Bereits seit 21 Jahren leitet Angela Stoklosinski die Abteilung für forensische DNA-Analytik im Landeskriminalamt Bremen. Kürzlich berichtete sie auf Einladung der Kulturraum-Initiative des Bürgervereins Horn-Lehe im Ortsamt an der Berckstraße über ihre Arbeit in der Kriminaltechnik. Die Zuhörer hatten so viele Fragen, dass sie erst nach gut zwei Stunden den Heimweg antraten.
Horn-Lehe. Die Wirklichkeit ist oft spannender als jeder fiktive Krimi. Gebannt hörten kürzlich die Zuhörer im Sitzungssaal des Ortsamtes Horn-Lehe Angela Stoklosinski zu, die über ihren Berufsalltag im Landeskriminalamt (LKA) Bremen berichtete. Sie leitet das Untersuchungslabor der forensischen DNA-Analytik. Das Labor ist eine Abteilung der Kriminaltechnik im LKA. Weitere Abteilungen kümmern sich beispielsweise um Waffen, Schuhspuren, Hand- oder Maschinenschriften. "Ich bin seit 21 Jahren bei der Polizei. In dieser Zeit hat es in der Spurenuntersuchung einen Quantensprung gegeben", sagte die Referentin. Die Untersuchungsmöglichkeiten seien immer besser geworden. In ihrer Abteilung arbeitet sie mit einem Diplombiologen, fünf Labor-Assistentinnen und einer Bürokraft zusammen.
Noch Mitte der 80er-Jahre ging es überwiegend um Blutgruppenanalysen, die nur relativ pauschale forensische Aussagen ermöglichen. Angela Stoklosinski: "Nehmen wir einen Mordfall und eine tatrelevante Zigarettenkippe. Wenn der Täter Blutgruppe A hatte, so entsprach das 40 Prozent der Bevölkerung. Und wenn diese Kippe unter Sonneneinwirkung gestanden hatte, war sie gar nicht mehr auswertbar." Inzwischen habe die Hightech-Entwicklung auch im kriminaltechnischen Labor Einzug gehalten. Mit der heutigen DNA-Analysetechnik können Tatortspuren so ausgewertet werden, dass je nach Fall neben Täterausschlüssen auch zuverlässige Identifizierungen möglich seien.
"Blut, Sperma, Nasensekret, Schuppen, Haar, Urin – da denkt man vielleicht, hmm, das ist nicht so tolle Arbeit", sagte Angela Stoklosinski. "Doch unsere Arbeit im Labor ist immens wichtig."
Nachdem die Spurensicherung die Proben am Tatort oder bei Verdächtigen genommen hat, kommen sie zur Untersuchung ins Labor. "Ziel der Untersuchung ist immer, Spuren einer Person zuzuordnen." Spurenträger können etwa Kleidung, Waffen oder Haare sein. "Wir arbeiten nicht nur belastend, wir arbeiten auch entlastend", betonte die Referentin.
Brauchte man früher 200000 bis 400000 Zellen für eine Auswertung, so reichen heute zehn bis 20 Zellen. Diese Aussicht auf Entdeckung müsse doch die Täter abschrecken, mutmaßten die Zuhörer. Die Referentin: "Manche schreckt es ab, manche nicht." 80 Prozent der zu untersuchenden Proben stammen aus Einbruchdiebstählen, erfuhren die Zuhörer.
Die DNA-Spuren sowie die Täterprofile überführter Täter werden nach richterlichem Beschluss in eine nationale DNA-Datei eingespeichert. Dadurch können oftmals auch zurückliegende Taten aufgeklärt werden. Als Beispiel für die schnelle Aufklärung durch diese Datei zog die Zell- und Molekularbiologin den Überfall auf ein Bremer Seniorenheim im Frühjahr 2012 heran. Zwei Pflegekräfte waren mit Kabelbindern gefesselt und die Räume der Demenzkranken durchsucht worden. Angela Stoklosinski: "Das war am Freitagabend, und am Montag hatten wir erste Ergebnisse. Wir konnten ein Profil erstellen, und es kam zu einem Treffer in der Datei. Das Profil des Täters war in Bayern erstellt worden, aber der Täter lebte jetzt in Bremen. Montagabend wurde er festgenommen."
Um die Proben unterscheiden zu können und zu vermeiden, dass unschuldige Menschen in die Datei eingestellt werden, braucht die Polizei natürlich wie in diesem Fall auch die Proben der Geschädigten. An einem Mordfall und zwei Vergewaltigungsfällen zeigte die Referentin die Rolle ihrer Abteilung auf. So ging es bei dem Mord eines Unternehmers an seiner Freundin darum zu untersuchen, ob die Fleischteile in Plastiksäcken Teile seiner zerstückelten Freundin waren, die der Täter verbrennen wollte.
Am Ende des Abends resümierte die Organisatorin Anja Riemer:"Ich habe viel gelernt." Das ging auch Uta und Peter Wentzky so, die im Anschluss an das Referat ebenfalls viele Fragen an die LKA-Mitarbeiterin hatten. Das Horner Ehepaar war unter anderem gekommen, um die Polizeiarbeit besser kennenzulernen, denn die Tochter macht in Hamburg eine Ausbildung zur Polizistin. Uta Wentzky, die gerne skandinavische Krimis liest, sagte: "Ich bin Krankenschwester und weiß über medizinische Dinge Bescheid. Es ist total spannend, was man da alles herausfinden kann."
Wie im Polizeilabor gearbeitet wird
Angela Stoklosinski berichtet über ihre Aufgaben in der forensischen DNA-Analytik im Landeskriminalamt
Zitat:
"Unsere Arbeit
im Labor ist
immens wichtig."
Angela Stoklosinski, LKA-Mitarbeiterin