Grohn. Modelleisenbahnen faszinieren seit Generationen überwiegend männliche Heranwachsende oftmals bis ins Alter hinein. Wie bei vielen anderen technisch geprägten Hobbys genügt es vielen jedoch nicht, ihre persönliche Modellbahn-Landschaft aus einem Fundus gekaufter Zubehörteile einfach nur zusammenzustellen. Stattdessen wollen viele bei deren Gestaltung selbst Hand anlegen. Sie erschaffen sich ihre Welt im Kleinen. An den vergangenen Tagen hatten die Modelleisenbahner auf dem Jacobs-Campus zum Modellbau einladen.
In unregelmäßigen Abständen bieten die „Modelleisenbahnfreunde Bremen“ Workshops an. In einem Keller der Universität erhalten Interessierte fachkundige Tipps, Inspiration und Anleitungen. Diesmal ging es um Dioramen – Miniaturlandschaften, die bei entsprechendem Einsatz und Geschick eine vollständige Eisenbahn-Strecke aufnehmen können.
Beim Dioramen-Bau geht es darum, eine Landschaft nachzuempfinden. Derartige Platten können Modelleisenbahnfreunde auch komplett im Fachgeschäft oder über das Internet beziehen – beim Seminar ging es jetzt aber darum, selbst etwas entstehen zu lassen. „Kernpunkte bei der Dioramen-Erstellung sind die Gleisverlegung durch einen mit Gips und Styropor selbst gebauten Tunnel, ein mit Rissharz und Härter modelliertes Gewässer sowie eine anschließende Begrünung des Ganzen mit Grasfasern. Wie die Ergebnisse im Einzelnen jedoch aussehen, bleibt gänzlich der Fantasie der Teilnehmer überlassen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Modellbahnfreunde, Torsten Frenzel, der auch den Workshop leitete.
Acht Teilnehmer hatten sich in den Kellerräumen der Modellbahnfreunde eingefunden. Mit dieser Anzahl war das Maximum für die Modellbahnworkshops bereits erreicht: „Eine größere Teilnehmeranzahl würde unsere Kapazitäten vor Ort sprengen“, erklärte Frenzel. Mit unendlicher Geduld und sichtlicher Liebe zum Kleindetail arbeiteten die Bastler an der Gestaltung der Quadratmeter großen Modellbahn-Platten, ergänzten die Landschaften neben den geforderten Bestandteilen – Tunnel und Wasser – bisweilen auch mit kleinen Häusern und Bäumen, deren Herstellung eigentlich nicht Thema dieses Workshops war. Doch Frenzel geizte als erfahrener Modellbahnbauer auf Nachfrage nicht mit Fachwissen und Expertentipps.
Die Dioramen, die während der Workshop-Tage entstanden, sind aber für die meisten Teilnehmer mehr oder minder nur Übungsobjekte gewesen. Das Fachwissen, das sie sich aneigneten, soll in aller Regel zur Erweiterung beziehungsweise Verschönerung der heimischen Eisenbahnanlagen eingesetzt werden, zumal diese bisweilen andere Baumaßstäbe aufweisen: „Meine Eisenbahn zu Hause ist im Format N gehalten“, meinte beispielsweise Peter Meiners aus Grohn. „Nachdem unsere Kinder mittlerweile aus dem Haus sind, habe ich zum ersten Mal seit 25 Jahren ein eigenes Zimmer, in dem ich meine Eisenbahnanlage wieder aufbauen und erweitern möchte. Dieses Hobby fasziniert mich seit Kindertagen.“
Für den passionierten Modellbauer ist bei dieser Tätigkeit vor allem „der Weg das Ziel: Eine Eisenbahnanlage ist praktisch nie fertig“. Darin besteht auch für den zehnjährigen Karl Ullrich aus Rekum die Faszination. Er nahm mit seinem Vater Frank an dem Workshop teil. „Man erschafft sich eine eigene Welt – und das ist für mich entspannend.“ Davon, dass sich die Teilnahme an dem Workshop gelohnt hat, war auch Vater Frank überzeugt: „Man verbessert hier seine Fähigkeiten und erhält neue Inspirationen – beides nach dem Prinzip Learning by Doing.“ Das Vater-Sohn-Team will die heimische H0-Modellbahnanlage mit den neu gewonnenen Erkenntnissen weiter verschönern.
Seit vier Jahren bieten die Modellbahnfreunde Workshops an und können sich über Interesse nicht beklagen: „Für die kommenden Workshops existieren bereits Wartelisten“, sagte Torsten Frenzel. Am 18. und 20. Juli geht es speziell um die Herstellung von Modellbäumen und -büschen. Weitere Termine und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der Homepage www.mbf-bremen.de.