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TSV Neuenkirchen Ungewisse Zukunft für Tennisplätze

Zu wenig Spieler, die die Tennisplätze des TSV Neuenkirchen nutzen. Das könnte die Pleite des Vereins bedeuten. Jetzt wird gemeinsam mit der Gemeinde nach Lösungen gesucht.
19.09.2017, 14:07 Uhr
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Von Gabriela Keller

Neuenkirchen. Der TSV Neuenkirchen bangt um die Zukunft seiner Tennissparte und damit auch seiner Tennisanlage. Drei Sandplätze hinter dem Freibad bespielt der Verein seit 1982. Das 3200 Quadratmeter große Grundstück hat der Verein gepachtet, in fünf Jahren läuft der Pachtvertrag aus. Ob der Verein ihn verlängert, ist ungewiss. Die Entscheidung steht und fällt mit der Frage, ob die Tennisabteilung überlebt. Bei einem Aus für die Sparte könnte auch die Zukunft des Vereins auf dem Spiel stehen. Mit einem Hilferuf hat sich der TSV Neuenkirchen jetzt an den Sportausschuss der Gemeinde Schwanewede gewandt.

Florian Esser spricht vom „worst case“. Der schlimmste Fall, das ist für den Vorsitzenden des TSV Neuenkirchen ein kostspieliger Rückbau der Platzanlage. Dazu würde es kommen, sollte sich die Tennisabteilung auflösen und der Verein die Plätze, die er dann nicht mehr bräuchte, aufgeben. Der Pachtvertrag enthält eine Klausel. „Wenn wir den Vertrag nicht verlängern, müssen wir das Gelände auf unsere Kosten wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen“, erklärt der Vorsitzende. Selbst einen Verein wie den TSV Neuenkirchen, laut Esser mit rund 900 Mitgliedern der zweitgröße in der Gemeinde, würde das finanziell überfordern. „Ein Rückbau könnte für uns von einem auf den anderen Tag die Pleite bedeuten.“

Einst größte Sparte im Verein, ist Tennis heute das Sorgenkind. Abteilungsleiter Uwe Weinig nennt Zahlen: 60 Mitglieder zählt die Sparte, darunter rund 40 Aktive. „In besten Zeiten Anfang der 1980er Jahre hatten wir 215 Spieler.“ Damals wollte fast jeder Tennis spielen, dank Steffi Graf und Boris Becker. In dieser Zeit entstand die Anlage hinter dem Freibad. Der Boom ist längst vorbei. Heute zählt die Sparte mit den Herren 50 und Herren 60 gerade noch zwei Mannschaften, im Spielbetrieb sind nur noch die Herren 50. Immer häufiger sind die Plätze der Anlage verwaist.

Der Verein hat viel versucht, um der Sparte wieder auf die Sprünge zu helfen. Projektwochen mit der Grundschule Neuenkirchen, Tage der offenen Tür auf der Anlage, Werbung in der Vereinszeitung und auf der Homepage – gebracht hat es wenig. „Das eine oder andere neue Mitglied konnten wir zwar gewinnen, nach ein oder zwei Jahren waren die aber schon wieder weg“, berichtet Spartenleiter Weinig.

Die Beteiligung der Tennisabteilung am diesjährigen Ferienprogramm nach längerer Pause brachte auch nicht den erhofften Erfolg: „Die Veranstaltungen waren gut besucht, neue junge Mitglieder konnten wir dadurch aber nicht gewinnen“, sagt der TSV-Vorsitzende Esser. Versuche des Vereins, Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen in der Region zu bilden, wie es die Handballer mit der Handball-Spielgemeinschaft Schwanewede/Neuenkirchen vorgemacht haben, scheiterten. Die angesprochenen Vereine waren laut Esser nicht interessiert.

Die Neuenkirchener versuchen es weiter. Seit 1. Juli kooperiert der Verein mit dem TSV Farge-Rekum. Mitglieder des TSV Neuenkirchen, der keine Fußballsparte hat, können in Farge-Rekum kicken. Umgekehrt können die Farge-Rekumer in Neuenkirchen Tennis spielen. Ein paar Neulinge hat Weinig auf den Plätzen schon gesichtet. „Das muss jetzt erst mal wachsen“, meint der Spartenleiter. Die Hoffnung, dass sich das Blatt für die Tennissparte doch noch zum Guten wenden könnte, will er nicht aufgeben. Was die Sportart brauche, seien Idole, die wie einst Steffi und Boris Kinder und Erwachsene begeistern. „Dann könnte es weitergehen.“

Wenn nicht, hat der Verein ein Problem. „Wir investieren jedes Jahr rund 5000 Euro in die Pflege und Instandhaltung der Plätze. Wirtschaftlich ist die Tennissparte ein absolutes Minusgeschäft“, sagt Florian Esser. Dass es gelingt, das Ruder herumzureißen und die Sparte zu retten – „ich bin da eher pessimistisch“, sagt der Vorsitzende. Eine Auflösung der Tennisabteilung und ein Rückbau der Anlage wäre für Esser „die logischste Entscheidung“. Aber eben auch eine, die den Verein in den finanziellen Ruin treiben könnte.

Deshalb sucht der TSV jetzt Hilfe bei der Gemeinde. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob die Kommune bei einem Rückbau finanziell unter die Arme greift. Die Neuenkirchener wollen frühzeitig Alternativen ausloten. So überlegen sie unter anderem, das Gelände für neue Angebote zu nutzen – für die Mitglieder des Vereins oder alle Bürger der Gemeinde. Der TSV Neuenkirchen will zusammen mit der Gemeinde „Visionen“ für das Grundstück entwickeln. Ein Kletterpark, eine Beach-Lounge für das benachbarte Freibad – erste Ideen hat der Verein im Ausschuss vorgestellt.

Am Montag besichtigte der Ortsrat Neuenkirchen die Anlage. Seit einiger Zeit sucht er einen Standort für eine Boulebahn für Senioren in der Ortschaft. Der TSV nutzt noch zwei seiner drei Tennisplätze, erfuhren die Kommunalpolitiker. Einen Platz im hinteren Bereich der Anlage könnte er für die gewünschte Boulebahn zur Verfügung stellen. Dem Ortsrat ist der Standort indes zu abgelegen.

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