München. Die ehemaligen Top-Manager der BayernLB sollen für den Milliarden-Fehlkauf der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria (HGAA) teuer bezahlen: Wegen grober Pflichtverletzungen verklagt die Landesbank ihren kompletten ehemaligen Vorstand auf 200 Millionen Euro Schadenersatz. Heute beginnt der Zivilprozess gegen die acht Männer vor dem Landgericht München. Auf ein Wiedersehen vor Gericht wollen die Ex-Vorstände aber lieber verzichten: Das Gericht hatte zwar eigentlich persönliches Erscheinen zu der Verhandlung angeordnet – die Beklagten ließen sich aber entschuldigen und lassen sich nun von ihren Anwälten vertreten.
Vor allem für den früheren BayernLB-Chef Michael Kemmer wäre ein Auftritt im Gerichtssaal unangenehm geworden: Er hat als einziger der ehemaligen BayernLB-Führungsriege noch einen Spitzenjob in der Wirtschaft – als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken.
Vor fünf Jahren waren die acht Männer noch ein mächtiges Team, das Milliarden bewegen konnte: Im Mai 2007 besiegelte der Vorstand den Kauf der HGAA, obwohl damals schon bekannt war, dass sie Probleme hatte. Die BayernLB wirft dem damaligen Vorständen deshalb schwere Fehler vor. Zu den Beklagten gehört auch Gerhard Gribkowsky, der sich seit acht Monaten in einem Strafprozess verantworten muss: Als Risikovorstand der Bank soll er 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone angenommen haben und sitzt seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft.
Auch gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats wie den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein oder den einstigen Wirtschaftsminister Erwin Huber (beide CSU) hatte die BayernLB Schadenersatzansprüche geprüft. Da sie sich nach Einschätzung von Juristen aber nur "leicht fahrlässig" verhalten haben, verzichtete die Bank bei den meisten auf rechtliche Schritte. Nur von Ex-Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) und Ex-Sparkassenpräsident Siegfried Naser verlangt sie ebenfalls Schadenersatz wegen grober Fahrlässigkeit.
Den Freistaat als Haupteigentümer der BayernLB hat das Desaster mehr als 3,7 Milliarden Euro gekostet. Im Dezember 2009 gab die BayernLB die HGAA an Österreich zurück, wo sie notverstaatlicht wurde. Strafrechtlichen Ermittlungen gegen die ehemaligen Manager liegen derzeit auf Eis: Weil das Münchner Landgericht an der 474 Seiten dicken Anklageschrift der Staatsanwaltschaft zweifelte, gab es Anfang des Jahres ein Gutachten in Auftrag. Seitdem ist unklar, ob es überhaupt zu einem Strafprozess kommen wird.