Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) begegnet Meldungen über einen möglichen Umzug des Brauereikonzerns AB Inbev gelassen. NGG-Geschäftsführer Dieter Nickel hält es für „äußerst unwahrscheinlich“, dass das Unternehmen einen Teil seiner Verwaltungstätigkeiten in nächster Zeit nach Rumänien verlagern wird. Über diese Pläne hatte zuvor der „Spiegel“ geschrieben.
Mit seinem am Wochenende veröffentlichten Bericht hatte das Magazin in der Hansestadt für Aufregung gesorgt: Demnach will sich der Konzern von seinem Hochhaus in der Bremer Neustadt trennen, die Mitarbeiter der Verwaltung sollen umziehen. Mit Berufung auf Unterlagen aus einem Bieterverfahren, an dem acht Immobilienberatungsfirmen beteiligt sein sollen, berichtete der „Spiegel“ außerdem, dass gut die Hälfte der Stellen in der Bremer Verwaltung wegfallen sollen.
Umgehendes Dementi
Unternehmenssprecher Oliver Bartelt hatte diese Absicht umgehend dementiert. Auch am Montag sagte er noch einmal: „Ich kann die Angaben aus dem Bericht nicht nachvollziehen.“ Selbst vor dem Hintergrund, dass AB Inbev einen Teil seiner Verwaltung bereits vor mehr als zehn Jahren ins Ausland verlagert hatte. Damals fielen in der Hansestadt etwa 80 Jobs weg. In Servicecentern in Tschechien und Ungarn sind seither etwa die Exportaktivitäten sowie die Finanz- und Einkaufsprozesse gebündelt.
In Rumänien, das teilten Brauerei und NGG übereinstimmend mit, gebe es kein Geschäft und auch keine Absicht, daran etwas zu ändern. NGG-Chef Nickel schränkt aber ein: „Derzeit spricht nichts dafür. Aber man weiß nie, was der Konzern als nächstes tut.“
Gespräche laufen
Fest steht indes, dass AB Inbev bereits das Gespräch mit mehreren Maklerfirmen gesucht hat. Wer am Ende den Zuschlag bekommt, das markante Gebäude direkt an der Weser im Auftrag des Konzerns mit Hauptsitz im belgischen Leuven zu verkaufen und nach neuen Büroräumen in einem Radius von bis zu fünf Kilometern für die Mitarbeiter zu suchen, ist nach Angaben von Bartelt aber noch offen. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) hat angeboten, den Konzern bei der Suche nach einem neuen geeigneten Standort zu unterstützen.
AB Inbev möchte künftig in einer moderneren Umgebung arbeiten, mit kurzen Wegen zwischen den Abteilungen. Dies sei in den acht Etagen des Turms so nicht möglich, begründete der Unternehmenssprecher. Umziehen könnten am Ende tatsächlich die etwa 180 bis 220 Angestellten, die auch der „Spiegel“ genannt hat. Zwar sind in dem Bürohaus derzeit bis zu 280 Mitarbeiter beschäftigt, ein Teil von ihnen soll aber in einem Gebäude am Rande des Produktionsgeländes unterkommen. Betroffen sind laut Bartelt etwa Angestellte aus den Bereichen Logistik oder Produktionsplanung, für die die Nähe zur Brauerei wichtig sei.
„Lockerer Zeitplan“
Den Zeitplan für den Verkauf gehe man eher „locker“ an, sagt der Sprecher. Der Konzern rechnet demnach nicht damit, dass das Gebäude noch in diesem Jahr den Besitzer wechselt. Dass kein geeigneter Käufer gefunden wird, glaubt Bartelt aber auch nicht. „Die Makler waren in den ersten Gesprächen zuversichtlich“, sagte er.
Der in den 1970er-Jahren gebaute Büroturm steht auf einer Liste, auf der das Landesamt für Denkmalpflege Objekte vermerkt hat, die unter Denkmalschutz gestellt werden sollen. „Das Gebäude ist definitiv ein Denkmal“, sagte Bremens Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki. Das müsse nun nur noch schriftlich begründet und mit dem Besitzer besprochen werden, welche Folgen das hat. Allein unter optischen Aspekten werden die entsprechenden Objekte im Übrigen nicht ausgewählt: „Die Gebäude müssen eine historische Bedeutung haben, weitestgehend original und authentisch sein“, sagte Skalecki. Der Turm stehe beispielhaft für die Braukunst in der Hansestadt.