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Blick hinter die Kulissen Wie sich Bremer Floristen auf den Muttertag vorbereiten

Muttertag ist für Floristen eine der lukrativsten Zeiten des Jahres. Wie bereiten sich Bremer Blumenhändler auf den Ansturm vor?
11.05.2024, 05:00 Uhr
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Wie sich Bremer Floristen auf den Muttertag vorbereiten
Von Kristin Hermann

Wer an diesen Tagen die beste Ware ergattern will, muss rechtzeitig aufstehen. „Der frühe Vogel fängt den Wurm, trifft hier tatsächlich zu“, sagt Birgit Pappert. Die Floristin ist Inhaberin von „Blumen Ekkehard Lange“ in Schwachhausen und bereits seit 5.30 Uhr auf dem Bremer Großmarkt unterwegs. Schnellen Schrittes läuft sie durch die Gänge und arbeitet ihre Liste ab. Ein paar Topfpflanzen hat sie dort unter anderem notiert, dazu Rosen und Gerbera. Ein kleiner Plausch zwischendurch, man kennt sich auf dem Großmarkt, viel mehr ist aktuell jedoch nicht drin.

Die Stimmung in den Lagerhallen vor dem Muttertag an diesem Sonntag ist noch geschäftiger als sonst. Für die Blumenhändler und die Einkäufer ist aktuell eine der anstrengendsten, aber auch lukrativsten Zeiten des Jahres. Wenn es gut läuft, verkaufen Pappert und ihr Team drei bis viermal so viel wie sonst. „Für uns ist Muttertag neben Weihnachten und Valentinstag das wichtigste Geschäft“, sagt Pappert.

Viele Kollegen haben sich deshalb schon in den vergangenen Tagen mit Blumen und Pflanzen eingedeckt, am Freitag und Sonnabend kaufen sie meist nur noch das ein, was fehlt oder schon wieder vergriffen ist. „Mir ist Qualität und Frische sehr wichtig, dafür komme ich gerne fast jeden Tag“, sagt Pappert. Wie zum Beweis zerrreibt sie einige Blüten auf dem Wagen vor ihr zwischen den Fingern. Die fallen allerdings durch. Die Palette daneben entspricht schon eher ihrem Geschmack. Ein Mitarbeiter des Verkäufers lädt die auserwählten Blumen auf einen Wagen und bringt sie direkt zum Auto von Pappert.

Nach mehr als 40 Jahren als Floristin braucht sie nur wenige Sekunden, um zu beurteilen, ob ihr Ware gefällt oder nicht. Sie versuche, möglichst auf regionale Blumen zu setzen. Die nächste Station führt die Floristin deshalb zum Stand von Sandra Heinken. Sie und ihr Mann bauen in Delmenhorst diverse Rosensorten an. Es sei ein gutes Jahr für den Anbau gewesen, entsprechend positiv schaue sie dem Muttertag entgegen. „Letztes Jahr hatten wir leider Pech und konnten unseren Kunden zu diesem Zeitpunkt kaum Ware anbieten“, sagt sie.

Muttertag fällt für viele Floristinnen selbst aus

Seit drei Uhr kümmert sich Heinken um die Bestellungen, wegen des großen Zulaufs sei sie aktuell eine Stunde eher als üblich da. Um acht Uhr ist der Großteil der Rosen vergriffen, danach geht es in Delmenhorst von vorne los, die Blumen für den nächsten Tag müssen geschnitten werden. Entsprechend lang sind die Arbeitstage. Zwölf bis 13 Stunden seien momentan üblich, sowohl für die Verkäufer aus dem Großmarkt als auch für die Ladeninhaber, die sich bei ihnen eindecken.

Muttertag ist für die Floristinnen selbst eher weniger entspannend. Die beiden Frauen müssen lachen, als sie sich an die Geburt ihrer Kinder erinnern. „Mein Sohn ist einen Tag vor Muttertag zur Welt gekommen“, sagt Pappert. „Bis kurz vorher habe ich noch Sträuße gebunden.“ „Bei mir war es ähnlich“, sagt Heinken.

Ortswechsel. Einige Stunden später verarbeitet Birgit Pappert in ihrem Laden in Schwachhausen zusammen mit ihren beiden Kolleginnen die Blumen, die sie zuvor auf dem Großmarkt gekauft hat. Einige davon werden bis zum Muttertag von Fahrern abgeholt, die sie in der Stadt ausliefern, andere lassen sich den Strauß persönlich im Laden zusammenstellen. Bei vielen bleibt es nicht bei einem Strauß, sagt Pappert. „Meistens wird noch etwas für die Schwiegermutter oder die Oma mitgenommen.“ Zusammen mit den Auslieferungen und den Bestellungen im Laden verkaufe sie rund um den Muttertag bis zu 850 Sträuße, schätzt Pappert.

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Der Trend gehe aktuell zu Arrangements, die wie frisch von der Wiese gepflückt aussehen, auch rosafarbene und rote Blumen seien zum Muttertag beliebt. Ihr Geschäft haben Pappert und ihre zwei Mitstreiterinnen entsprechend dekoriert. Im Fenster hängen Herzen und Schilder, die die Kunden an das Fest erinnern sollen. Satt habe sie das Geschäft mit den Blumen nach all den Jahren noch lange nicht. „Es ist ein kreativer Beruf, in dem sich immer wieder etwas ändert. Ich bin noch heute begeistert, wenn ich morgens durch den Großmarkt laufe und all die Blumen sehe, die wir dann später verarbeiten.“

Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt

Ab 25 Euro starten die klassischen Sträuße für den Muttertag, nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. „Einige geben durchaus 100 Euro und mehr aus“, sagt Pappert. Wer zum Muttertag einen Strauß kauft, muss tiefer als an anderen Tagen in die Tasche greifen. „Das liegt aber daran, dass wir selbst im Einkauf deutlich mehr bezahlen.“

Die Floristin und ihr Team versuchen, bis kurz vor Schluss so viele Bestellungen wie möglich anzunehmen. Alle Aufträge können sie jedoch voraussichtlich nicht abarbeiten: „Irgendwann erreichen wir mit drei Personen das Ende unserer Kapazitäten“, sagt Pappert. Sie würde sich wünschen, dass einige Kunden etwas eher vorbestellen. Kurzentschlossene haben jedoch am Sonntag noch die Chance, etwas im Laden zu kaufen. Drei Stunden darf das Blumengeschäft am Muttertag öffnen.

Zur Sache

Blumen und Grünpflanzen auf mehr als 250 Metern

Am Muttertag verwandelt sich die Meile vor dem historischen Speicher XI in der Überseestadt jährlich in ein Blumen- und Pflanzenmeer: Mehr als 100 Aussteller verteilen zum Lenzmarkt am Sonntag, 12. Mai, zwischen 11 und 17 Uhr ihre Beet- und Balkonpflanzen, Stauden und Rosengehölze auf mehr als 250 laufende Meter und laden zum Gucken und Kaufen ein. Artikel rund um den Garten sowie Gastronomie- und Verzehrstände runden das Angebot ab. Der Eintritt ist frei.

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