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Tödlicher Unfall in Bremen Viele Gefahren beim Schwimmen in der Weser

Ein tragischer Schwimmunfall in der Weser rückt die Gefahren von Fließgewässern in den Fokus. Doch was macht das Schwimmen dort so riskant und wie können Betroffene im Notfall handeln?
04.06.2024, 06:14 Uhr
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Viele Gefahren beim Schwimmen in der Weser
Von Lisa Duncan

Zwei junge Männer, 30 und 20 Jahre alt, wollen am Sonnabendabend auf Höhe des Weserstadions ans andere Weserufer schwimmen, aufgrund einer Wette, vermutet die Polizei. Die Wasserschutzpolizei ist zufällig mit einem Boot vor Ort – einer wird gerettet und an Land gebracht, der andere verschwindet in den Fluten und bleibt bis jetzt vermisst. Inzwischen hat die Polizei die Suche nach dem 20-Jährigen eingestellt. Einsatzkräfte, Rettungstaucher und Hubschrauber hatten seit Sonnabendabend nach dem Vermissten gesucht.

Das ist die ernüchternde Bilanz eines Rettungseinsatzes, an dem am Wochenende die Feuerwehr, die Wasserschutzpolizei und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) beteiligt waren. Laut DLRG-Sprecher Philipp Postulka kommt es in Bremen jedes Jahr zu tödlichen Schwimmunfällen. "Dabei wäre es so vermeidbar", sagt Postulka. Die gute Nachricht: In vielen Fällen schaffen es die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer, Ertrinkende aus Notlagen zu befreien.

Wo gibt es ausgewiesene Badestellen in der Weser und was sollte man dort beachten?

Der kleine Sandstrand neben dem Fähranleger beim Café Sand ist laut Umweltressort die einzige Badestelle an der Weser. Dabei ist Baden nicht gleich Schwimmen: Die Weser ist ein Fließgewässer und sollte unter anderem wegen der dort vorherrschenden Strömung trotz der Badeerlaubnis mit Vorsicht betreten werden. "Wir als DLRG raten grundsätzlich davon ab, in der Weser oder anderen Fließgewässern schwimmen zu gehen", sagt Postulka. Das schließe auch die Badestelle am Café Sand mit ein. Nur wer schwimmen kann, sollte ins Wasser gehen. Auch wirklich gute, ausdauernde Schwimmer sollten lieber nicht versuchen, ans andere Ufer zu gelangen. Sicherer sei es in den offiziellen Bremer Badeseen, acht von zehn davon verfügen über eine DLRG-Rettungsstation. Postulka empfiehlt in fußläufiger Entfernung zum Café Sand den Werdersee. Weitere Rettungswachen gibt es etwa am Bultensee, Achterdieksee und Stadtwaldsee.

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Wo lauern für Schwimmer die Gefahren in Fließgewässern und Badeseen?

Schiffsverkehr, Wasserbauwerke und Strömung machen es laut DLRG-Sprecher Postulka besonders gefährlich, in Weser, Lesum oder Hunte zu schwimmen. "Auch ich könnte nicht sagen, wo die Fahrrinne der Schiffe anfängt. Und die Sogwirkung, die durch die Schiffe entsteht, ist für viele unbeherrschbar", sagt Postulka. Doch auch in Badeseen sollte man Vorsicht walten lassen: Denn oft überschätzten Schwimmer ihre Kondition und schätzten die Entfernung, die sie im Wasser zurücklegen müssen, nicht richtig ein. Besondere Aufmerksamkeit ist bei Kindern geboten: Erst ab dem Schwimmabzeichen Bronze gelten Anfänger laut DLRG als sichere Schwimmer.

Wie hat sich die Anzahl der Ertrinkungsfälle und der Rettungen in den vergangenen Jahren entwickelt?

In Deutschland sind 2023 mindestens 378 Menschen ertrunken und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor. 2022 hatte der Bundesverband der DLRG noch 355 tödliche Badeunfälle gezählt. In Bremen bewegten sich Schwimmunfälle mit tödlichem Ausgang in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau, sagt Postulka. Dies wertet er als Erfolg und Bestätigung für die ehrenamtliche Arbeit der ausgebildeten Rettungsschwimmer der DLRG. 2023 gab es zwei Todesfälle und vier Rettungen, 2022 waren es fünf Todesfälle und vier Lebensrettungen. In Niedersachsen sank im selben Zeitraum die Zahl der Todesfälle von 42 auf 33. Ein Erfahrungswert sei, dass Wetterlage und Einsatzzahlen zusammenhingen. "Wenn es zwei, drei Tage richtig gut ist, wird es voll an den Badeseen", sagt Postulka.

Woran erkennt man, dass ein Schwimmer in Not ist und was kann man tun?

"Wenn Schwimmer erschöpft sind, werden sie immer langsamer", erklärt DLRG-Sprecher Postulka. Ertrinkende könnten kaum noch auf sich aufmerksam machen, etwa indem sie nach Hilfe riefen oder mit den Armen wedelten. "Ertrinken ist eine stille und unauffällige Angelegenheit", so Postulka. Es sei wichtig, im Ernstfall schnell zu agieren: "Man sollte sofort einen Notruf absetzen. Dabei ist es hilfreich, Landmarks, markante Merkmale in der Umgebung, durchzugeben", damit die Einsatzkräfte möglichst genau wüssten, wo sie hinmüssen. Postulka empfiehlt, nach Wassersportlern Ausschau zu halten, die helfen könnten. Bevor man einen Rettungsversuch starte, sollte man die Eigensicherung bedenken. "Statt direkt ins Wasser zu springen, kann man ein paar Meter flussabwärts gehen und versuchen, die Person im Wasser vom Ufer aus zu retten, etwa mit einem Rettungsring", so Postulka. Wer selbst ins Wasser springen will, sollte sich mit gesunder Selbsteinschätzung fragen, ob er schwimmerisch dazu in der Lage sei. "Wenn eine Person kurz vor dem Ertrinken ist, kann sie panisch werden und klammert sich an den Rettenden", gibt Postulka zu bedenken. Daher sei es besser, mit anderen zusammen zu agieren. DLRG, Wasserschutzpolizei und Berufsfeuerwehren verfügten von Berufs wegen über eine Ausbildung als Rettungsschwimmer.

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