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Heimatforscher Ulf Fiedler referiert über 75 Jahre Bremen-Nord / Vortrag im Saal von Burg Blomendal Wie Bremen-Nord zu Bremen kam

Vielen Menschen in Bremen-Nord ist Ulf Fiedler als Maler und Schriftsteller bekannt. Der 83-Jährige stammt aus Blumenthal und beschäftigt sich seit Jahren auch mit der Geschichte des Bremer Nordens. Jetzt schilderte er im Burgsaal von Haus Blomendal, wie sich „die Hansestadt Bremen den Bremer Norden eroberte“.
09.04.2014, 00:00 Uhr
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Von Peter Otto

Vielen Menschen in Bremen-Nord ist Ulf Fiedler als Maler und Schriftsteller bekannt. Der 83-Jährige stammt aus Blumenthal und beschäftigt sich seit Jahren auch mit der Geschichte des Bremer Nordens. Jetzt schilderte er im Burgsaal von Haus Blomendal, wie sich „die Hansestadt Bremen den Bremer Norden eroberte“.

Ulf Fiedler unternahm mit seinen Zuhörern einen munteren Streifzug durch die Geschichte und beschrieb den „politischen Machtpoker“, der vor der Eingemeindung von Burglesum bis Farge im Jahre 1939 ausgetragen wurde. Seinen Vortrag hatte Fiedler gut gegliedert und den trockenen Geschichtsstoff mit amüsanten Anekdoten angereichert. Dass er das Thema im Haus Blomendal abhandeln durfte, würdigte der Referent besonders, denn das umliegende Land habe einmal zur Stadt Bremen gehört und sei vom 15. Jahrhundert an mehr als 300 Jahre von hier aus verwaltet worden.

In Blumenthal herrschte damals Bremer Recht. Ein „historischer Leckerbissen“ sei das älteste Bürgermeisterbild, das zu den Deckengemälden der Burg zählt. Es stellt Erich Hoyer dar, der im 16. Jahrhundert im Auftrag des Bremer Senats zum Reichstag nach Augsburg reiste, um die der Stadt angedrohte Reichsacht zu verhindern. Hoyer gelang es, den Kaiser mit der zuvor unbotmäßigen Stadt zu versöhnen.

Bereits in seinem „Stadtführer der besonderen Art – Der Bremer Norden“ – beschreibt Fiedler die „Landnahme“ durch die Bremer Kaufleute, die schon früh einsetzte. Sie kauften hier große Grundstücke. Die Knoops, Wätjens, Tienkens und Kulenkampffs zog es aufs Land an Lesum und Unterweser, weil „die frische Wasserluft erquickte“, wie Andreas G. Kulenkampff schrieb. Die Stadtluft dagegen miefte, denn dort hielten die Bürger im 18. Jahrhundert noch Schweine und Rinder. Und der Stallgeruch verbreitete sich stinkend in den engen Straßen und Gassen. „Die Bremer Schickeria legte ausgedehnte Parks an, und so entstand die Bremer Schweiz“. Die Gemeinderäte der betroffenen Dörfer hätten diesem Landkauf zuweilen allerdings nur zögerlich zugestimmt, so der Autor. Als der damals größte Reeder Deutschlands, Christian Wätjen, seinen Park vergrößern wollte, zahlte er für die Zustimmung der Gemeinde Blumenthal 200 000 Taler für den Bau einer neuen Kirche im neugotischen Stil. Damit Ludwig Knoop seinen Park mit Gaslaternen beleuchten durfte, musste er dem Lesumer Gemeinderat eine Gaslaterne spenden.

Im Laufe der Jahre floss auch Bremer Kapital in den Norden. So entstanden der Bremer Vulkan, die Bremer Wollkämmerei und die Vegesacker Fischereigesellschaft. Im 20. Jahrhundert kam es zu Gebietsstreitigkeiten, denn die nördlichen Gemeinden an Lesum und Weser gehörten nicht zu Bremen, sondern zu Preußen. Und die Gauleiter von Hannover und Oldenburg wie auch der preußische Ministerpräsident, Hermann Göring, beanspruchten dieses Gebiet für sich.

Streit um das Gebiet

Dagegen war Reichsinnenminister Wilhelm Frick der Auffassung, Bremen sollte nach Norden entlang der Unterweser erweitert werden. Hier könne man zusätzlich Industrie ansiedeln und Siedlungsland erschließen. Er setzte sich dafür ein, die Gemeinden Lesum, Grohn, Schönebeck, Aumund, Blumenthal und Farge aus Preußen auszugliedern und samt der bis dahin selbstständigen bremischen Stadt Vegesack der Stadt Bremen zuzuschlagen.

Hitler wollte bei Kriegsausbruch 1939 keine internen Querelen und beendete die Auseinandersetzungen, indem er den Vertrag trotz des wütenden Protestes von Göring unterschrieb und somit der „traditionelle Geschichtsraum“ Bremen-Nord am 1. November 1939 endgültig zu Bremen geschlagen wurde. 1951 sei schließlich Bremen-Nord als Teilstadt zum Mittelzentrum erhoben worden, erläuterte Fiedler. Den Vortrag umrahmte Pianistin Elisa Lange mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Robert Schumann.

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