Es wird eine große Baustelle an der kleinen Weser. Die Stauanlage zwischen dem Deich auf der Neustädter Seite und dem Teerhof muss ausgebessert, erneuert und grundlegend repariert werden. Die ersten Arbeiten starten ab Mitte Februar, teilt der Bremische Deichverband am linken Weserufer mit. Insgesamt sind drei Jahre Bauzeit veranschlagt. "Spektakulär" wird es laut Projektleiter Marcus Winde, wenn die je 24 Meter breiten und 55 Tonnen schweren Drehsegmentkörper (Wehrklappen) ausgetauscht werden. Gesamtkosten für das ganze Projekt: 7,5 Millionen Euro, die aus städtischen Geldern investiert werden.
Das Wehr hält seit 1968 den Stand des Wassers im Werdersee konstant. Im Jahr 2017 hatte der Deichverband das Bauwerk inspiziert, um genau zu wissen, wie es saniert werden muss. Die Anlage soll schließlich in den nächsten Jahrzehnten sicher betrieben werden. „Rund 50 störungsfreie Betriebsjahre haben an der Flussstauanlage ihre Spuren hinterlassen und sind Auslöser für die Maßnahme“, sagt Marcus Winde. Gemeint sind Korrosionen, also Rost am Stahl der Anlage, der sich teilweise tief in die Konstruktion gefressen hat.
Der Tausch der tonnenschweren Drehsegmentkörper gehört bei dem ganzen Bauvorhaben zu den aufwendigsten und technisch anspruchsvollsten Arbeiten. Extra dafür wird ein Schwimmkran aus den Niederlanden nach Bremen transportiert. Dieser spezielle Kran ist besonders für schwer zugängliche Stellen gebaut worden, an denen es nicht möglich ist, einen Landkran zu benutzen.
Beengte Verhältnisse
"Die schweren Elemente müssen jeweils in einem Stück ein- und ausgehoben werden", sagt Winde. Zudem müssen die Segmentkörper über die Fußgängerbrücke hinweg auf einen schwimmenden Ponton gehievt werden. Die beengten Verhältnisse vor Ort schränken die Erreichbarkeit des Bauwerks allerdings ein. Als die Stauanlage Ende der 1960er Jahre gebaut wurde, war der Teerhof noch gänzlich unbebaut, sodass ausreichend Platz für einen Kran an Land war. "Heute ist der gesamte Bereich dicht bebaut, wodurch die Anlieferung der großen Stahlwasserbau-Elemente ausschließlich über den Wasserweg möglich ist", sagt Winde.
Für die Bauarbeiten muss die Anlage halbseitig trockengelegt werden. Dazu wird sehr vereinfacht gesagt mit Stahlwänden ein Kasten um das Wehr gebaut. Das sei allerdings nur in den sturmflutfreien Monaten von April bis September möglich, so Winde. Heißt: In diesem Jahr ist die Seite zum Teerhof dran, im folgenden Jahr dann die zur Neustadt. Der Wasserspiegel des Werdersees soll dabei konstant gehalten werden, um die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Zudem wird auch am Massivbau (Wehrpfeiler und Sohlschwelle) gearbeitet, das Betriebsgebäude energetisch saniert, der Antrieb instandgesetzt und die Steuerungstechnik modernisiert.
Die Bauarbeiten sollen sich nur "in geringem Umfang" auf die Erreichbarkeit auswirken, also in der Nähe des Wehrs auf dem Deich, der Fußgängerbrücke, dem Teerhof und der Straße „Am Deich“. Mit dem umstrittenen Deichbauprojekt Stadtstrecke, das am linken Weserufer geplant ist und für das Platanen gefällt werden sollen, hat diese Baumaßnahme am Wehr nichts zu tun, heißt es auf Nachfrage. Die Arbeiten an dem Bauwerk der Stadt seien "zwingend erforderlich von und großer Bedeutung", um den Hochwasserschutz Bremens zu gewährleisten, sagt Michael Dierks, Geschäftsführer des Deichverbands am linken Weserufer.