Neue Materialien, die besonders leicht und strömungsgünstig sind, sollen künftig in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Auto- und Windkraftindustrie für weniger Treibstoffverbrauch und geringere Emissionen sorgen. Erforscht werden sollen diese Materialen künftig in einem neuen Technologiezentrum in Bremen. Heute will die Deputation für Wirtschaft dafür die Planungsmittel beschließen.
Bremen. Das Forschungs- und Technologiezentrum "Ecomat" (Center for Eco-efficient Materials & Technologies") ist als Haus geplant, unter dessen Dach die wichtigsten Forschungseinrichtungen Bremens mit den wichtigsten Unternehmen aus der Industrie an Leichtbaustoffen forschen. Angestoßen haben es der Flugzeugbauer Airbus und das Raumfahrtunternehmen Astrium, beide mit Sitz in der Airportstadt. Genau dort, direkt gegenüber dem Haupteingang von Airbus, soll auch der Ecomat-Neubau mit einer Nutzfläche von 11000 Quadratmetern entstehen. 500 Arbeitsplätze sollen dort geschaffen werden, 100 davon werden laut Wirtschaftsbehörde neue Jobs sein.
Einer der wesentlichen Treiber dieses Forschungszentrums ist der Flugzeugbauer Airbus. Im März 2011 hat der damalige Deutschland-Chef Gerald Weber bei einem Besuch in Bremen das Projekt vorgestellt. Hauptgrund dafür: Die ehrgeizigen Ziele bei Effizienz und Umweltfreundlichkeit. Airbus will bis 2020 Lärm, Kohlendioxidausstoß und Treibstoffverbrauch seiner Flugzeuge um jeweils 50 Prozent reduzieren. "Dafür brauchen wir viele Innovationen und gute Ideen", sagte Weber.
Deshalb, so der Innovationsexperte der Wirtschaftsförderung Bremen WFB, Hans-Georg Tschupke, habe sich Airbus für ein Kompetenzzentrum für Leichtbau-Materialen in Bremen starkgemacht. "Aber auch die Raumfahrt, der Schiff- und Autobau sowie die Windkraft-Unternehmen sind auf Leichtbaumaterialien angewiesen", sagt Tschupke weiter. Im Ecomat-Projekt arbeiten deshalb neben den Forschungsinstituten auch namhafte Bremer Unternehmen wie Airbus, Astrium, Hella, Daimler, Kaefer Isoliertechnik und Lürssen zusammen.
"Ecomat hat das Zeug, ein Schlüsselprojekt der bremischen Wirtschaftspolitik zu werden", sagt denn auch Wirtschaftssenator Martin Günthner. "Bremen ist stark in der Luftfahrtindustrie, im Automobilbau und in der Windenergie. Hier setzen wir an und wollen mit der wissenschaftlichen Kompetenz am Standort einen Beitrag leisten, diese Industrien für die Zukunft noch stärker aufzustellen".
Tschupke betont, das Zentrum sei ein Forschungshaus für Anwendung und Verarbeitung von neuen Werkstoffen. "Es geht also darum, gemeinsam mit den Firmen die Werkstoffe industriell nutzbar zu machen", sagt der WFB-Mann. Gebaut wird das Gebäude von einer Tochtergesellschaft der WFB. Kostenpunkt: 53 Millionen Euro. Die Unternehmen ziehen dann als Mieter ein. Laut Investitionsrechnung zu einer Durchschnittsmiete von 12,50 Euro. Bei einer Vermietungsquote von 80 Prozent sei die Investition rentabel. Die habe man erreicht. "Wir können mit der Planung des Projekts im Sommer starten, sobald die Planungsmittel freigegeben sind", sagt Tschupke. "Uns liegen von allen beteiligten Unternehmen Absichtserklärungen vor, mit ihren betreffenden Abteilungen ins Ecomat einzuziehen." Ankernutzer sollen laut WFB das Airbus-Werk Bremen und das Faserinstitut Bremen sein. Bezugsfertig könnte die Einrichtung dann laut diesem Plan im Jahr 2015 sein.
Der Wirtschaftssenator und die WFB sehen die Mittel gut investiert. "Ecomat bündelt die Kompetenzen Bremens in einer absoluten Zukunftstechnologie", sagt Tschupke. "Zudem sichert es auch die bestehenden Kompetenzen der beteiligten Unternehmen am Standort Bremen, vor allem denen von Airbus." Der Flugzeugbauer hat nämlich bereits zwei werksnahe Technologieparks in Hamburg und Stade etabliert.
Die Rentabilität des Ecomat-Projekts könnte sich demnächst sogar noch deutlich freundlicher gestalten. Denn das Forschungszentrum ist unter dem Namen "RealLight-Campus" derzeit auch noch im Rennen um Projektmittel im Rahmen der Initiative "Forschungscampus" des Bundesforschungsministeriums. Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb von herausragenden Technologieprojekten auf der Ebene von Wissenschaft und Wirtschaft. Tschupke hält es für nicht unmöglich, dass Bremen die Bundesmittel von insgesamt 30 Millionen Euro für 15 Jahre erhalten könnte. "Die Entscheidung fällt im September", sagt der WFB-Innovationsexperte. An der Bewerbung sind mehr als 30 Partner aus Bremen beteiligt gewesen.
100 neue Jobs für die Forschung
Technologie-Zentrum für Leichtbau in der Airport-Stadt soll 2015 bezugsfertig sein
Zitat:
"Ecomat hat das Zeug zum Schlüsselprojekt der
Bremer Wirtschaftspolitik."
Martin Günthner, Wirtschaftssenator