Peking. Eigentlich sollte beim I-Pad-Hersteller Foxconn Schluss sein mit Niedriglöhnen und miserablen Arbeitsbedingungen. Noch vor wenigen Wochen kündigte der Firmenchef des weltweit größten Elektronikzulieferers, Terry Gou, an, bis Ende 2013 die Löhne an den chinesischen Standorten auf dann umgerechnet rund 550 Euro mehr als zu verdoppeln. Doch nun präsentiert die Hongkonger Arbeitnehmer-Organisation Sacom (Students and Scholars Against Corporate Misbehavior) eine Umfrage, die das taiwanesische Unternehmen in China erneut in schlechtes Licht rückt.
Arbeiterinnen und Arbeiter müssten zur Disziplinierung etwa Bekenntnisbriefe verfassen und vorlesen oder die Diensttoiletten reinigen. Bei der Einstellung würden von ihnen Tests über die psychische Verfassung abverlangt. Zudem würden sie nur unzureichend über Arbeitsschutzmaßnahmen aufgeklärt. Und auch die Löhne bleiben der Untersuchung zufolge miserabel. Zwar hat die Firmenleitung sie deutlich erhöht, nachdem sich Anfang 2010 in kurzer Zeit fast ein Dutzend Mitarbeiter das Leben genommen oder es zumindest versucht hatten. Doch da die Arbeiter nun weniger bezahlte Überstunden leisteten, bekämen sie unterm Strich weniger Geld, so Sacom. Zugleich habe die Firmenleitung aufgrund der großen Nachfrage nach dem I-Pad3 die Produktionsziele erhöht. Würden sie nicht erreicht, müssten die Fabrikarbeiter doch Überstunden leisten – dann aber unentgeltlich. „Die Untersuchung zeigt, dass Arbeitsrechtsverletzungen auch weiterhin die Norm darstellen“, so Sacom. Foxconn äußerte sich zu den Vorwürfen nicht.
Die Hongkonger Arbeitnehmerorganisation hat von März bis Mai insgesamt 170 Mitarbeiter in den Foxconn-Werken von Zhengzhou und Shenzhen befragt. Allein in den Werken von Shenzhen, einer Zehn-Millionen-Stadt vor den Toren Hongkongs, arbeiten mehr als 200000 zumeist chinesische Wanderarbeiter. Die meisten von ihnen leben in gigantischen Wohnblocks auf dem Firmengelände. In Zhengzhou ist es der Umfrage zufolge sogar üblich, dass bis zu 30 Arbeiterinnen und Arbeiter sich eine Wohnung mit gerade einmal drei Schlafräumen und einem Wohnraum teilen. Was Sacom zu der heimlich durchgeführten Untersuchung veranlasst hat: Foxconn-Arbeitern ist es untersagt mit Journalisten und Wissenschaftlern zu sprechen. Zudem dürfen sie nur der Gewerkschaft beitreten, die von der Firmenleitung selbst initiiert und kontrolliert wird.