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Händler importieren immer mehr Öko-Lebensmittel Bio-Ware aus der Region wird knapp

Bremen. Beim Einkaufen greifen wieder mehr Deutsche nach Bio-Lebensmitteln. Doch ein Großteil der Ware stammt aus Importen, weil es nicht genügend heimische Erzeuger gibt. Diesen Trend bestätigen auch Bremer Bio-Händler.
14.02.2012, 05:00 Uhr
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Von Sebastian Manz

Bremen. Beim Einkaufen greifen wieder mehr Deutsche nach Bio-Lebensmitteln. Doch ein Großteil der Ware stammt aus Importen, weil es nicht genügend heimische Erzeuger gibt. Diesen Trend bestätigen auch Bremer Bio-Händler. Die Bundesregierung sieht in dieser Situation ein großes Potenzial für die heimischen Bauern. Derzeit sind nur sechs Prozent der deutschen Anbauflächen öko.

Für Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) ist die Sache klar: Deutsche Bauern sollen sich stärker im wachsenden Geschäft mit Bioprodukten engagieren. "Es muss das Ziel der deutschen Landwirtschaft sein, die Inlandsnachfrage so weit wie möglich selbst bedienen zu können - da ist noch viel Luft nach oben", sagte Aigner im Vorfeld der weltgrößten Spezialmesse "Biofach", die morgen in Nürnberg beginnt. Der Markt für ökologische Lebensmittel in Deutschland hat sich nach einer Flaute wieder spürbar belebt, basiert aber auf einem hohen Importanteil. Besonders Gemüse, Getreide, Eier und Kartoffeln werden eingeführt. Auf rund sechs Prozent der Agrarfläche in Deutschland gibt es Ökolandbau.

Aigner hob neben großen Exportchancen für deutsche Ökobauern die regionale Verankerung hervor. "Bio hat seine Wurzeln traditionell in der Region." Das sei eine Stärke, die bei aller Weltoffenheit nicht verloren gehen dürfe. "Weite Transporte von Bioprodukten, die auch vor Ort erzeugt werden könnten, werden von den Verbrauchern kritisch hinterfragt." Die Ministerin betonte, die Bundesregierung stehe zur Förderung des Ökolandbaus. Um den Wachstumskurs der deutschen Biobranche zu unterstützen, seien die Bundesländer am Zug, die Förderspielräume ausschöpfen sollten.

Die Förderung klafft laut einer Branchenstudie bundesweit stark auseinander. Die besten Anreize bieten Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen, wie der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kürzlich mitgeteilt hatte. Schlusslicht ist demnach Schleswig-Holstein, Bremen wird in der Erhebung nicht berücksichtigt, Niedersachsen landet im unteren Mittelfeld. Vielen Ländern fehle der Wille, die Chancen des Biomarkts für Landwirte nutzbar zu machen, kritisierte der Verband. Bewertet wurden unter anderem Förderzahlungen für den Ökolandbau, die in Westdeutschland zu 18 Prozent und im Osten zu acht Prozent von den Ländern getragen werden. Der Rest kommt von Bund und EU.

Nach langer Zeit mit zweistelligen Wachstumsraten hatte der deutsche Biomarkt 2009 stagniert und legte 2010 nur um zwei Prozent auf 5,9 Milliarden Euro zu. Im vergangenen Jahr dürften die Haushalte nach Daten des Marktforschungsunternehmens GfK rund 9,5 Prozent mehr für Bioprodukte ausgegeben haben.

Eine Entwicklung, die auch in Bremen deutlich zu spüren war. Um 15 Prozent wuchs etwa das Geschäft des größten lokalen Bio-Großhändlers Naturkost Kontor Bremen im vergangenen Jahr. Insgesamt elf Millionen Euro setzte das Unternehmen um. "Regionale Ware wird auch bei uns immer gefragter", sagt Marketingleiter Jörn Rathjen. Noch könne die Nachfrage gedeckt werden. Händler, die größere Abnehmer wie etwa Supermarktketten versorgen müssten, klagten dagegen bereits über Lieferengpässe.

Doch selbst bei bescheideneren Initiativen wie der Erzeuger Verbraucher Genossenschaft (EVG) macht sich die allgemeine Entwicklung bemerkbar. Der Zusammenschluss aus rund 550 Verbrauchern und Erzeugern aus Bremern und Umgebung hat in jüngster Zeit enormen Zuspruch erfahren. "Wir haben so viele Kunden wie noch nie", sagt Vorstandsmitglied Jan Saffe. Erklärtes Prinzip der Initiative ist es, sämtliche Grundnahrungsmittel aus regionaler Erzeugung bereitzustellen. "Manchmal stoßen wir damit in letzter Zeit an unsere Grenzen", sagt Saffe.

Die Hoffnung, dass künftig noch mehr Bauern auf ökologische Landwirtschaft umstellen, teilen alle Bremer Biohändler. "Natürlich wünschen wir uns einen großen Anteil an Betrieben, die nach den Richtlinien unabhängiger Anbauverbände produzieren und sich nicht nur an der EG-Bio-Verordnung orientieren", sagt Markus Busch von Ökomarkt Bremen. Immer mehr Verbraucher unterscheiden mittlerweile zwischen den einzelnen Güteprädikaten. Siegel, die auf vergleichsweise strenge Vorschriften hinweisen, werden verstärkt nachgefragt. "Wenn's mal knapp wird, dann meistens Demeter- oder Biolandware", sagt Jörn Rathjen vom Naturkost Kontor. Für Landwirte, auch da sind sich Bremens Biohändler einig, bleibt die Umstellung auf Öko-Landwirtschaft mit einem Risiko verbunden. Bis zu drei Jahre dauert die Umstellungsphase, in der zwar biologisch gewirtschaftet werden muss, aber die Erzeugnisse nicht als bio verkauft werden dürfen.

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