Bremen. Am Europahafen in der Überseestadt kann man jetzt bis zum Landmark-Tower durchradeln: Die anderthalb Kilometer lange Uferpromenade ist abgeschlossen. Nun gibt es nicht nur Platz zum Skaten, Radfahren oder Spazierengehen, auch der Hochwasserschutz wurde verbessert. Die zweijährige Bauphase ist damit beendet, und die Anwohner können aufatmen. Gestern haben Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) und Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), die neue Promenade eröffnet.
"Das ist ein exzellentes Verbindungsstück zwischen der Tradition als altes Hafenrevier und der Moderne", sagte Günthner bei der Einweihung. "Wir haben viel Geld in die Hand genommen und damit viele private Investitionen nachgezogen." Er kündigte an, die Dynamik in der Überseestadt weiter anzutreiben: "Wir werden da noch mehr Schwung hineinbringen."
Wenn man die Struktur der neuen Promenade betrachtet, liegt der Vergleich mit der Schlachte nahe: Wie die Schlachte hat auch die Promenade im Europahafen einen Weg oben auf Höhe der Häuser und einen zweiten unten am Wasser. Auch die Länge ist ähnlich: Die Promenade am Europahafen beträgt anderthalb Kilometer – und ist etwa so lang wie das Schlachte-Stück von der Domsheide bis zur Eisenbahnbrücke.
Rund acht Minuten braucht man, um gemächlich einmal die gesamte Überseestadt-Promenade entlangzuradeln. Für Fußgänger ist das eine Strecke, die sich zwischen ausgedehntem Flanieren und kurzer Stadtwanderung bewegt. Das erste Stück hat sich inzwischen belebt: Am Wochenende ist hier bei gutem Wetter viel los, und auch wochentags sieht man Angestellte und Bewohner, die sich mittags einen Kaffee oder ein Buch besorgen. Auf den ersten Hundert Metern gibt es junge deutsche Küche, italienische Öfen, Werbeagenturen, einen Friseur sowie Angebote für Hypnose und mentales Training. Hier kann man Hunde-Accessoires, Lottoscheine und Designerbrillen kaufen.
Doch auf dem frisch eingeweihten Teil wird es still. Lange läuft man an Lagerhallen vorbei. Dort finden sich noch Graffiti, die so sind wie früher: Zeichen, die keine Straßenkunst sein wollen. Erst gegen Ende des Hafenbeckens, kurz vor dem Landmark-Tower, stößt man wieder auf ein Restaurant, einen Bäcker und einen Kiosk.
Für die Anwohner und Anlieger ist die verlängerte Promenade zweifellos ein Gewinn: Andreas Heyer von der WFB nannte den neuen Uferweg eine "hervorragende Möglichkeit der Erschließung, um von der Überseestadt zu Fuß oder mit dem Rad in die Innenstadt zu kommen". Er dankte den Anwohnern, die zur Eröffnung eingeladen waren, für die Geduld während der Bauphase.
Den Abschluss der Uferpromenade hatten einige Anlieger herbeigesehnt: Im Sommer ärgerte sich der Betreiber des Restaurants El Mundo über den Bauzaun vor seiner Terrasse. Und auch manche Investoren konnten nicht nachvollziehen, warum sich die Bauzeit verlängerte.
Doch jetzt sind die Bauzäune verschwunden: Die Promenade, die Stadt und EU rund eine Million Euro gekostet hat, ist fertig. Allerdings: Ganz durchfahren bis zum alten Molenturm kann man noch nicht. Hinter dem Landmark-Tower tut sich weiterhin eine kleine Baustelle auf. Hier fehlt das Verbindungsstück zu dem Uferweg, der zur Spitze der Landzunge führt. Diese Anbindung und weitere Fußwege sollen im Frühjahr 2013 gebaut werden.