Der Hörsaal ist schon längst gefüllt, als es endlich losgeht. Schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass der Chef der Weltraumagentur Nasa in Bremen zu Besuch ist. Doch Robert Lightfoot gibt sich sofort unprätentiös und bittet die neugierigen Studenten bescheiden, doch bitte nicht während seines Vortrags einzuschlafen. Der Hörsaal lacht. Lightfoot hat die Nachwuchswissenschaftler auf seiner Seite.
Vor allem versucht er, die Studenten für die Missionen der Nasa zu begeistern und sie zugleich persönlich zu motivieren. Auf der Leinwand erscheint das Bild von zwölf Astronauten in den blauen Overalls der Raumfahrtagentur. Die Nasa hat sie gerade unter mehr als 18.000 Bewerbern auserwählt. Einer von ihnen könnte vielleicht der erste Mensch auf dem Mars sein, spekuliert Lightfoot. „Ihr könnt das auch schaffen“, sagt er den Luft- und Raumfahrtstudenten im Saal.
"Ihr seid die Zukunft."
Lightfoot lässt sich nicht anmerken, dass er bereits einen kleinen Marathon bei seinem ersten Besuch in Bremen hinter sich hat. Zunächst besuchte der Nasa-Chef die beiden Raumfahrtkonzerne Airbus und OHB. Von dort ging es weiter zu einer Stippvisite im „drop tower“ im Technologiepark. Im Fallturm ging es, wie schon bei Airbus, um gemeinsame Projekte.
Das erste Mal besuchte ein Nasa-Direktor das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation der Universität Bremen im Technologiepark. Marc Avila, Direktor des Zarm, begrüßt Lightfoot zu seinem Vortrag in der sogenannten Keksdose und setzt ebenfalls bei seinen jungen Zuhörern an. „Ihr seid die Zukunft.“
Die Aussichten der Raumfahrt seien dabei vielversprechend. Außerdem seien die Luft- und Raumfahrtstudenten genau am richtigen Ort: „Bremen ist die Stadt der Raumfahrt. Die Zukunft gehört euch.“ Derzeit ist Lightfoot auf einer Europareise. Vor Bremen sei er in Paris gewesen, zur weltgrößten Luftfahrtmesse Le Bourget.
Wichtigkeit der Weltraummission Orion
Woran die Nasa arbeite, ist Lightfoot ein Anliegen zu präsentieren. Gespannt sei er etwa auf die Bilder der Nasa-Raumsonde „Cassini“, die bald schon beeindruckende Bilder vom Saturn liefern werde. Wie wichtig die Weltraummission Orion sei, betont er besonders.
Denn mit ihr stoße man tiefer in den Weltraum hinein als jemals zuvor. Mehr als 64.000 Meter über den Mond will die Nasa mit Orion zunächst mit einer unbemannten Raumkapsel hinaus. Die Partnerschaft mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA verlaufe dabei „great“.
Nicht ohne Grund sprach der Nasa-Chef vor allem von Orion. Das Bremer Werk von Airbus Defence and Space ist am ambitionierten Projekt direkt beteiligt. Es liefert bereits für die unbemannte Mission 2019 das Europäische Servicemodul ESM. In einem spektakulären Video wird die Mission Orion mit dramatischer Musik vorweggenommen.
Nur vorübergehend im Amt
Seit dem 20. Januar dieses Jahres ist Lightfoot kommissarischer Leiter der NASA. Ob er noch im Amt ist, wenn im nächsten Jahr der größte Weltraumkongress in Bremen stattfindet? Natürlich sei die Nasa beim International Astronautical Congress immer dabei. Lightfoot zeigt den Anstecker an seinem Jackett mit dem Aufdruck „IAC 2018“.
Er nimmt das Amt nur vorübergehend wahr, bis der US-Senat einen vom Präsidenten nominierten Nachfolger bestätigt. Dass er seine Aufgabe gerne macht, stellt er gleich zu Beginn des Vortrags klar: „Ich habe den besten Job in der Welt.“ Die Studenten interessieren sich in ihren Fragen für ganze verschiedene Themen – etwa den Klimawandel.
Lightfoot hält fest: „Die Erde verändert sich. Das Klima verändert sich. Das ist unbestritten.“ Ein anderer Student will wissen, wann es Kolonisationen im Weltall gibt. Nicht auf alle Fragen hat Lightfoot eine konkrete Antwort. Im Anschluss an seinen Vortrag „Nasas Entdeckungsreise“ müssen alle im Hörsaal zusammenrücken. Lightfoot möchte ein Selfie mit sich und den Studenten machen. Es ist nicht das letzte, für das er sich Zeit nimmt.