Gerold Wittig ist technischer Leiter des Wasserwerks im Waldgebiet Häsebusch. Der Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer des Wasserversorgungsverbandes Wesermünde-Süd erläutert, warum Trinkwasser ein wertvolles Gut ist.
VON ANDREA GROTHEER
Bramstedt. Ein im Bereich Bramstedt versickerter Regentropfen braucht etwa 60 Jahre, um das Wasserwerk Häsebusch zu erreichen. Ein Tropfen aus dem Bereich Hoope benötigt sogar bis zu 200 Jahre, das haben Berechnungen ergeben. "Die Wasserteilchen fließen im Boden entlang einer Rinnenstruktur, die Geschwindigkeit ist abhängig von den Untergrundverhältnissen", erklärt Gerold Wittig.
Der Diplom-Ingenieur ist seit gut 20 Jahren Geschäftsführer des Wasserversorgungsverbandes Wesermünde-Süd. Außerdem ist er als technischer Leiter für das in den 1960er-Jahren entstandene Wasserwerk im Waldgebiet Häsebusch verantwortlich. 17 Mitarbeiter sind hier in Verwaltung und Technik beschäftigt. Auf einem Gebiet von 18,7 Quadratkilometern wird das Trinkwasser für knapp 33000 Kunden in 11001 angeschlossenen Haushalten gefördert (Stand 2011). Versorgt werden die Gemeinden Beverstedt, Loxstedt, Schwanewede sowie die Samtgemeinden Hagen und Hambergen. "Unsere Aufgaben sind die Wassergewinnung, -aufbereitung und -verteilung", so Gerold Wittig.
Zehn Brunnen in Tiefen zwischen 60 und 117 Meter pumpen Grundwasser in das Wasserwerk. Laut Genehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Cuxhaven dürfen pro Jahr 3,22 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert werden.
Niederschläge versickern im Boden und das Wasser nimmt im Lauf von Jahrzehnten seinen Weg durch die verschiedenen Bodenschichten. Am Ende erreicht das Sickerwasser den Grundwasserspiegel und fließt zu den Entnahmebrunnen, die im rechten Winkel zur Grundwasserfließrichtung stehen. "Nur 7,5 Prozent des Wassers, das in unserem Einzugsgebiet versickert, wird gefördert", erklärt der Geschäftsführer. Engpässe seien auch in trockenen Jahren nicht zu befürchten. Trotzdem ist es wichtig, die Wasserressourcen bestmöglich zu schonen und den Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten. "Die Versorgung ist gewährleistet", sagt Gerold Wittig. Zu seltenen Engpässen könne es nur in Spitzenzeiten an heißen Sommertagen oder bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Rohrbrüchen kommen. "Rohwasser" nennt der Fachmann das Grundwasser, das auf dem Weg vom Förderbrunnen ins Wasserwerk ist. Dort wird das kühle Nass, das in dicken grünen Rohren fließt, in drei riesigen Filteranlagen zu Trinkwasser aufbereitet. Ihm werden Eisen, Mangan und Kohlensäure entzogen. Die sogenannte Enteisenung im Vorfilter ist notwendig, da Eisen bei Kontakt mit Sauerstoff sichtbar ausflockt. Färbungen und Trübungen sind die Folge. "Würden wir das Eisen im Trinkwasser belassen, gäbe es braune Wäsche beim Waschen", erklärt Gerold Wittig. Überschüssige Kohlensäure muss entfernt werden, weil sie Metalle in den Hausinstallationen angreifen würde.
Im Nachfilter wird dem Wasser deshalb Luft zugeführt; die Kohlensäure entweicht über das Dach. Das jetzt vorentsäuerte Wasser wird weitergeleitet und in Kalksteinschichten erfolgt die Restentsäuerung. Das Trinkwasser nimmt seinen Weg in blauen Rohren; gelbe Leitungen deuten auf Schlammablaufwasser hin. Die Qualität des Trinkwassers ist abhängig von der Qualität des Rohwassers: "Wir haben hier in der Region weiches Grundwasser", so Gerold Wittig. Ein Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht sorge dafür, dass es nicht zu Kalkablagerungen in den Rohrleitungen komme. Durch die Aufwertung im Wasserwerk werde der für den Verbraucher optimale Zustand erreicht. Pro Jahr dürfen laut Genehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Cuxhaven 3,22 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert werden. Zur Speicherung fließt das Trinkwasser über ein Gefälle in den 5500 Kubikmeter fassenden Reinwasserbehälter. Von hier aus wird es nach Bedarf über Reinwasserpumpen in das 530 Kilometer lange unterirdische Rohrnetz im Versorgungsgebiet gepumpt. Etwa eine Stunde braucht das Wasser von der Förderung im Brunnen bis zur Ankunft im Zwischenspeicher.
"Gesteuert wird das Wasserwerk über den Wasserstand im Reinwasserbehälter", erklärt Gerold Wittig. Sinkt der Wasserstand, wird an die Unterwasserpumpen in den Brunnen ein Signal gesendet und Wasser gefördert. Die komplette Anlage ist computergesteuert. Das "Hirn des Wasserwerks", die Schaltzentrale, wurde in den letzten zwei Jahren komplett erneuert. Wassermeister Michael Majewski und Wasserwerkswärter Ralph Schürhaus haben den Überblick über unzählige Schalter, Knöpfe und Lichter. Bei Bedarf kann manuell in die Computersteuerung eingegriffen werden. Auch für einen Stromausfall ist vorgesorgt: Im Wasserwerk findet sich ein Schiffsdiesel als Notstromaggregat, der im Notfall anspringt. Außerdem gibt es ein kleines Labor. "Hier führen wir einige Proben durch, die gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen werden allerdings von staatlich anerkannten Laboren in Bremerhaven oder Wolfenbüttel übernommen", sagt Gerold Wittig, der auf Hygiene als einen der wichtigsten Aspekte bei der Trinkwasseraufbereitung hinweist.
Hygiene stehe auch bei Reparaturarbeiten im Wasserwerk an erster Stelle. An 130 Grundwassermessstellen wird die Güte des Wassers überwacht. Ein Problem sieht der Geschäftsführer im chemischen Zustand des Grundwassers und in der Belastung durch Nitrat, das durch eine intensive Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen ins Grundwasser gelange.
Das Wasserwerk und der Betriebshof können besichtigt werden. Informationen gibt es unter Telefon 04746 / 94950 und im Internet unter www.wasserversorgungsverband.de.
Vom Grundwasser zum Trinkwasser
Zu Besuch im Wasserwerk Häsebusch in Bramstedt: Gerold Wittig erläutert, wie das Nass in die Haushalte fließt
Zitat:
"Wir haben hier
in der Region weiches
Grundwasser."
Gerold Wittig, Wasserwerk Häsebusch