Im Gebiet der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven gibt es nun mehr offene Stellen als vor der Corona-Pandemie im März vor zwei Jahren. Es handelt sich um 9174 offene Arbeitsangebote, worüber sich der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann, freut. Seit der Fusion der Arbeitsagenturen von Bremen und Bremerhaven, zu dessen Gebiet auch der Landkreis Osterholz-Scharmbeck gehört, habe es nicht so viele offene Stellen gegeben. Es sei nicht nur der Handel sowie das Gastgewerbe, die auf der Suche nach zusätzlichen Beschäftigten sind. Auch im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheitswesen sowie in der Sozialarbeit und der Zeitarbeit werde kräftigt gesucht. Ossmann sagte, dass sich diese Entwicklung momentan eigentlich quer durch alle Branchen ziehe.
Ossmann sieht das als gutes Anzeichen dafür, dass die Folgen der Pandemie für den Arbeitsmarkt langsam der Vergangenheit angehören. Auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeige das, was die Experten als Frühjahrsbelebung bezeichnen. In der Stadt Bremen sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 9,5 Prozent. Im März 2021 lag die Arbeitslosenquote noch bei 10,9 Prozent. In Bremerhaven sank die Arbeitslosenquote gegenüber dem Februar um 0,4 Punkte auf 12,8 Prozent. Im Vorjahresmonat lag die Quote bei 13,6 Prozent. In Niedersachsen sank die Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent auf 5,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei sechs Prozent.
Lieferengpässe wegen Ukraine können Kurzarbeit erhöhen
Eine ähnliche Tendenz ist bei der Kurzarbeit zu beobachten. Im März zeigten 52 Unternehmen für 512 Beschäftigte Kurzarbeit an. Auch das ist ein Minus verglichen mit 154 Anzeigen im Februar für 1700 Beschäftigte. Die Anzeigen sagen allerdings noch nichts darüber aus, ob es in den Betrieben auch wirklich in Kurzarbeit geht. Darüber lässt sich erst ein halbes Jahr später etwas sagen. Die Kurzarbeit behält Ossmann allerdings besonders im Blick: "Durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine könnte es im Bereich Automotive mit Herstellern und Zulieferern zu Lieferengpässen kommen sowie auch in anderen Branchen."
Sollte hier rasant die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit ansteigen, würde Ossmann das dafür zuständige Team mit Beschäftigten aus anderen Bereichen aufstocken. Das könnte in anderen Teilen der Arbeitsagentur zu Verzögerungen führen. Zu diesem Schritt griff die Agentur bereits in den Hochzeiten der Pandemie. Die Behörde ist in Bremen auch durch eine höhere Zahl an Coronafällen unter den Beschäftigten betroffen. Dennoch würde der Krankenstand bisher nicht zu Einschränkungen in den verschiedenen Kundenbereichen führen.
Internetseiten auf Ukrainisch
Ebenso bereitet sich die Arbeitsagentur auf die Flüchtlinge aus der Ukraine vor. "Die Menschen haben momentan bestimmt andere Dinge im Kopf. Aber wenn sie Interesse an der Suche eines Arbeitsplatzes haben, stehen wir für sie zur Verfügung", stellte Ossmann fest. Dazu hat die Bremer Arbeitsagentur extra wichtige Seiten ihres Internetangebots ins Ukrainische übersetzt. Dabei haben Beschäftigte der Agentur geholfen, deren Muttersprache Ukrainisch ist. "Auch Unternehmen haben schon angefragt und zeigen Interesse an den Geflüchteten", ergänzte der Chef der Arbeitsagentur. Um arbeiten zu dürfen, benötigen die Ukrainer eine Aufenthaltserlaubnis.
Auf dem Ausbildungsmarkt kann Ossmann auch noch eine positive Entwicklung feststellen: "Die Unternehmen melden uns mehr Ausbildungsplätze als im vergangenen Jahr." Im März lag die Zahl der offenen Angebote im Agenturbezirk bei 4535 und damit zwei Prozent über der Zahl von 2021. Davon waren noch 3372 Stellen unbesetzt. Gleichzeitig verzeichnen Ossmann und sein Team 3564 Bewerber. Dies entspricht einem Plus von 0,8 Prozent. "Insgesamt stehen die Chancen, in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden, sehr gut", sagte er abschließend.