Kriminelle missbrauchen den Messenger-Dienst Whatsapp schon seit Längerem für ihre Zwecke. Ob dubiose Kettenbriefe oder Erpressung mit angeblich gestohlenen Fotos - Betrüger haben schon öfter einen Weg gefunden, ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. In letzter Zeit häufen sich bundesweit Fälle einer neuen Betrugsmasche. Diese sei im Grunde uralt, sagt Gerrit Cegielka von der Verbraucherzentrale Bremen. "Sie funktioniert ähnlich wie der Enkeltrick." Laut Verbraucherzentrale gibt es auch in Bremen Betroffene.
Wie funktioniert die Masche?
Über Whatsapp kommt eine Nachricht wie "Hallo Mama, ich brauche Hilfe!", in der der angebliche Sohn oder die Tochter schildert, dass das Handy kaputt gegangen sei und man nun eine neue Nummer habe. Gleichzeitig fragt der Schreiber oder die Schreiberin nach Geld, das auf ein fremdes Konto überwiesen werden soll, um das neue Handy zu bezahlen. Die erfundenen Szenarien rund um die vermeintliche Notlage variieren und reichen von Rechnungen, die schnell bezahlt werden müssten, bis zu Problemen beim Online-Banking. Häufig werden mehrere tausend Euro gefordert. In der Regel bitten die unbekannten Betrüger ihre „Verwandten“ um Überweisung von bis zu vierstelligen Geldbeträgen auf Konten bei Onlinebanken - aufgrund der „zeitlichen Dringlichkeit“ per Echtzeitüberweisung.
Verbraucherschützer Cegielka sagt, dass Kriminelle, ähnlich wie beim bekannten Enkeltrick am Telefon, den Schockmoment ausnutzen. Sind es beim klassischen Enkeltrick eher ältere Menschen, fallen bei der Whatsapp-Masche auch Jüngere auf die Nachrichten herein. "Das Perfide an der Sache ist, dass sie diesen persönlichen Eindruck vermitteln."
Da viele Betroffene die Nummer nicht erkennen, würden sie nachfragen, ob es sich wirklich um den Sohn oder die Tochter handelt und dabei auch den Namen erwähnen. Das nutzten die Täter ebenfalls aus. "Die Schreiber sind so geschult, dass die Betroffenen persönliche Daten oder Kontonummern preisgeben", erklärt der Verbraucherschützer. Oft fliege der Betrug erst auf, wenn bei den Angehörigen direkt nachgefragt wird, ob das Geld auch angekommen sei. "Wenn Menschen auf die Masche hereingefallen sind, ist das oft sehr schambehaftet." Ist die Überweisung erst ausgeführt, sei es schwierig, das Geld zurück zu bekommen. In verschiedenen Fällen deutschlandweit wurden teilweise mehrere tausend Euro ergaunert.
Wie kommen die Täter an die Nummern?
"Da wird teilweise einfach ausprobiert", sagt Cegielka. Die Täter schickten eine Seriennachricht an viele potenzielle Opfer. "Wenn eine Nummer reagiert, wird die weiter bearbeitet." Oft machen es Menschen Kriminellen aber auch leicht, indem sie ihre Handynummern bei Ebay-Kleinanzeigen oder bei Kleinanzeigen in der Zeitung angeben. Bei Ebay-Kleinanzeigen werde laut Verbraucherzentrale in manchen Fällen versucht, die Menschen von der angegliederten Chat-Funktion zu Whatsapp zu lotsen, da hier die Kommunikation nicht mehr so leicht nachvollziehbar sei. Oftmals finde der Kontakt Wochen nach der Abwicklung des Geschäfts statt. Andererseits geben viele Menschen ihre Handynummern bei Online-Registrierungen oder zu Werbezwecken an. "Wenn ein Unternehmen mit der Werbung nicht weiterkommt, werden die Nummern oft gehandelt", sagt Cegielka.
Wie kann man sich schützen?
Der Experte von der Verbraucherzentrale rät, man solle immer skeptisch sein. Wenn sich der Absender als Verwandter ausgibt und um Geld bittet, sollte man nicht leichtfertig darauf eingehen. "Immer wenn es um Geld geht, sollte man nachfragen, ob man mit der richtigen Person kommuniziert." Über einen kurzen Anruf bei den Kindern oder Enkeln könnte man meist direkt herausfinden, ob sie wirklich hinter der Nachricht steckten. Man sollte das Gespräch nicht über Whatsapp weiterführen.
"Wenn schon Geld gezahlt wurde, raten wir den Betroffenen, direkt zur Polizei zugehen", sagt Cegielka. So könnten Ermittlungen aufgenommen werden und die Polizei könne versuchen, die Telefonnummer zurückzuverfolgen. Dafür sollten Screenshots des Chatverlaufes, des Kontakts und der Überweisung mit eindeutig erkennbarem Empfängerkonto mitgebracht werden. Wer auf die Masche hereingefallen sein, sollte sofort seine Bank informieren, die die Überweisung vielleicht noch stoppen kann, wenn nicht schon mehrere Stunden vergangen sind. Dann gilt es Anzeige bei der örtlichen Polizei zu erstatten.
"Das Problem ist, dass man im Nachhinein oft nur schwer ermitteln kann, wie die Täter an die Daten gekommen sind", erklärt der Verbraucherschützer. Generell rät die Verbraucherzentrale, möglichst wenig Daten preiszugeben. Sollte ein Kontakt beispielsweise bei Ebay-Kleinanzeigen vorschlagen, die Verhandlung bei Whatsapp oder per Mail weiterzuführen, dürfe man sich nicht darauf einlassen. Außerdem sollte man fremde Nummern nicht einfach abspeichern, sondern die vermeintlich alte bekannte Nummer anrufen und fragen, ob die Nummer wirklich geändert wurde. "Im Zweifelsfall kann man bei Whatsapp den Absender sperren und melden", erklärt Cegielka.