Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Glosse Warum es in der Nordwestbahn in Bremen nie langweilig wird

Unser Autor erlebt beim Bahn-Pendeln Sachen, die unglaublich sind – für ihn selbst, aber auch für die Nordwestbahn. Jetzt war er kurz in einem Zug gefangen. Und plaudert daher aus seinem Bahn-Tagebuch.
15.02.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Warum es in der Nordwestbahn in Bremen nie langweilig wird
Von Bastian Angenendt-Eiserbeck

In der Regel hat man ja zu wenig Bahn. Wenn sie zu spät kommt oder gar nicht. Doch am Freitagmorgen war das anders. Es war viel mehr, als man gebraucht hätte. Aber von vorn: RS 1 von Bremen-Nord Richtung Hauptbahnhof. Alles fein, allerdings nur bis kurz vor dem Ziel. Walle, circa 8.22 Uhr. Der Zug fährt los und geht voll in die Eisen. Eigentlich keine Notiz wert, auch nicht bei den meisten Fahrgästen. Blicke bleiben auf dem Smartphone. Nach fünf Minuten Stillstand gehen ein paar zur Tür hinaus. Mehr nicht. Pendler sind abgehärtet. Doch dann wird es merkwürdig.

Licht aus, Belüftung aus. „Ein Druckabfall“, meint der Lokführer, er will sich kümmern. Bei den Fahrgästen wiederum steigt der Druck, weil jetzt nicht mal mehr die Türen aufgehen. 8.37 Uhr, wir sind gefangen.

Der Journalist in mir wittert eine Geschichte. Die Telefonnummer der Nordwestbahn habe ich längst eingespeichert, weil ich schon mal eine Geschichte gewittert habe. Eine Regio-S-Bahn war in Sankt Magnus mit offenen Türen losgefahren. „Das ist technisch nicht möglich“, haben sie mir dann am Telefon gesagt. „Aber ich habe es ja gesehen“, sagte ich, ist ja schließlich nicht ungefährlich. Aber nein, das sei nicht möglich. Und die Polizei sagte mir danach, ich solle die Nordwestbahn anrufen. Also bemühe ich mein Notizbuch im Handy, das ich seitdem für Bahn-Anekdoten pflege. Und erspare mir dieses Mal das Telefonieren.

Ein bisschen viel Walle für einen Morgen

8.41 Uhr. Mittlerweile blinkt nicht mal mehr die WC-Leuchte. Hoffentlich sitzt da nicht auch noch jemand fest. So wie der Arbeitskollege, der eine Bahn später genommen hat und jetzt in Bremen-Burg rumsteht, weil ich in Walle rumstehe. „Was hast du da wieder gemacht?“, textet er mir. Wir schnacken gerne über die Bahn. Spätestens seit Bernd.

Das so benannte Sturmtief hatte Anfang Januar den Bahnverkehr zum Erliegen gebracht. Stand zumindest bei der Nordwestbahn auf der Homepage. Hat der Kollege dann auch berichtet auf weser-kurier.de. Ich rief ihn dann aber aus der Bahn an und sagte, dass ich in einem fahrenden Zug sitze. Also rief er bei der Nordwestbahn an, bei der man sagte, es fahre nichts, gar nichts, garantiert. „Fährst du wirklich?“, schrieb er mir dann noch mal. Unter erfahrenen Bahnfahrern ist keine Frage zu plump.

8.45 Uhr. Immerhin gehen wieder Licht und Belüftung an. Mehr noch: eine Durchsage! „Nächster Halt: Walle. Nächster Halt: Walle. Nächster Halt: Walle.“ Die Bildschirme gehen auch wieder und zeigen: Wir sind in Walle. Nichts gegen den Stadtteil. Aber das ist ein bisschen viel Walle für diesen Morgen.

Nordwestbahn pflegt merkwürdige Zeitrechnung

8.51 Uhr. Wir fahren wieder. Planmäßiger Halt am Hauptbahnhof: 8.24 Uhr. Ankunft 8.54 Uhr. Auf dem Bildschirm steht ein rotes „+12“. Zwölf Minuten Verspätung also, wo es laut meiner Grundschulausbildung eigentlich 30 sein müssten. Wir haben offenbar auch das normale Raum-Zeit-Gefüge verlassen. Oder wir rechnen irgendeine Pünktlichkeitsstatistik schön.

Die Frau neben mir telefoniert, während wir in den Hauptbahnhof einfahren. „Ja, heute wieder später, ist doch Freitag, ich fahre ja Bahn“, sagt sie. Ich darf raus, sie auch, aber nur weil sie noch in den vorderen Zugteil steigen muss, denn nur der wird nach Verden weiterfahren, sagt der Lokführer. Sie lächelt mich entspannt an. Ist ja Freitag. Sie fährt ja Bahn.

Und was lernen wir? Es wird nie langweilig im Zug. Und warum? Das wissen zumindest die Zugbetreiber auch nicht immer.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)