Das alte Hafengewerbe, die neuen Dienstleister aus der Kreativwirtschaft, die Cafés und Restaurants, ein Aldi und andere Geschäfte – das ist die Überseestadt. Mehr und mehr kommt auch Wohnen hinzu, und wo Menschen sind, so sagte es gestern ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung, ziehen Ärzte nach. In diesem Fall ist es gleich ein ganzes Gesundheitszentrum: 16 Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen. Das Projekt wird nach Schätzungen des Investors 17 Millionen Euro kosten und im Sommer 2014 fertig sein.
Bremen. Das Bauschild steht bereits und zeigt ein Projekt, das nach Aussage des Investors im norddeutschen Raum einmalig sein dürfte: Ein 5200 Quadratmeter großes Gesundheitszentrum mit bis zu 16 Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen. Fertig sein soll es im Sommer 2014. Der Ort: Eine Fläche in der Überseestadt, die heute noch Brache ist und in der Nähe des Europahafens liegt, auf der Ecke Hansator und der Straße An der Reeperbahn.
Der Investor, die Strabag Real Estate GmbH aus Hannover, will für das Vorhaben insgesamt rund 17 Millionen Euro in die Hand nehmen. Neben dem Gesundheitszentrum soll auch noch ein 3500 Quadratmeter großes Bürogebäude entstehen. Die beiden Häuser werden den Plänen zufolge miteinander verbunden sein und eine Einheit bilden.
Die Strabag treibt im alten Hafenquartier noch ein weiteres Projekt voran: den Neubau für das Hauptzollamt. Am 25. September wird auf einem Grundstück an der Konsul-Smidt-Straße gegenüber vom Schuppen 1 der Grundstein gelegt. 260 Mitarbeiter des Bremer Zolls bekommen an diesem Ort einen neuen Arbeitsplatz. Mit der Fertigstellung wird für Anfang 2014 gerechnet. Das Projekt soll rund 15 Millionen Euro kosten.
Strabag-Projektleiter Uwe Porwich schwört auf die Überseestadt: "Es gibt dort unheimlich große Entwicklungsmöglichkeiten", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein ideales Umfeld, meint Porwich, auch für ein Ärztehaus: "Das Wohnen entwickelt sich gerade und wird immer mehr, es gibt gute Naherholungsangebote, und das Quartier ist gut zu erreichen." Das Ärztehaus wird in Rufweite zu einer Straßenbahnhaltestelle entstehen. Im Untergeschoss ist eine Tiefgarage mit 100 Einstellplätzen geplant. Oberirdisch sollen 22 Parkplätze hinzukommen.
Für die Konzeption der medizinischen Flächen ist Joachim M. Werno zuständig. Er hat nach eigener Aussage ähnliche Projekte bereits in Süddeutschland begleitet. Zum Beispiel das "Facharzt Forum Fürth" mit einer Gesamtfläche von rund 9000 Quadratmetern und das "Parcside Medical Center" in Nürnberg. "Ich habe früher mal in Bremen gewohnt und besitze immer noch eine Dauerkarte für Werder", erklärt Werno seinen Bezug zur Hansestadt und den Ursprung seiner Idee, auch an diesem Ort ein Ärztezentrum zu planen. In dieser Größenordnung gäbe es das in Bremen noch nicht, seines Wissens sogar im gesamten norddeutschen Raum nicht.
Von innen nach außen
"Wir planen von innen nach außen", sagt der Unternehmer. Bevor also die Flächen im Gesundheitszentrum auf einzelne Praxen verteilt werden, versucht Werno zunächst Ärzte für das Projekt zu gewinnen und über sie die konkreten Bedarfsflächen zu ermitteln. Feste Partner habe er bereits mit einem Zahnarzt, einem Physiotherapeuten und einer Apotheke. Hinzu kommen sollen Ärzte aller anderen Fachrichtungen wie Orthopädie, Radiologie und Chirurgie. "Wir bauen eventuell auch ein kleines Zentrum für ambulante Operationen", sagt Werno. Nichts allerdings, betont er, was in irgendeiner Weise das Angebot der Krankenhäuser ersetzen könnte.
Ärztehäuser gibt es zuhauf in Bremen, das allein kann es also nicht sein, was Werno und die Strabag als Besonderheit herausstellen. Es ist vielmehr die Größe und die Tatsache, dass kein Krankenhaus in der Nähe ist. Viele Ärztehäuser sind direkt an den Kliniken angedockt, zum Beispiel beim Diako in Gröpelingen, beim Rot-Kreuz-Krankenhaus in der vorderen Neustadt, oder beim St. Joseph Stift in Schwachhausen. Es ist eine Zusammenarbeit, von der sich beide Seiten Vorteile versprechen.
Die Mentoren des geplanten Gesundheitszentrums in der Überseestadt wollen den Sinn so einer Kooperation gar nicht in Abrede stellen, sie sehen in ihrem Projekt aber einen anderen Schwerpunkt: "Wir stärken die Fachärzte und ihre Praxen", sagt Werno.
Die Praxisflächen allein werden nach Wernos Plänen 4000 Quadratmeter groß sein. Für die Geschäfte im Erdgeschoss – neben der Apotheke sollen das ein Café und verschiedene Läden sein – sind 1200 Quadratmeter vorgesehen.