Bremen muss sich um neue Parkscheinautomaten bemühen, weil die Technik der bislang genutzten Geräte teilweise veraltet ist. Die Telekom schaltet zum Jahresende ein Mobilfunknetz ab, auf das viele Bestandsgeräte angewiesen sind. Betroffen sind laut einer Deputationsvorlage etwa 330 Automaten der Firma Siemens. Nach Aussage der Verkehrsbehörde handelt es sich um Geräte, die durchschnittlich 20 Jahre alt sind.
Was kostet der Austausch?
Die Brepark, die die Parkscheinautomaten im Auftrag der Verkehrsbehörde betreibt, kalkuliert der Vorlage zufolge mit einer Summe von 895.000 Euro. Diese Kosten beziehen sich allerdings nur auf 240 neue Automaten – 90 Geräte, die jeweils weniger als 1000 Euro jährlich einbringen, sollen ersatzlos abgeschafft werden. An diesen Standorten soll das Parken vornehmlich mit Parkscheiben und möglicherweise durch digitale Bezahlmöglichkeiten geregelt werden.
Welche Geräte sollen angeschafft werden?
Die Verkehrsbehörde spricht von "Standard-Parkscheinautomaten", die in ähnlicher Form bereits seit 2014 genutzt würden. Die Automaten seien durch Photovoltaik-Module und Akkus unabhängig von der Stromversorgung; zudem seien die Gehäuse besonders gut gegen mögliche Aufbrüche gesichert. Tarifänderungen werden laut Vorlage über eine aktuelle Modemtechnik übertragen. Für die Nutzer selbst sind keine neuen Funktionen zu erwarten: Die Gebühren könnten ausschließlich mit Münzgeld entrichtet werden – eine Kartenzahlfunktion sei nicht vorgesehen, weil dafür 514.000 Euro zusätzlich investiert werden müssten. "Zudem entstehen bei Kartenzahlung sehr hohe jährliche Gebühren", heißt es weiter. Das Verkehrsressort rechtfertigt den Verzicht auf diese Funktion auch mit Erfahrungen aus dem Sunrise-Projekt in der Östlichen Vorstadt: Eine Auswertung habe ergeben, dass dort nur rund zehn Prozent aller Tickets per Karte bezahlt worden seien.
Wann kommen die neuen Automaten?
Ein Datum steht noch nicht fest – formell ist die Neubeschaffung noch gar nicht beschlossen. Eigentlich hatte sich die Verkehrsdeputation am vergangenen Donnerstag mit dem Thema auseinandersetzen und einer Finanzierung zustimmen sollen. Dass das nicht passiert ist, hängt mit der geplanten Erhöhung der Parkgebühren zusammen, die wegen Gesprächsbedarfs innerhalb der Koalition vertagt worden war. Weil die neuen Parkscheinautomaten zumindest anteilig durch die Mehreinnahmen der Gebührenerhöhung finanziert werden sollen, wurde auch dieser Punkt von der Tagesordnung genommen. In der Vorlage wird auf die Dringlichkeit des Projekts hingewiesen: Die Neubeschaffung benötige durch Ausschreibungen und Lieferfristen "einen langen zeitlichen Vorlauf".
Welche Fragen sind noch offen?
Eine offene Frage ist, ob und wie die Langlebigkeit der neuen Geräte garantiert werden kann. Können beispielsweise Software-Updates für einen bestimmten Zeitraum zugesichert werden? Weder die Verkehrsbehörde noch die Brepark konnten dazu am Freitag auf Anfrage des WESER-KURIER Auskunft geben. Die Verkehrspolitiker Ralph Saxe (Grüne) und Michael Jonitz (CDU) haben angekündigt, diese Frage in der Deputation thematisieren zu wollen. Jonitz merkt an, dass es auch bei einigen anderen Aspekten noch Redebedarf gebe – er nennt zum Beispiel digitale Bezahlmöglichkeiten für Parktickets, die in der Vorlage nur kurz erwähnt werden.
Welche digitalen Lösungen gibt es in Bremen?
Das Handyparken – also vor allem das Bezahlen eines Parkscheins per App – ist in vielen Städten seit Jahren verbreitet. Bremen hinkt in diesem Bereich hinterher: Handyparken soll, so steht es in der Deputationsvorlage, im ersten Quartal 2022 in der Innenstadt und "perspektivisch auch in den übrigen Bereichen der Stadt eingeführt werden". Bislang ist das allerdings noch nicht geschehen. Der Ausbau werde im Mai beginnen, heißt es auf Anfrage aus dem Haus von Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne).