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Neues Konzept Wie Bremen mehr E-Autos auf die Straßen bringen will

Der Ausbau der Elektromobilität gilt als wichtiger Schritt für das Erreichen der Klimaziele. Die Bremer Verkehrsbehörde hat am Donnerstag ein neues Konzept vorgestellt – die wichtigsten Punkte im Überblick.
28.04.2022, 19:31 Uhr
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Wie Bremen mehr E-Autos auf die Straßen bringen will
Von Felix Wendler

Etwa 2500 Elektroautos und rund 3300 Hybride waren nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes zu Beginn dieses Jahres in Bremen zugelassen. Mit Blick auf die klimapolitischen Ziele von Bund und Ländern herrscht größtenteils Einigkeit darüber, dass diese Zahl in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden muss. Das Ressort von Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat nun ein Elektromobilitätskonzept für die Stadt Bremen vorgelegt, das am Donnerstag in der Deputation diskutiert wurde. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist das Ziel?

Im Jahr 2030 sollen in der Stadt Bremen mindestens 62.000 E-Autos unterwegs sein. Diese Zahl ergibt sich der Bremer Verkehrsbehörde zufolge aus den im Koalitionsvertrag vereinbarten Zielen der Bundesregierung, die deutschlandweit 15 Millionen E-Autos auf die Straßen bringen will. Das neue Bremer Konzept sieht eine Ausweitung der E-Mobilität nicht nur im privaten Bereich vor, sondern bezieht sich zum Beispiel auch auf den Fuhrpark der Verwaltung, Carsharingangebote und Taxis – konkrete Zielzahlen werden hierzu nicht genannt. Ein umfangreicheres Konzept für diesen Bereich soll laut Anne Schwientek, Referentin im Mobilitätsressort, in etwa einem Jahr vorliegen.

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Was wird benötigt?

Voraussetzung für eine massive Erhöhung der Zahl von E-Autos ist eine entsprechende Infrastruktur – zuerst braucht es dafür Ladesäulen. 6000 bis 8000 Ladepunkte sollen im Jahr 2030 in Bremen öffentlich zugänglich sein. Laut Bericht entspricht das ungefähr einer Verzwanzigfachung des aktuellen Angebots. Aufgerüstet werden müssen vor allem die zentrumsfernen Stadtteile – aktuell befinden sich die Ladesäulen vornehmlich in der Innenstadt. Die Verkehrsbehörde nennt vier grundsätzliche Möglichkeiten, wie Fahrer ihre E-Autos im öffentlichen Raum laden können: am Straßenrand, auf öffentlich zugänglichen Parkplätzen (zum Beispiel am Supermarkt), an Ladestationen innerorts (analog zu Tankstellen) und an Ladestationen außerorts (zum Beispiel an Raststätten). 

Wie will Bremen das Ziel erreichen?

Man erstelle ein Konzept für den Aufbau einer "flächendeckenden, elektrischen Ladeinfrastruktur", das vom Bund finanziell unterstützt werde. Konkret geht es dem Bericht zufolge vor allem darum, den Bestand zu analysieren und den künftigen Bedarf vorherzusagen. Bei der Suche nach Standorten soll mit den Stadtteilen zusammengearbeitet werden – auch eine Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen ist demnach geplant. Private Ladestellen spielen ebenfalls eine Rolle in der Bremer Strategie – es wird auf Studien verwiesen, denen zufolge bis zu 85 Prozent der Ladevorgänge zukünftig zu Hause stattfinden werden. Man habe in diesem Bereich eher wenig Einflussmöglichkeiten, könne aber beratend unterstützen, sagte Schwientek in der Deputation. Der Plan sieht außerdem vor, "die Potenziale eines Ladesäulen-Sharingkonzepts für Stellplatzanlagen und die Möglichkeiten im Zusammenhang mit Quartiersgaragen" zu untersuchen. 

Welche Herausforderungen gibt es?

Ein Teilkonzept ist der Situation in den Quartieren gewidmet, in denen laut Bericht "ein hoher Parkdruck und unrechtmäßiges aufgesetztes Parken" keine Installation von Ladesäulen erlaube. Thore Schäck (FDP) nannte das Viertel und Schwachhausen als Beispiele. Er verwies darauf, dass in Bremen das klassische Einfamilienhaus mit Carport oder eigenem Stellplatz vor der Tür eher eine Seltenheit sei, weshalb der öffentlichen Ladeinfrastruktur eine besondere Bedeutung zukomme. Man müsse darüber nachdenken, beispielsweise für neue Parkhäuser von vorn herein mehr Ladesäulen als bisher gefordert einzuplanen. Eine Umrüstung bestehender Parkhäuser wurde ebenfalls angesprochen. Schwientek zufolge führt die Verkehrsbehörde Gespräche mit der Brepark. Die technische Infrastruktur in den häufig alten Parkhäusern sei allerdings oft nicht ausreichend für eine große Anzahl von Anschlüssen. Eine weitere Herausforderung, auf die Schwientek hinwies: Elektromobilität höre nicht an der Landesgrenze auf, weshalb auch regionsübergreifend Gespräche geführt werden müssten.

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Wie fallen die Reaktionen auf das Konzept aus?

Neben den Grünen lobte auch Falk Wagner (SPD) das Konzept. Perspektiven seien wichtig für die Entscheidungsfindung. "Wenn Menschen keine Möglichkeiten für öffentliches Laden sehen, schaffen sie sich im Zweifelsfall noch mal einen Verbrenner an, der dann wieder viele Jahre über die Straße rollt", sagte Wagner. CDU-Verkehrspolitiker Hartmut Bodeit forderte mehr Tempo bei der Umsetzung. Bestimmte Standorte sollten schnellstmöglich ausgerüstet werden. Verkehrssenatorin Maike Schaefer hielt dem entgegen, dass Bremen "Vorreiter" in Sachen Elektromobilität sei. Es sei das erste Bundesland, in dem für Ladesäulen kein Bauantrag mehr gestellt werden müsse.

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