In den kommenden zwei Jahren werden Straßenbäume nicht ersetzt. Dafür fehlt das Geld. Der Umweltbetrieb hofft nun auf Bürger, die mit Spenden die Neupflanzung von Straßenbäumen in Bremen-Nord ermöglichen. Die Meinungen der Nordbremer Ortsamtsleiter über die Aktion gehen auseinander. Während Florian Boehlke (Lesum) und Heiko Dornstedt (Vegesack) die Idee grundsätzlich gut finden, ist Peter Nowack (Blumenthal) der Meinung: „In Blumenthal gibt es genug Bäume. Wir brauchen Paten für Gemüse.“
Etwa 12000 Bäume säumen die Straßen in Bremen-Nord. Regelmäßig werden sie vom Umweltbetrieb kontrolliert, und aus Sicherheitsgründen müssen immer wieder Bäume gefällt werden. Circa 100 sind es im Schnitt jährlich im Bremer Norden, schätzt Kerstin Doty, Sprecherin beim Umweltbetrieb. Dass das wichtig und notwendig ist, zeigte zuletzt ein Vorfall in der Billungstraße: Anfang November stürzte dort eine 15 Meter hohe Buche auf ein Auto. Die Fahrerin wurde verletzt.
Auch durch Stürme wird die Zahl der Straßenbäume dezimiert. Infolge des starken Herbststurmes Ende Oktober mussten in Bremen-Nord sechs Bäume gefällt werden, bei weiteren sechs wurden Kronenteile herausgenommen.
Bisher wurden gefällte und umgestürzte Bäume durch Nachpflanzungen ersetzt, doch weil das Geld knapp ist und Baumkontrollen aus Sicherheitsgründen Vorrang haben, gibt der Umweltbetrieb dafür in den nächsten zwei Jahren kein Geld mehr aus (wir berichteten im Hauptteil). „In diesem Jahr können wir aber noch pflanzen“, betont Klaus Blohm, der als Bezirksingenieur beim Umweltbetrieb für Bremen-Nord zuständig ist.
Um trotz der Sparbremse auch 2014 und 2015 noch neue Bäume pflanzen zu können, entwickelt der Umweltbetrieb derzeit ein Baum-Patenschaftsmodell. Auf seiner Internetseite wirbt der kommunale Dienstleister mit dem Slogan „Werden Sie Baumpate!“ um potenzielle Spender. Zwölf Bürger und zwei Unternehmen haben bereits ihr Interesse bekundet – aus Bremen-Nord war bisher allerdings niemand dabei. Nach Angaben von Kerstin Doty kostet die Neupflanzung eines Jungbaumes etwa 800 Euro. Die Summe beinhaltet die Kosten für sogenannte Halteböcke, das Ausheben des Pflanzloches, Baumsubstrat, die Pflanzung und die Pflege des Jungbaumes.
In Bremen-Nord haben Baumspenden bereits Tradition. Schon häufig spendeten Bürger Geld für Baumpflanzungen, „das lief über den Förderverein Knoops Park und den Vegesacker Stadtgarten- und Verschönerungsverein“, berichtet die Sprecherin. Im Stadtgarten seien über den Verein beispielsweise Baumpatenschaften für einen Tulpenbaum und einen Blutahorn übernommen worden.
Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park, erzählt: „In Knoops Park wurden im Zeitraum 2012 und 2013 fünf Bäume gepflanzt, die durch Spenden finanziert wurden.“ Darunter war beispielsweise eine Buche, die vor Haus Schotteck gesetzt wurde. „Die Standorte suchen wir mit den Mitarbeitern vom Umweltbetrieb aus“, erläutert Steuer, „wobei es nicht immer ganz einfach ist, einen geeigneten Platz zu finden.“
Umweltbetrieb bestimmt Standorte
Das Gleiche gilt für die Standorte der Straßenbäume: Sie werden vom Umweltbetrieb bestimmt. Auf Wunsch werde ein Schild mit dem Namen des Spenders angebracht, kündigt Doty an. „Außerdem bekommen die Spender eine Urkunde und werden zum Pflanztermin eingeladen.“
Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke findet die Idee von Baumpatenschaften grundsätzlich gut. Er sagt aber auch: „Es bleibt nach wie vor Aufgabe der Stadtgemeinde, für Lebensqualität im öffentlichen Raum zu sorgen.“ Bei allem Spardruck, so Boehlke, müsse es trotzdem möglich sein, die Stadtteile lebensfreundlich zu gestalten. „Man wird die Auswirkungen erst in einigen Jahren spüren, wenn jetzt nicht nachgepflanzt wird.“
In Blumenthal, das meint jedenfalls Ortsamtsleiter Peter Nowack, gibt es indes mehr als genug Bäume. „Wir haben in Blumenthal mit dem 87 Hektar großen Wifo-Wald das größte zusammenhängende Waldgebiet der Stadt. Wir brauchen hier keine Baumpaten, wir brauchen Paten für Gemüse“, sagt Nowack und spielt damit auf das geplante Projekt „Essbare Stadt“ an, in dessen Rahmen auf öffentlichen Grünflächen in Blumenthal Obst und Gemüse angebaut werden sollen.
Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt hat als Vorsitzender des Stadtgartenvereins Erfahrungen mit Baumspenden. Er findet: „Es ist unterstützenswert, wenn Bürger bereit sind, Patenschaften zu übernehmen.“ Grundsätzlich aber, findet er, sei die Pflanzung von Bäumen Aufgabe des Umweltbetriebs „und dafür muss er auch die finanziellen Mittel bekommen“.
Infos zu Baumpatenschaften gibt es beim Umweltbetrieb unter 0421/36179000.