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31. Internationale Tagung 500 Baumwollexperten zu Gast in Bremen

Bremen. Rund 500 Baumwollexperten aus aller Welt treffen sich von heute an zu einer Tagung in Bremen. Bis Samstag dreht sich im Rathaus alles um Anbau, Verarbeitung und Erforschung der Textilfaser. Nachhaltigkeit und Ökologie stehen im Fokus.
21.03.2012, 10:33 Uhr
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Von Annemarie Struß-von Poellnitz

Bremen. Rund 500 Baumwollexperten aus aller Welt treffen sich von heute an zu einer Tagung in Bremen. Bis Samstag geht es in Vorträgen und Diskussionen im Rathaus der Hansestadt um Anbau, Verarbeitung und Erforschung der Textilfaser.

„Was verbindet Margarine und Denim?“Diese Frage geht Beda Stadler am Mittwoch im Bremer Rathaus nach. Der Molekularbiologe und Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern ist Hauptreferent der 31. Bremer Baumwolltagung, zu der 500 Teilnehmer aus über 40 Ländern erwartet werden. Bei der Margarinefrage geht es natürlich auch um Gentechnologie – in Lebensmitteln, vor allem aber in Jeans und anderen Baumwollprodukten.

Baumwolle als Rohstoff hat bei uns zwar seine Bedeutung verloren, aber Deutschland steht weltweit an zweiter Stelle der Importländer von Baumwolltextilien. H&M, Esprit, C&A, Kik und auch die irische Kette Primark gehören zu den großen Anbietern von T-Shirts und anderen Textilien, die aus Baumwolle oder Baumwollmischfasern hergestellt werden. Produziert wird überwiegend in Asien oder in Südosteuropa, oft aber mit deutschen Maschinen. Der Textilmaschinenbau gehört zu den exportstärksten Zweigen des deutschen Maschinenbaus.

Bremen ist ab Mittwoch für vier Tage Zentrum der Baumwollindustrie. Auf Einladung der Bremer Baumwollbörse und des Faserinstituts Fibre findet im Rathaus die 31. Internationale Baumwolltagung statt. Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen die Themen Nachhaltigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Baumwolle in Konkurrenz oder in der Verbindung mit synthetischen Fasern.

Druck auf Händler und Produzenten

Der Diskussionsbedarf ist groß, denn Händler und Produzenten von Baumwolle stehen unter Druck. Der Anteil der Baumwolle am weltweiten Faserverbrauch gehe zurück, synthetische Fasern seien auf dem Vormarsch, sagt Axel Drieling vom Faserinstitut Bremen. „Kunstfasern haben an Marktanteil gewonnen und machen derzeit 65 bis 70 Prozent des Weltfaserverbrauchs aus“, so Drieling.

Allerdings sei eine leichte Trendwende zu beobachten. So würden etwa Sportartikelhersteller wieder verstärkt Baumwolle einsetzen. Ohnehin glaubt er, dass aus der Konkurrenz zwischen Baumwolle und Kunstfaser eine verstärkte Kooperation wird, von der beide Seiten profitieren. Das ist eines der zentralen Themen der Bremer Tagung. „Wir nehmen hier eine Vorreiterrolle ein, denn bisher waren das getrennte Welten. Auf der Tagung wollen wir sie zusammenbringen.“

Zweiter Schwerpunkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Anbau und Verarbeitung von Baumwolle stehen seit einiger Zeit massiv in der Kritik, die von der Missachtung von Umweltauflagen bis hin zu sozialen Missständen reicht. Die „Kampagne für saubere Kleidung“ hat gerade im Januar wieder die Arbeitsbedingungen mehrerer Zulieferer deutscher Textilanbieter in Bangladesh angeprangert. Betroffen war auch die Textilkette Kik, die sich nach mehreren Skandalen ein striktes Nachhaltigkeitsmanagement verordnet hat. Darüber referiert Kik-Geschäftsführer Michael Arretz.

Anbau in Konkurrenz zu Lebensmitteln und Biogas

Den Einsatz gentechnologisch manipulierter Baumwolle sehen viele Produzenten als Beitrag für mehr Nachhaltigkeit. „In Deutschland ist Gentechnologie zwar sehr umstritten, aber wenn Pflanzen resistent gegen Schädlinge sind, kann der Einsatz von Pestiziden reduziert werden“, sagt Jens Lukaczik, Präsident der Bremer Baumwollbörse.

Die Anbaufläche von Baumwolle liegt seit 60 Jahren konstant bei etwa 30 Millionen Hektar weltweit. „Eine Ausdehnung ist wegen der Flächenkonkurrenz mit Lebensmitteln und Biogas kaum möglich. Deshalb muss der Ertrag pro Hektar gesteigert werden. Auch dabei hilft die Gentechnologie“, sagt Lukaczik. In Indien, wo auf rund zehn Millionen Hektar Baumwolle angebaut werde, sei der Ertrag in den letzten sechs Jahren durch sogenannte transgene Baumwolle verdoppelt worden. „In Deutschland ist das allerdings ein schwieriges Thema.“

Für Axel Drieling ist Nachhaltigkeit nicht nur eine Frage des Anbaus. Selbst wenn die Fasern nach ökologischen Kriterien produziert würden, hätte die weitere Verarbeitung einen entscheidenden Anteil an der Qualität des Endprodukts. „Die Baumwolle für eine Jeans kostet gerade ein bis 1,50 Euro“, sagt Drieling.

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