erklärte Oettinghausen. In Zusammenarbeit mit den bestehenden Institutionen, Vereinen und Initiativen, Behörden, Beirat, Ortsamt und Anwohnern sollen Schwerpunkte angegangen werden, die in Walle besonders unter den Nägeln brennen, wie zum Beispiel die Entwicklung am Steffensweg.
Sammelort für Anliegen
Konkret gehe es unter anderem darum, leer stehende Ladengeschäfte mit potenziellen Interessenten zusammenzubringen, Produkte kleinerer Manufakturen und Start Ups in Waller Geschäften zu platzieren und den Waller Wochenmarkt interessanter für Anbieter und Kundschaft zu gestalten. In Planung sei zudem eine niedrigschwellige Existenzgründungsberatung. Im Bereich Aufenthaltsqualität habe die Quartiersmeisterei die Errichtung des konsumfreien Parkletts an der Vegesacker begleitet und die Workshops zur Entwicklung eines Teils der Elisabethstraße organisiert, so Oettinghausen. Das Büro an der Bremerhavener Straße diene zudem als Sammelort für die Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner, sowie als Kontaktbörse für neue Projekte.
Mit ihrer „sympathischen Grundstruktur als Interessensvertretung aller” sei eine Quartiersmeisterei durchaus auch für Findorff denkbar, kommentierte Ausschussmitglied Christian Gloede (Linke). August Kötter (CDU) erkannte zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den Aktivitäten des Vereins der Findorffer Geschäftsleute. Sie sei „grundsätzlich offen für alles”, erklärte Marcella Dammrat-Tiefensee, Spitzenkandidatin der Findorffer SPD und gleichzeitig Vorsitzende des Vereins der Findorffer Geschäftsleute e.V. Auch Ausschusssprecherin Beatrix Eißen (Grüne) sprach sich dafür aus, das Modell auszuloten. Sie schlug vor, dass der nächste Wirtschaftsausschuss sich gemeinsam mit Wirtschaftsförderung und –ressort auf den Weg machen solle, die Möglichkeiten zu sondieren.