Es ist ein leidiges Thema. Die Findorffallee entwickelt sich zunehmend zum Bürgerpark-Parkplatz. Nicht nur bei Messen und Märkten auf der Bürgerweide, sondern auch in veranstaltungsfreien Zeiten wird die Straße parallel zum Torfkanal bis weit über das zulässige Maß zugestellt. Dies schilderte Parkdirektor Tim Großmann dem Findorffer Bauausschuss – und kündigte Konsequenzen an.
Auch in der Stadtteilpolitik hat man das Thema längst satt. Statt sich mehrmals im Jahr im Vorfeld etwa zu Osterwiese und Freimarkt den Kopf über die Verkehrsregelungen zu zerbrechen, fordert man ein nachhaltiges Konzept. In der Verantwortung sei dabei die Wirtschaftsbehörde, hieß es im Rahmen der jüngsten Videokonferenz.
Bürgerpark-Direktor vom Thema Parken genervt
Dem Parkdirektor war deutlich anzuhören, dass ihn das Thema nervt: Vor zwei Jahren hatte er dem Findorffer Beirat zuletzt Bericht erstattet über den Stand der Dinge. Seither sei die Situation „mit Sicherheit nicht besser, sondern prinzipiell schlechter geworden“, konstatierte Großmann.
Blockaden durch Baumstämme, wie sie der Bürgerpark seit einigen Jahren im Vorfeld der Jahrmärkte einrichtet, hielten Hartgesottene nicht vom Parken ab, und auch nicht die bunten Poller entlang des Kanalufers. „Der Erfindungsreichtum kennt keine Grenzen. Dann wird eben auf der Straße geparkt“, so Großmann. An lebhaftesten Tagen zählten die Parkmitarbeiter bis zu 70 parkende Autos in der schmalen Straße und beobachteten immer wieder gefährliche Situationen, wenn beim Einparken, Rangieren oder Wenden Fußgänger oder Radfahrer in die Quere kommen. „Es ist ein Wunder, das noch nichts Schlimmeres passiert ist“, mahnte Großmann.
Theoretisch sei denkbar, die Straße komplett für den motorisierten Verkehr zu sperren. Dagegen spreche, dass sie im Notfall von Rettungsfahrzeugen genutzt werde, wenn sich der Verkehr in Park- und Hollerallee staue.
Neuralgischer Punkt: Café Emmasee
Ein besonders neuralgischer Punkt sei die Zufahrt zum Café am Emmasee. Bislang habe man sich davor gescheut, die Einfahrt baulich zu verändern und das Parken nur noch für Lieferanten und Mitarbeiter zu gestatten. Weil sich die Situation mit Schildern alleine nicht regeln lasse, sei man nun entschlossen, den Bremer Abschlepp-Erlass konsequent auf die Falschparker im Bürgerpark anzuwenden, so Großmann. Dass dieses Vorhaben erfolgversprechend sein könnte, zog Gasthörer Mathias Rätsch in Zweifel: Bekannt sei, dass in der Stadt viel zu wenige Abschleppwagen zur Verfügung stünden.
Die „zunehmende Rücksichtslosigkeit“ der Autofahrer sei zwar auch im Alltag zu beobachten. „Man will schön im Bürgerpark spazieren gehen, aber vorher keinen Schritt zu viel machen“, so Großmann. Besonders belastet werde der Park aber in Zeiten der Großveranstaltungen. In früheren Jahren habe es im Vorfeld Abstimmungsgespräche mit der Messe Bremen und dem Innenressort gegeben, und es seien Lösungen gefunden und finanziert worden – so etwa das Sicherheitspersonal, das an den Volksfest-Tagen die Einfahrt in die Findorffallee reguliert habe. Seit die Jahrmärkte in den Zuständigkeitsbereich des Wirtschaftsressorts übergegangen sind, habe es derartige Gespräche nicht mehr gegeben. „Die Wirtschaft ist nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen und zu zahlen“, so der Bürgerparkdirektor. „Das sorgt bei uns für viel Unmut.“
Veranstalter in der Pflicht
Im Ausschuss sorgte seine Schilderung für Unverständnis. „Es ist eine stadteigene Veranstaltung, und der Veranstalter ist in der Pflicht, sich an den Kosten zu beteiligen“, betonte Sprecher Ulf Jacob. Die Behörde sei nicht nur gefordert, die „gute gängige Praxis der Abstimmungsgespräche“ wieder aufzunehmen und den Beiräten beiderseits des Bürgerparks bereits im Sommer ein fertiges Verkehrskonzept für den Freimarkt zu präsentieren. Darüber hinaus habe man „keine Lust mehr auf jedes Jahr dasselbe Problem“, so Jacob. „Es muss eine Regelung gefunden werden, die jahrelang gilt. Fertig“, schloss der Findorffer Beiratspolitiker.
Dass die unzulässig und rücksichtslos parkenden Autos nicht nur ein Problem der Verkehrssicherheit sind, machte im Anschluss Günter Brandewiede deutlich. Fahrzeuge, die im Wurzelbereich ohnehin schmal bemessener Baumscheiben parken, schwächten die Bäume, erklärte der zuständige Referatsleiter des Umweltbetriebs Bremen. Bei Kollisionen, bei denen die Rinde beschädigt werde, bestehe die Gefahr, dass Pilzsporen in die Wunde eindringen, die den Baum von Innen aushöhlen und absterben lassen. Irgendwann werde dann das Fällen unausweichlich.
Beim Thema Baumschutz sei der Umweltbetrieb Bremen in Findorff „extrem gefordert“, berichtete Brandewiede. Regelmäßig seien betriebseigene Baumkontrolleure im Stadtteil unterwegs. In der vergangenen Vegetationsperiode verlor Findorff 45 Bäume, von denen 27 ersetzt wurden. Nachgepflanzt werde „wo immer es möglich ist.“ Der profanste und günstigste Baumschutz sei das Installieren von Baumbügeln, so der Fachmann. „Lieber wäre uns allerdings, wenn wir sie nicht aufstellen müssten.“