Gut 1000 Beschäftigte sind am Mittwochmittag vor die Bremer Stahlhütte gezogen und haben einen Industriestrompreis gefordert. Der soll so lange gelten, bis das Werk von Arcelor-Mittal die Wende hin zur grünen Energie hinbekommen hat. Dieser sogenannte Brückenstrompreis soll die energieintensive Industrie in Deutschland wettbewerbsfähig halten. Denn schon jetzt ist der Strom in Deutschland verglichen mit den anderen EU-Ländern mit am teuersten.
Der Arbeitsdirektor von Arcelor-Mittal Bremen sagte: "Wir benötigen dringend einen wettbewerbsfähigen Brückenstrompreis, um die Phase der Transformation zu bewältigen, in der wir auf klimaneutrale Stahlproduktion umstellen wollen. Dafür ist ein kompletter Technologiewechsel von der Roheisenherstellung im Hochofen hin zur Nutzung von Eisenschwamm und Elektrolichtbogenofen nötig." Der hohe Strompreis schränke bereits jetzt die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Industrieländern erheblich ein."
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des Bremer Stahlwerks, Mike Böhlken, betonte mit Blick auf den Weg zum klimaneutralen Stahl: "Dafür benötigen wir Zeit und qualifizierte Arbeitskräfte, um die Transformation gemeinsam zu stemmen. Der Brückenstrompreis ist schon jetzt notwendig, damit die Zukunft für unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort gesichert wird, wenn wir in Zukunft für grünen Stahl Strom und Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen verwenden wollen."
Miniaturbrücke für den Bundeskanzler
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) machte in seiner Rede deutlich, dass der gesamte Senat die Forderungen des Unternehmens und der Beschäftigten unterstützt: "Wer meint, wir brauchen in Zukunft keinen Stahl, der weiß nicht, wovon er spricht." Weil am Freitag Bundesratssitzung ist, trifft sich Bovenschulte noch an diesem Abend mit den anderen SPD-Ministerpräsidenten und Vertretern der Bundesregierung. Da wolle er das Thema Industriestrompreis ansprechen. Die Azubis der Bremer Hütte, überreichten dem Bürgermeister eine kleine Brücke aus Stahl, die sie innerhalb weniger Tage gebaut hatten. Die soll Bovenschulte dem Bundeskanzler als Symbol überreichen, um ihm damit zu sagen, wie dringend notwendig ein Brückenstrompreis sei.
Die Kundgebung fand im Rahmen der bundesweiten Stahl-Aktionswoche statt - organisiert von der IG Metall. Doch beim Thema Industriestrom ziehen Arcelor-Mittal und Gewerkschaft an einem Strang.