
Mit seiner Ziegelsteinfassade und den großen Fenstern erinnert das jüngste Bauvorhaben im Woltmershauser Tabakquartier an die denkmalgeschützten Speichergebäude nebenan. Das sei auch volle Absicht, meint Projektleiter Simon Rott von der Firma Justus Grosse. Die Bremer Projektentwickler krempeln seit etwa zwei Jahren das Gelände der ehemaligen Tabakfabrik Martin Brinkmann gründlich um und füllen es mit neuem Leben. Der Umbau der ehemaligen Zigarettenfabrik mit seinen drei großen Tabakspeichern ist in vollem Gange. Drumherum werden auch Neubauten entstehen. Alt und Neu harmonisch miteinander zu verbinden sei das Ziel, so Rott. Fast schon im Akkord stellen die Entwickler des Tabakquartiers neue Baupläne vor, aktuell liegen wieder drei neue Projekte bei der Baubehörde und warten auf Genehmigung.
Am künftigen südlichen Eingangstor zum Tabakquartier wird ein L-förmiges Bürogebäude stehen, das den Namen Forum trägt. Auf den Plänen liegt es an der Senator-Apelt-Straße und der Straße Am Gaswerkgraben, die heute noch nicht an dieser Stelle zu sehen ist. Erahnen kann man aber schon den Park hinter dem Haus, der auf den bunten Visualisierungen eingezeichnet ist. Denn eine grüne Wiese mit Bäumen gibt es schon lange an dieser Stelle.
Das Forum ist Ergebnis eines städtebaulichen Verfahrens, das Justus Grosse gemeinsam mit der Stadtplanung und Architekturbüros durchgeführt hat. Das vom Bremer Büro Hilmes Lamprecht Architekten entwickelte Haus „soll sich mit seiner Ziegelsteinfassade und den hell abgesetzten Sichtbändern zwischen den Geschossen optisch an Speicherarchitektur anlehnen und gut in die Umgebung einfügen“, erklärt Rott.
Für die gut 9000 Quadratmeter vermietbare Fläche gibt es zwar noch keine festen Mieter, „aber das Interesse an Miet- und Kaufobjekten im Tabakquartier ist ungebrochen hoch, daher sehen wir die Erfolgsaussichten für das Forum als Bürogebäude sehr positiv“, so Rott. Prinzipiell sei das Gebäude wegen seiner flexiblen Grundrisse sowohl für kleinere als auch für größere Betriebe geeignet.
Das Gründach wird mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet, auch Platz für einen kleinen Dachgarten ist eingeplant. Direkt an das Gebäude anschließend wird eine Hochgarage (siehe Mobilitätshaus) gebaut, sodass ein von drei Seiten umschlossener, grüner Innenhof entsteht.
An der Senator-Apelt-Straße wird das Haus sechs Geschosse haben, Am Gaswerkgraben ein Stockwerk weniger. Mit der Fertigstellung rechnet Rott Ende 2022, Baubeginn ist für Sommer 2021 geplant.
Genau dann soll es auch mit dem Bau eines zweiten Mobilitätshauses im Tabakquartier losgehen. Das moderne Parkhaus bietet neben Autos mit Verbrennermotoren noch vielen weiteren Fortbewegungsmitteln Unterschlupf: So gibt es auf den neun auf Halbebenen verteilten Parkdecks 411 klassische Stellplätze für Autos sowie 247 Fahrradparkplätze.
Hinzu kommen Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder, Carsharing-Stellplätze, Leihfahrräder, mietbare Lastenräder und einen Reparaturshop für Menschen, die Hilfe mit ihrem kaputten Drahtesel benötigen.
Das eigentliche Pfund des Tabakquartiers werden die umgenutzten Altbauten sein, die dem neuen Wohn- und Arbeitsort in der Stadt ihre Identität verleihen. Für die Tabakfabrik und die drei Ziegelsteinspeicher sind die Umbau-Pläne quasi fertig und zum Teil schon umgesetzt, nun geht es an den Umbau der 1972 errichteten Lagerhallen dazwischen.
Die Hallen stehen unter Ensembleschutz und gelten bei der Landesdenkmalpflege als erhaltenswerte Bausubstanz. Diese sei ohnehin deutlich besser als erwartet gewesen, heißt es bei Justus Grosse. Diese „graue Energie“ will man nutzen und durch Dämmung die Energiebilanz der ehemaligen Lagerhallen weiter verbessern.
Für die 150 Meter lange „Halle 6“ ist die aktuelle Idee, gewerblich genutzte „Atelierhäuser“ zu kreieren. „Wir ziehen Wände und drei offene Zwischen-Ebenen ein, es gibt zusätzliche Fenster und je ein Oberlicht“, sagt Hendrik Wewerka von Justus Grosse. Auf diese Weise entstehen 30 offen gestaltete Gebäudescheiben, die je fünf Meter breit und elf Meter hoch sind. Der Clou ist zudem der unterirdisch vorhandene Teil der Halle, der künftig als Tiefgarage mit je einem Stellplatz pro Einheit genutzt werden kann.
Zukunftsmusik ist noch die Umnutzung der benachbarten Lagerhallen. Dort ist laut Masterplan später auch Wohnen denkbar, doch noch fehlt das passende Baurecht an dieser Stelle.
Das Tabakquartier ist derzeit eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Bremens. Das Immobilienunternehmen Justus Grosse gestaltet das Gelände der ehemaligen Tabakfabrik Martin Brinkmann AG in Woltmershausen zu einem neuen Wohn- und Arbeitsquartier um. Auch östlich davon bis zu den Bahngleisen der Linie Bremen-Oldenburg stehen gewaltige Veränderungen im vorderen Woltmershausen an. Grundlage ist der städtische Masterplan. Auf dessen Basis wird derzeit neues Baurecht geschaffen. Erst dann ist klar, an welchen Orten künftig auch Wohnen erlaubt sein wird.
Kindergarten in alter Fabrik
Vor zwei Jahren hätte sich die Ortspolitik in Woltmerhausen nicht träumen lassen, dass bereits im Juni 2021 die ersten Mädchen und Jungen eine Kita im neuen Tabakquartier besuchen können. Nun zeichnet sich ab: Der Bau hat bereits begonnen und es klappt. Und weil der Mangel an Betreuungsplätzen groß ist, eröffnet die erste Gruppe für Kindergartenkinder auch mitten im Kitajahr. Zu Anfang September wird es drei weitere Gruppen für Kinder zwischen einem und sechs Jahren geben. Bis dahin muss die Einrichtung aber erst noch fertig gebaut werden, die momentan an der Rückseite des Fabrikensembles entsteht.
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