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Urlaub an der Nordsee Dank digitaler Hilfe soll Schluss sein mit überfüllten Stränden

Ausgebuchte Parkplätze, überfüllte Strände, lange Warteschlangen am Einlass: Mehrere Küstenorte haben sich zusammengetan und wollen die Besucherströme künftig besser steuern. Wie? Mit digitaler Hilfe.
04.05.2022, 16:07 Uhr
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Dank digitaler Hilfe soll Schluss sein mit überfüllten Stränden
Von Marc Hagedorn

Die Spielscheune Butjadingen: an diesem Vormittag nicht besonders stark besucht. Der Parkplatz Burhave Atrium: hat an diesem Vormittag noch reichlich freie Plätze. Schließlich der Strand Burhave: ebenfalls noch lange nicht ausgelastet. Ein paar Klicks im Internet unter der Adresse willkommen.butjadingen.de genügen seit Anfang dieser Woche, damit sich Urlauber, Tagesgäste und Einheimische einen Überblick darüber verschaffen können, wie viel gerade wo an der Nordseeküste los ist.

Wie voll sind die Strände? Wo gibt’s freie Parkplätze? Wie lang ist die Warteschlange am Schwimmbad oder an der Tourist-Information? In Butjadingen, in Wilhelmshaven und im Wangerland mit Orten wie Hooksiel, Horum oder Schillig sind in den vergangenen Wochen an vielbesuchten Plätzen Sensoren aufgestellt und digitale Informationstafeln installiert worden, die einen Service bieten, den es in dieser Form an der ostfriesischen Küste noch nicht gegeben hat.

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„Digitales Besuchermanagementsystem“ nennt sich die Neuerung in der Fachsprache ziemlich umständlich. Im Klartext geht es darum, Besucherströme in den Urlaubsorten besser steuern und gegebenenfalls umleiten zu können. „Auf diese Weise können wir die Hotspots entzerren“, sagt Sonja Janßen, Geschäftsführerin der Marketingorganisation Die Nordsee. Davon könnten Nachbarorte profitieren, in denen Auslastungsgrenzen noch nicht erreicht sind, und Orte im Hinterland, die ebenfalls etwas zu bieten haben, bisher aber noch nicht so stark besucht werden.

Über laserbasierte Sensoren, Kassensysteme und Drehkreuze an Eingängen werden Bewegungsdaten von Gästen an Stränden, Besuchern an Sehenswürdigkeiten und Autos auf Parkplätzen gesammelt, aufbereitet und in Echtzeit ins Internet gestellt, auf eine App und auf Monitore vor Ort gespielt. Ein Ampelsystem – grün, gelb, rot – zeigt an, wie hoch das Besucheraufkommen an den jeweiligen Standorten ist. Noch stehen alle Ampeln auf Grün. Aber schon über Himmelfahrt und zu Pfingsten rechnen die Küstenorte mit hohen Besucherzahlen.

Janßen spricht bei dem Projekt von einer „Bereicherung, die in dieser ortsübergreifenden Größenordnung einmalig ist“. Das lassen sich die beteiligten Kommunen und das Land einiges kosten. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro, zum Großteil gefördert vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium.

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An mehr als 40 Punkten werden bisher bereits Daten gesammelt. Am berühmten Pilsumer Leuchtturm etwa, am Strandzugang von Hooksiel und Duhnen oder am Wattensteg und der Kunstpromenade in Burhave. In Norden-Norddeich und Dornumersiel werden in dieser Saison noch Sensoren und Lichtschranken aufgestellt beziehungsweise Drehkreuze entsprechend ausgerüstet. Auch Bremerhaven hofft, sich kurzfristig beteiligen zu können.

Der Datenschutz, heißt es von Seiten der beteiligten Wangerland Touristik GmbH, sei garantiert. Die Lasersensoren beispielsweise sollen nur Umrisse von Menschen, Autos und Wohnmobilen erfassen, niemand werde fotografiert oder gefilmt, kein Autokennzeichen verarbeitet.

Es war der Ausbruch von Corona, der die Pläne für ein Besuchermanagement befeuert hat. Während der Pandemie entdeckten viele Urlauber, die sonst bevorzugt ins Ausland flogen, die ostfriesische Küste als lohnendes Ziel. „Alle wollten an die Küste“, sagt Jonas Hinrichs von der Nordsee GmbH. Entsprechend voll waren Strände und Parkplätze, entsprechend lang die Schlangen auf  den Straßen und vor den Kassen.

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Die ostfriesischen Touristiker verstehen das Besuchermanagement als einen Beitrag zu einem sanften Tourismus. „Corona hat in allen Branchen aufgezeigt, was wir brauchen“, sagt Hinrichs. Bezogen auf den Tourismus: „Mehr Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“ Der Parksuchverkehr zum Beispiel, für die Gäste wie für die Einheimischen in Stoßzeiten eine stressige und nervige Angelegenheit, soll mit dem neuen System Vergangenheit sein.

Dem Ziel, den Gästen einen „perfekt zugeschnittenen Tag“ zu ermöglichen, sei man einen großen Schritt näher gekommen, so Hinrichs. Dazu gehört auch eine digitale Gästekarte, die in Butjadingen, Wangerland, Otterndorf und an der Wurster Nordseeküste seit Ostern eingeführt ist.

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