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Auslastung verdoppelt Autofähre statt Elbtunnel

In den vergangenene Jahren hatte die Verbindung Cuxhaven-Brunsbüttel immer mit der Auslastung zu kämpfen. Doch Dauerstau auf der A7 beschert dem neuen Unternehmen Auftrieb. Das freut auch „Grete“.
20.07.2017, 19:21 Uhr
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Autofähre statt Elbtunnel
Von Peter Hanuschke

Cuxhaven. Dauerbaustelle A7, ein verstopfter Elbtunnel – wer mit dem Auto oder dem Lastwagen an Hamburg vorbeikommen will, muss mehr Zeit einplanen. Diese Verkehrsprobleme haben aber auch ihre positiven Auswirkungen – zumindest für die Elbverbindung Cuxhaven-Brunsbüttel. Nach dem Neustart zieht die Betreibergesellschaft für die ersten 50 Tage eine positive Bilanz: Sie transportierte 52 500 Passagiere über die Elbe. Das in Insolvenz gegangene Vorgängerunternehmen erreichte im Vorjahreszeitraum 47 065 Passagiere – allerdings mit zwei Fähren, statt aktuell nur mit einer.

Der Grund für den erfolgreichen Neustart liegt für Elb-Link-Geschäftsführer Bernd Bässmann auf der Hand: „Immer mehr Autofahrer erkennen offenbar die Attraktivität der Fährroute gerade im Nord-Süd-Verkehr.“ Die Route übers Wasser sei kürzer, schneller und günstiger als der Landweg über die dauerverstopfte A7.

Schiff braucht 74 Minuten

Allerdings profitiert die zum Jahresanfang neu gegründete Gesellschaft nicht nur von Verkehrsproblemen an anderer Stelle: Durch Steigerung der Motorenleistung an der Elbfähre „Grete“ und damit höherer Geschwindigkeit sowie verkürzter Liegezeiten dauert die Überfahrt laut Elb-Link statt 90 Minuten nun maximal 75 Minuten. „Wir haben auch eine optimierte Routenführung“, so Mitgesellschafter Jens-Peter Berg. Die Liegezeiten habe man durch Prozessoptimierungen insgesamt beschleunigen können. „Manchmal sind das nur kleinere Bausteine, wie etwa klarere Angaben wie und wo ein Pkw abgestellt werden soll, aber in der Menge macht das viel aus.“

Auch an anderer Stelle habe das Unternehmen sein Angebot verbessern können: „Wir verfügen über ein völlig neues kundenfreundliches Buchungssystem, und die Website wurde ebenfalls neu gestaltet“, so Berg. Buchungen übers Internet würden immer mehr zunehmen. Sie hätten auch den Vorteil, dass sie zum einen günstiger seien als der Ticketkauf am Schalter, und zum anderen bekäme man auch auf jeden Fall einen Platz auf der Fähre.

„Grete“ hat Platz für 150 Fahrzeuge

Die 98 Meter lange „Grete“, die inzwischen unter deutscher Flagge fährt und nicht mehr wie im vergangenen Jahr unter der von Estland, hat eine maximale Kapazität von 690 Passagieren und 150 Fahrzeugen. Die Ro-Ro-Fähre wurde 2010 auf der Fiskerstrand-Werft im Nordwesten Norwegens gebaut. Die „Grete“ fuhr auch bereits für das Vorgängerunternehmen, das im Sommer 2015 als Elb-Link Reederei GmbH die 14 Jahre lang unterbrochene Fährverbindung zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel wieder neu in Betrieb genommen hatte.

Das Nachfolgeunternehmen konnte auch bei Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Zahlen steigern: Denn die Zahl der beförderten Pkw und Wohnmobile stieg von 12 100 auf nunmehr 14 250 Einheiten. Auch die Frachtzahlen sind im Plus: 1800 Frachteinheiten in diesem Jahr stehen 1792 im Vergleichszeitraum 2016 gegenüber.

Im Winter mit Grünkohl-Essen

Die Kunden kämen sowohl aus dem regionalen Raum als auch aus dem Ausland: „Wir haben inzwischen viele Kennzeichen aus den Benelux-Ländern, aus Dänemark, Schweden und Norwegen“, sagt Berg. Die Fährverbindung habe internationalen Charakter. Gerade auch der Güterverkehr aus diesen Ländern nehme zu. „Ein Argument für den Güterverkehr ist natürlich auch, dass der Zeitraum auf der Fähre auch den Regularien einer vorgeschriebenen Ruhezeit für Lkw-Fahrer entspricht, und zwar mit dem Charme, dass die Pause nicht auf einen Rastplatz erfolgt, sondern auf der Fähre, wobei der Fahrer auch gleichzeitig noch Kilometer machen kann.“

Es gebe aber auch viele Geschäftsleute, die diese Fährverbindung regelmäßig nutzen und auch zahlreiche Tagesausflügler. Letztere nutzten vor allem auch die verschiedenen Angebote, die mit der Wieder-Eröffnung des Traditionsrestaurants Seestern direkt am Fähranleger in Cuxhaven zusammenhängen und in dieser Kooperation für ein umfangreiches Speiseangebot an Bord sorgen. „Wir werden auch im Winterfahrplan besondere Angebote wie Kohl- und Pinkel-Essen oder Events in der Weihnachtszeit anbieten“, so Berg.

Der Fahrplan werde dann voraussichtlich annähernd so aussehen wie jetzt im Sommer, also wochentags sechs Fahrten in jede Richtung haben. „Fürs Wochenende sind wir derzeit noch ein bisschen am Feilen, was dann die Häufigkeit der Fahrten angeht“, so der Gesellschafter.

Ticketpreise bei Randverbindungen wohl günstiger

Künftig werde Elb-Link auch das sogenannte Yield-Management einsetzen. Dieses System werde auch von der Deutschen Bahn sowie von zahlreichen Fluggesellschaften genutzt, so Berg. „Es kann uns dabei in die Lage versetzen, flexiblere Preisgestaltungen anzubieten, also auch Preise stärker im Zusammenhang mit der Auslastung zu setzen.“ So könne etwa die frühe Abfahrtszeit um 5.30 Uhr, die bereits für viele Lkw-Fahrer interessant sei, über eine attraktive Preisgestaltung auch für Pkw-Fahrer interessanter gemacht werden. Außerdem soll das System auch die Auslastung optimieren, also berechnen, welche Anteile an Fracht-, Personen- und Pkw-Fahrten am sinnvollsten dabei helfen, das Gesamtergebnis zu verbessern. Elb-Link-Geschäftsführer Bernd Bässmann blickt zuversichtlich in die Zukunft des Unternehmens: „Die Auslastung der 'Grete' konnte mehr als verdoppelt werden.“ Das steigere deutlich die Rentabilität der Betreibergesellschaft und „dadurch werden wir langfristig den Erhalt des Betriebes absichern“.

„Immer mehr erkennen wohl die Attraktivität der Fährverbindung.“ Geschäftsführer Bernd Bässmann
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